Frankfurt/Main – Sie war erst 16, unerfahren, und ihre Freunde beschreiben sie als schüchtern. Doch dann lernte Mia in einer Partynacht einen 19-Jährigen kennen. In den Stunden danach musste sie laut Anklage das Schlimmste erleben, was einem Mädchen widerfahren kann.
Es begann wie eine typische Teenie-Freitagnacht im November in Frankfurt: Mia und Freundin Amina (Namen geändert) stylten sich und gingen ins Partyviertel Alt-Sachsenhausen. Die Freundin berichtet am Montag vor Gericht: „Irgendwann zwischen 0 und 2 Uhr haben uns zwei Jungs angesprochen. Ich hatte kein gutes Bauchgefühl und sagte: ‚Lass uns gehen‘.“
Schülerin Mia hatte Todesangst
Doch Mia blieb, fuhr mit den beiden im Auto zu einem Kiosk. Der Angeklagte Sergen Y. (inzwischen 20) besorgte sich Lachgas, später auch noch Koks. Er soll dabei die Türen verschlossen und das Mädchen eingesperrt haben. Sein Kumpel war plötzlich verschwunden. Die 16-Jährige war mit dem Mann allein. Er nahm ihr laut Anklage das Handy ab, versprach aber, sie nach Hause zu fahren. Stattdessen lenkte er das Auto in ein Waldstück.
Die Schülerin lernte Y. im Partyviertel Alt-Sachsenhausen kennen
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Die Polizeibeamtin Jana L. (29) hatte das Mädchen nach der Tat vernommen. Sie berichtet: „Er hat sie laut ihrer Aussage aufgefordert, sich zu entkleiden und sich auf Rückbank zu begeben. Er hat mehrfach gedroht, er würde sie abknallen oder mit dem Auto überfahren, wenn sie wegläuft.“ Y. soll das Mädchen missbraucht, vergewaltigt und fast bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben.
Täter überfuhr auf der Flucht einen Hund
Frühmorgens konnte sie flüchten. Sie rannte zu Spaziergängerinnen, die mit ihren Hunden Gassi gingen. Der mutmaßliche Sex-Täter soll mit dem Auto einen der Hunde überfahren haben, der überlebte.
Zwei weitere Delikte hat Sergen Y. gestanden, die Vergewaltigung nicht. Es steht nicht einmal fest, ob ihm eine Haftstrafe droht. „Einen festgelegten Strafrahmen gibt es bei Jugendstrafe nicht“, so die Staatsanwaltschaft. In der nächsten Woche sollen die Plädoyers stattfinden.
Mias Freundin Amina kämpft vor Gericht mit den Tränen und sagt: „Es ist auch meine Schuld, dass es passiert ist. Hätte ich weiter darum gekämpft, dass sie nicht mit den Jungs mitgeht, wäre es auch nicht geschehen.“