Tänzer proben in einem Tanzraum

AUDIO: Goyo Montero formt energiegeladen Hannovers neues Ballett (4 Min)

Stand: 25.08.2025 10:34 Uhr

Seinen „persönlichen Liebesbrief an den Tanz“ nennt der neue Leiter des Staatsballetts, Goyo Montero, sein Tanzstück „Goldberg“. Seine Neuauflage möchte er dem Publikum in Hannover Ende Oktober präsentieren. Ein Probenbesuch.

von Agnes Bührig

Großer Ballettsaal der Staatsoper Hannover: Goyo Montero, schlank und drahtig, kahlrasierter Kopf, wohlwollend konzentrierter Blick, läuft bei der Probe immer wieder durch sein 28 Menschen umfassendes Ensemble und zeigt Bewegungsabläufe. Mal streckt er die Arme weit auseinander, dann wieder liegt er auf der Seite am Boden, lässt die Füße wie beim Radfahren rotieren, der Körper bewegt sich um die eigene Achse.

„Ich bin nicht mehr auf der Bühne, aber ich versuche durch meinen eigenen Körper, meine Choreografie zu präsentieren“, erklärt der Tänzer, Ballettchef und Choreograph. „Natürlich sind es Ideen und manchmal ist ein Choreograph auch ein Regisseur. Er spricht über Konzepte, Ideen, Gefühle, aber man zeigt auch Manches. Ich habe auch meine eigene Sprache durch meine Körperlichkeit gefunden und versuche dann, meine Stile zu zeigen.“

Goyo Montero – Kind einer Tänzerfamilie

Musik spielt für Goyo Montero dabei eine wichtige Rolle. Für seine Choreografie Goldberg, die er 2022 als Ballettchef für das Staatstheater Nürnberg schuf, hat der Kanadier Owen Belton die Goldberg-Variationen elektroakustisch erweitert. Es geht um Wirklichkeit und Traum. Wie aus dem Schlaf aufschreckend, zucken am Boden liegende Körper kurz und energisch auf. Der spanische Ballettchef schnipst, klopft und stampft den Takt dazu.

„Mein Vater und meine Mutter waren Tänzer. Mein Vater war Choreograf – spanischer Tanz und Flamenco, aber er hatte auch eine klassische Ausbildung“, erzählt Montero. „Meine Mutter war Tänzerin und sie war auch Ballettlehrerin, so wie mein Onkel. Er war ein spanischer Solist aus dem Ballet Nacional de España. Ich konnte einfach nichts anderes machen als tanzen und natürlich habe ich vom Tanz sehr früh viel gesehen, viele verschiedene Stile und Vorstellungen. Das war jetzt auch für meine Karriere als Choreograf sehr wichtig.“

"Trionfo - Vier letzte Nächte" nach einem Oratorium von Georg Friedrich Händel in der Staatsoper Hannover

Die Staatsoper Hannover erarbeitet mit internationalen Künstlern und Künstlerinnen vielfältige und innovative Programme.

Ballett Hannover: „Das richtige Theater“

Seine Eltern setzen auf Bildung. Und so durchläuft er zunächst eine Ausbildung zum Tänzer an Ballettschulen in Madrid und auf Kuba. Er tanzt dann an der Deutschen Oper Berlin, in Leipzig und Wiesbaden. 2008 wird Goyo Montero Ballettchef in Nürnberg. 2023 ist er mit seiner Uraufführung „Tilt“ zu Gast bei Marco Goecke in Hannover.

Dann kommt der Anruf von Bodo Busse, dem neuen Intendanten der Staatsoper Hannover. „Wir haben angefangen zu sprechen“, sagt der 50-Jährige. „Natürlich war es eine schwierige Entscheidung, weil ich 17 Jahre lang in Nürnberg sehr erfolgreich war. Gleichzeitig konnte ich nicht Nein sagen, weil er so enthusiastisch ist und so viele Pläne für Hannover hat, dass ich gedacht habe, es ist die richtige Person und das richtige Theater, um einen weiteren Schritt zu machen.“

„Bibliotheksmaus“ mit Inspiration aus Musik und Gesellschaft

Tänzer proben in einem Tanzraum

Goyo Montero probt mit seiner Companie hoch konzentriert an „Goldberg“.

Enthusiastisch, energiegeladen und hoch motiviert schreitet und tanzt auch sein neues, junges Ensemble. „Vielseitig, divers und einzigartig“ waren Goyo Monteros Kriterien für die Auswahl. Gemeinsam werden sie seine Version von Schwanensee erarbeiten. Er selbst nennt sich eine „Bibliotheksmaus“, liest gerne und recherchiert. Auch die bildende Kunst, die Musik – sein elfjähriger Sohn hat im Knabenchor Hannover angefangen – und nicht zuletzt die Gesellschaft und die Menschen inspirieren ihn.

Wenn ihm mal alles zu viel wird, sucht er die Ruhe: „Ich liebe Meditation und Yoga, weil das ein Weg ist, einfach meinen eigenen Körper zurückzufinden. Wir rennen von einem zum anderen und es gibt auch so viele Stresssituationen, dass man auch eine halbe Stunde jeden Tag für sich braucht, um sich selbst zu finden.“

Szene aus Cranko mit

John Cranko gehörte zu den berühmtesten Choreografen der Welt. Der Spielfilm mit Ballettprofis hat auch Chancen auf einen Oscar.

Ein Balletttänzer liegt kopfüber auf seiner Schulter, neben ihm steht eine Tänzerin.

Nicolas Hartmann, Lloyd Riggins und Gigi Hyatt werden die Compagnie gemeinsam durch die gesamte Spielzeit führen.