Der Norden geht vorneweg!
Als erstes Bundesland trennt sich Schleswig-Holstein aktuell in der Landesverwaltung vom Branchen-Riesen Microsoft. Betroffen sind rund 60.000 Mitarbeiter.
Sinn der Maßnahme ist die Erreichung sogenannter digitaler Souveränität. Dabei spielt auch die aggressive und unberechenbare Politik von Donald Trump und Tech-Giganten in den USA eine Rolle.
Ministerpräsident Daniel Günther (51, CDU, l.) und Dirk Schrödter (46, CDU) im Paternoster des Landtags an der Förde
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Unabhängig von Tech-Riesen werden
Die Vorbereitungen der Landesregierung laufen seit Monaten, der Schritt eines digital eigenständigen Arbeitsplatzes war angekündigt worden: Das Textprogramm Word und das Statistikprogramm Excel fliegen im Norden raus. Jüngst hat es jetzt die E-Mail-Software Outlook erwischt. Sie wird seit einigen Tagen nicht mehr in der Verwaltung genutzt.
Vater des Projekts ist Dirk Schrödter (46, CDU), Chef der Staatskanzlei und Digitalisierungs-Minister.
Er sagt auf BILD-Anfrage: „Die Gefangenschaft in Softwarelösungen großer, insbesondere außereuropäischer, Anbieter ist nicht nur eine Bedrohung für unsere Sicherheit, sondern lähmt auch das Wachstum unserer Digitalwirtschaft.“
Wird abgeschafft: Microsoft Outlook
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Daten der Bürger müssen sicher sein
Was Schrödter meint: Das Land und die Verwaltung des öffentlichen Dienstes dürfen nicht abhängig von nur einem einzigen Unternehmen sein. Das gilt auch für die Hoheit über die Daten aller Bürger. Andernfalls macht sich der Staat angreifbar, möglicherweise sogar erpressbar!
Aus der Staatskanzlei heißt es vorsichtig, die geopolitische Entwicklung habe die Dringlichkeit zu handeln deutlicher denn je vor Augen geführt.
Andere Tech-Milliardäre arbeiten mit Trump zusammen
Fakt ist: Direkt nach Amtseinführung hatte Trump bereits für massive Eruptionen gesorgt. Der Präsident schäumte gleich wegen zweier EU-Gesetze zur Regulierung von US-Tech-Unternehmen, drohte mit Strafzöllen. Und: Der Einfluss und Druck von Tech-Milliardären auf politische Prozesse steigt massiv.
Elon Musk (53, u. a. Tesla) hat als Regierungsberater direkten Einfluss, soll die US-Verwaltung reformieren. Das Satelliten-Netz seiner Firma SpaceX ist überlebenswichtig für die Ukraine im Krieg mit Russland und somit auch sicherheitspolitisch relevant.
Meta-Boss Mark Zuckerberg (40) machte auch schon bei Trump gut Wetter, schaffte bei Facebook und Instagram einfach Faktenchecks ab.
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Und Microsoft-Gründer Bill Gates (69)? Er machte kürzlich Schlagzeilen, weil er das Gespräch mit Trump nach einem dreistündigen gemeinsamen Essen feierte.
In die Fänge von digitalen Hegemonen aus den USA kann man in Schleswig-Holstein in Sachen Digitalisierung bald jedenfalls nicht mehr geraten.
„Wir können es schaffen, digitale Souveränität durch die Nutzung quelloffener Systeme zu erreichen“, so Schrödter. An der Förde bedient sich die Verwaltung nun bei „Open Source“-Lösungen. Heißt: digitale Produkte, die unabhängig von einzelnen Unternehmen sind. Bei Mails ist es z. B. OX (Open-Xchange).