Verglichen mit den bisher eingesetzten Kamikazedrohnen der Ukraine treten die Vorzüge des Flamingo noch deutlicher hervor. Der Champion in Kiews Arsenal war bislang die AN-196 Ljutyj, die bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen kann. Allerdings kann die Ljutyj maximal 75 Kilogramm Sprengstoff ins Ziel tragen und wird im finalen Sturzflug nicht schneller als etwa 300 Kilometer pro Stunde. Der Flamingo dagegen soll mit einer Spitzengeschwindigkeit von 950 km/h ins Ziel gelangen. Dadurch ist er für die russische Flugabwehr schwerer abzufangen.

„Die relativ hohe Geschwindigkeit und das hohe Gewicht des Marschflugkörpers ermöglichen es dem Sprengkopf, vor der Detonation tiefer in bauliche Strukturen einzudringen und deutlich mehr Schaden anzurichten“, schreibt Raketenexperte Hoffmann. Er taxiert den Schadensradius des Flamingo gegen befestigte Stahlbetonbauten auf 21 Meter, bei ungeschützten Zielen wie Ölraffinerien sogar auf 38 Meter. „Das heißt, selbst mit seiner geringen Zielgenauigkeit dürfte ein einzelner Flamingo sein Ziel zerstören, sofern er nicht vorher angefangen wird“, so Hoffmann.

Auch die von der Ukraine und den USA gemeinsam entwickelten Marschflugkörper vom Typ ERAM (Extended Range Attack Munition) sollen dieser Beschränkung unterliegen. In den kommenden Wochen soll die Ukraine die ersten von insgesamt 3.350 ERAMs aus den USA erhalten. Die gemeinsame Entwicklung der Waffe mit einer Reichweite von 450 Kilometern hatte Kiew noch mit der Biden-Regierung ausgemacht. Doch wie das „Wall Street Journal“ berichtet, wird die Ukraine Washington bei jedem ERAM-Einsatz gegen Ziele in Russland um Erlaubnis bitten müssen.