Stand: 25.08.2025 16:24 Uhr
Ein eigenes Buch schreiben – diesen Traum haben viele Menschen. Doch ohne einen Verlag viele Leser zu finden, ist fast unmöglich. Deswegen veröffentlichen neue Autoren häufig via Book-on-Demand – eine Lüneburgerin hat es damit in die „Spiegel“-Bestsellerliste geschafft.
Karolyn Ciseau sitzt auf ihrem Sofa in ihrer Lüneburger Wohnung. Das leichte Grinsen will nicht aus ihrem Gesicht verschwinden. Das neue Buch der 38-Jährigen hat es auf Platz 16 der „Spiegel“-Bestsellerliste geschafft. Eine Nachricht, die sie erst noch verdauen muss: „Wir haben natürlich darauf hingearbeitet, aber so richtig realisieren kann ich das erst nach und nach.“
„It Takes a Monster. Dragonblood Academy“ – so der Titel. Ein Fantasyroman rund um Drachen. „Da gibt es vier Häuser, ein bisschen an Harry Potter angelehnt, und diese Häuser sind untereinander verfeindet“, erklärt die Autorin. Hauptfigur ist Lyra. Ihr Vater wurde von einem Oberhaupt eines dieser verfeindeten Häuser ermordet, als sie elf Jahre alt war. Seitdem sinnt Lyra auf Rache.
Debüt vor acht Jahren
Karolyn Ciseau hat schon als Kind angefangen zu schreiben, gewann als Schülerin einen Schreibwettbewerb. Vor acht Jahren veröffentlichte sie ihren ersten vollständigen Roman. Fantasy ist ihr Genre. „Ich habe einfach geschrieben, was mich interessiert hat.“ Bei Fantasy seien das die Liebesgeschichten, die dort eine höhere Fallhöhe hätten. „Es ist nicht nur: Hat er mich betrogen oder nicht? Sondern es ist irgendwie größer.“ Da sind verfeindete Familien, verfeindete Reiche. Da geht es um Leben und Tod. „Das mag ich halt ganz gerne, diese Sachen drumherum.“
25 Romane im Selbstverlag
Mittlerweile hat die Lüneburgerin rund 25 Romane veröffentlicht – via Book on Demand, das bedeutet, dass jedes einzelne Buch erst dann gedruckt wird, wenn es verkauft wurde. Es war nie Ciseaus Ziel, einen Verlag zu finden. „Das Schöne am Self-Publishing ist, dass man alles selbst bestimmen kann, ob es eine Reihe wird, wie wieviele Teile es gibt und wie das Cover aussieht.“
Verlage hingegen könnten in alles reinreden – und das täten sie ja auch oft. „Verlage sind Wirtschaftsunternehmen. Das muss man sehen und auch, dass die nicht immer im Sinne des Autors oder der Autorin handen.“
Große Fangemeinde in den Sozialen Medien
Und so macht Karolyn Ciseau auch das Marketing selbst. Dank Social Media wie TikTok und Instagram hat sie sich längst eine große Fangemeinschaft aufgebaut. „Ich poste jeden Tag etwas bei TikTok, beispielsweise Textauszüge oder ein witziges Video, vor allem aber Textauszüge, damit die Leute eine Vorstellung von meinen Romanen bekommen.“
Bis zu zwei Millionen Aufrufe erreichen ihre Posts. Das alles ist zeitaufwendig: Etwa ein Drittel ihrer Arbeitszeit wendet die Autorin für Posts und Chats mit den Usern auf. Ganz wichtig ist ihr das Buchcover. Dafür hat sie sich eine Designerin gesucht, die ihre Vorstellungen umsetzt.
Weitere Bücher in Planung
Buchhändlerin Sandra Bartmann hat schon viele Bücher von Carolyn Ciseau verkauft
Bei alldem macht Karolyn Ciseau vieles richtig, sagt Sandra Bartmann. Sie ist seit 30 Jahren bei der Buchhandlung Lünebüch für Fantasy zuständig. Die Bücher von Karolyn Ciseau liegen schon lange hier aus. Das schaffen die allerwenigsten Self-Publisher, sagt Bartmann: „Das hat ganz, ganz viele Gründe. Und oft sind es die äußeren Merkmale.“ Denn der erste Eindruck zähle. „Optisch passen Self-Publisher nicht in den Laden und kommen bei den Kunden auch nicht an.“ Dabei zähle nicht nur das Cover. Auch die Druckqualität sei ausschlaggebend. Da könne das Buch noch so gut geschrieben sein.
Probleme, die Karolyn Ciseau nicht hat. Sie kann schon lange von ihren Büchern leben. Und es werden weitere kommen. Teil zwei der Dragonblood Academy ist schon geplant. An Ideen mangelt es ihr nicht: „Ich denke manchmal, dass ich auch gern mal einen Thriller oder einen Liebesroman schreiben würde. Aber ich muss mich dann immer zügeln, weil ich gar nicht wüsste, wann ich die Zeit für all das finde.“
Viele Menschen würden gerne ein Buch schreiben. Aber wie bekommt man einen Fuß in die Tür der Literaturwelt?