Wenn man durch Duisburg-Hochheide fährt, fällt eines sofort auf: die zahlreichen Hochhäuser-Komplexe und alle zwei Meter ein Wahlplakat. Denn am 14. September steht in NRW die Kommunalwahl an.
CDU-Kandidatin Sylvia Lynn will mit „Herz und Verstand“ die Stadt voranbringen und der amtierende Oberbürgermeister Sören Link (SPD) gibt seine „Hand drauf“, dass er seine Wahlversprechen in die Tat umsetzt. Während dagegen die AfD unter anderem „günstige Wohnungen statt billiger Ausreden“ verspricht. Aber wem geben die Duisburger in Hochheide ihre Stimme? Die gutinformierte Kiosk-Besitzerin Verena Kirchberg ist sich im Interview mit DER WESTEN sicher, dass die Tendenz klar auf Seiten der Rechtspartei ist.
Wird Duisburg-Hochheide zur AfD-Hochburg?
„Ich glaube, die AfD spielt eine große Rolle bei der Kommunalwahl. Ich kriege das ja auch von den Kunden mit, und da sind zum Teil extreme Meinungen dabei. Ich glaube schon, dass hier die Mehrheit eine AfD-Affinität hat“, wird sie gegenüber DER WESTEN deutlich. Schon bei der Bundestagswahl zeigte sich, dass die AfD vor allem in den von Armut und Zuwanderung geprägten Bezirken mehr Stimmen bekam. Und auch Hochheide gilt als sozialer Brennpunkt. Arbeitslosigkeit, Müll und Kriminalität sind Teil des Images.
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In ihrem Kiosk „Bruckis Büdchen“ hat die 49-Jährige immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Gedanken der Kunden – auch wenn die Ohren manchmal ziemlich ins Schlackern kommen. „Manchmal machen es sich die Leute halt auch gerne einfach, indem sie einen Buhmann suchen und dann ist halt einfach mal eine andere Nationalität an allem schuld. Aber so geht das natürlich auch nicht. Da gibt es auch schonmal die ein oder andere Diskussion am Schalter“, berichtet Kirchberg.
Dass die AfD bei den Anwohnern immer mehr Zuspruch erfahre, komme jedoch nicht von irgendwoher. „Was ich raushöre, ist, dass die Sprache der AfD in erster Linie verstanden wird. Keine komplizierten Wörter und klare Ansagen – das ist der Türöffner. Und bei den knalligen Slogans wie ‚Asylbetrug stoppen‘ fühlen sich die Leute natürlich angesprochen. Und sie wirken sehr volkszugewandt, sodass sich die Menschen in Hochheide gesehen fühlen“, so die Erklärung der Kiosk-Besitzerin.
AfD-Kandidat ernsthafter Konkurrent für Sören Link?
Und weiter: „Aber die AfD kann natürlich auch nicht zaubern – weder Geld, noch mehr Kontrollen oder Lehrer. Ich glaube nicht, dass es die Lösung ist, sie zu verbieten, sondern eher zu gucken, warum die Partei so einen großen Zulauf hat.“ Deshalb glaubt Kirchberg auch, dass es ein knappes Rennen um den Oberbürgermeisterposten zwischen SPD-Kandidat Sören Link und AfD-Kandidat Carsten Groß wird.
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„Wenn ich den Stimmen in meiner Trinkhalle glauben schenke, dann kann ich mir vorstellen, dass Carsten Groß ein großer Konkurrent für Sören Link werden kann. Aber im Grunde genommen finde ich, dass Sören Link auch Klartext spricht. Nur manchmal habe ich Sorge, dass es etwas zu spät kommt, weil die Leute sich schon so auf die AfD eingeschossen haben. Sie sehen die Partei als Weltenretter oder ‚Hochheide-Retter‘ – sind sie aber nicht.“
Deshalb hofft Verena Kirchberg, dass sich die Duisburger in Hochheide für die Kommunalwahl von den Parolen „nicht blenden lassen“. Ein Rückblick auf das Wahlergebnis der letzten Bundestagswahl, welche erst Anfang des Jahres stattfand, zeigt, dass die Befürchtung und Prognose der Kiosk-Besitzerin nicht unbegründet ist. Die SPD stürzte ab, während die AfD ihr Ergebnis verdoppelte. Am Ende behielt die SPD noch die Oberhand in Duisburg, doch die AfD rückt immer näher – in zwei der sieben Stadtbezirke konnte sie sogar vorbeiziehen. Im Nord-Wahlkreis Duisburg II, zu dem auch Hochheide zählt, erhielt die AfD mit 24,6 Prozent (27.446 Stimmen) ihr zweitbestes NRW-Ergebnis.