Bielefeld. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat ein Ermittlungsverfahren gegen Arminia Bielefelds Trainer Mitch Kniat eingeleitet. Grund sind die Vorkommnisse beim Auswärtsspiel der Arminia am vergangenen Sonntag bei Viktoria Köln. DSC-Keeper Jonas Kersken war in der zweiten Halbzeit plötzlich unvermittelt zu Boden gegangen und hatte sich ausgiebig behandeln lassen.

Trainer Kniat nutzte die so entstandene Unterbrechung für taktische Anweisungen, was seinen Kölner Kollegen Olaf Janßen in Rage brachte. Dieser unterstellte Kersken Schauspielerei. Nach dem Spiel erhob er schwere Vorwürfe auch gegen Kniat, der wiederum gar nicht erst den Versuch unternahm, sich dem Verdacht eines Täuschungsversuchs zu entziehen.

Kniat gab an, Verständnis für den Ärger seines Kollegen zu haben. „Ich kann Olafs Wut verstehen, aber das sind die Regeln. Man kann es als unsportlich titulieren“, räumte der 39-Jährige ein.

„Unter aller Kanone“: Schauspielerei-Vorwurf gegen Arminias Keeper Kersken

„Unsportlich“: Kölns Trainer kritisiert Arminia Bielefeld scharf

„Jeder weiß, wie ich zu Mitch Kniat stehe. Er ist ein überragender Trainer und Mensch. Aber das passiert in jedem zweiten Spiel. Der Torwart legt sich hin, hat keine Verletzung und die ganze Mannschaft geht zur Bank, um sich taktische Anweisungen zu holen“, erklärte Janßen. „Das finde ich unter aller Kanone. Eine Verletzung vorzutäuschen und sein gesamtes Team zur Seite zu holen und eine taktische Absprache zu machen, finde ich drüber. Das macht man nicht. Das ist unsportlich.“


Viktoria Kölns Coach Olaf Janßen ist stocksauer. Er spricht von Schauspielerei. - © Teresa Kroeger

Viktoria Kölns Coach Olaf Janßen ist stocksauer. Er spricht von Schauspielerei.
| © Teresa Kroeger

Janßens Mannschaft war beim Stand von 0:1 zu diesem Zeitpunkt besser im Spiel, der Ausgleich für die Viktoria lag in der Luft. Kniat und den Arminen gelang es durch die „Auszeit“, den Rhythmus der Gastgeber zu brechen. Janßen wurde für seinen emotionalen Ausbruch mit der Roten Karte bestraft. Bielefeld gewann die Partie im Sportpark Höhenberg mit 2:0 (1:0).

Und Kersken? Der Keeper konnte nach der „Behandlungspause“ weiterspielen. Sein Trainer sagte später bei der Pressekonferenz, eine „Grauzone“ im Regelwerk genutzt zu haben, denn: Wenn der Torwart verletzt ist, darf das Spiel nicht fortgesetzt werden.

Arminia Bielefelds Trainer Kniat nutzt „Kniff“

Kniat, Kersken und Co. führten das Schauspiel nicht zum ersten Mal auf. Bereits nach der Heimpartie gegen den 1. FC Saarbrücken (3:1) Mitte März hatte der DSC-Trainer gesagt: „Das mit dem Torwart ist bei uns auch immer geplant. Kersken hat nichts, sondern wir wollen taktisch ein paar Änderungen vornehmen. Es gibt ein paar Kniffe, die die Jungs lernen müssen.“


Arminia-Torwart Jonas Kersken lässt sich während des Spiels in Köln behandeln. - © Teresa Kroeger

Arminia-Torwart Jonas Kersken lässt sich während des Spiels in Köln behandeln.
| © Teresa Kroeger

„Man kann dem Torhüter grundsätzlich nichts beweisen. Und die anderen Spieler verhalten sich bei einer Taktikbesprechung ebenfalls regelkonform, wenn sie das Spielfeld nicht verlassen“, erklärte Alex Feuerherdt, Sprecher der DFB Schiri GmbH, gegenüber „sportschau.de“.

Am Dienstag hat der DFB das Ermittlungsverfahren gegen Kniat eingeleitet. Der Coach sei vom Verband angeschrieben und zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Nach Vorliegen und Auswerten der Stellungnahme werde der Kontrollausschuss über den weiteren Vorgang des Verfahrens entscheiden, heißt es vonseiten des DFB. Nach Spekulationen von „liga3-online.de“ könnte Kniat wegen des Missachtens der Fairplay-Grundsätze eine Geldstrafe drohen, auch wenn er keinen Regelverstoß begangen habe.