Die britischen Publikumslieblinge Olivia Colman und Benedict Cumberbatch vereint in einer Komödie: ein Traum. Das Ergebnis: nett. Und eine Amerikanerin stiehlt die Show.
Darf sie das denn überhaupt? Am Ende der Stunde sagt die Paartherapeutin klipp und klar: „Ich glaube nicht, dass Sie in der Lage sind, Ihre Probleme zu lösen.“ Ist die Ehe von Theo und Ivy Rose wirklich nicht mehr zu retten? Nun ja, ohne zu spoilern: Der Film heißt die „Die Rosenschlacht“ und ist ein modernisiertes Remake der Komödie von „Der Rosenkrieg“ (1989) mit Michael Douglas und Kathleen Turner als Ehepaar auf dem Weg zur Scheidung. Wie der Titel, wo aus dem Krieg eine Schlacht wurde, ist auch der Inhalt in der neuen Version ein wenig entschärft. Weniger physische Gewalt, mehr verbale Attacken.
Die Besetzung für diese wortreichen Duelle ist großartig: Die britischen Edelmimen Benedict Cumberbatch und Olivia Colman, Oscar-Preisträgerin und zwei Jahre älter als ihr Counterpart, spielen ein ungleiches Bald-nicht-mehr-Paar. Cumberbatch liefert seit „Sherlock“ verlässlich geistreiche Verbalfeuerwerke, Colman ist unvergleichlich darin, ihre Spitzen mit freundlichster Miene abzufeuern. Im Film sind sie Briten, die nach Kalifornien ausgewandert sind. Theo ist ein dort erfolgreicher Architekt, Ivy als Vollzeit-Hausmutti schwer unterfordert, weil sie eigentlich eine herausragende Köchin ist. Just in dem Moment, in dem seine Karriere in sich zusammenfällt, wird sie von der Gastro-Szene entdeckt. Ein schöner Kniff von Drehbuchautor Tony McNamara („Poor Things“).
Darf sie mehr verdienen?
Wie verträgt es das männliche Ego, wenn die Frau beruflich weit erfolgreicher ist als mann selbst und die Brötchen heimbringt? In einer modernen gleichberechtigten Beziehung sollte das kein Problem sein, weiß der reflektierte, grüblerische Theo. Trotzdem nagt es an ihm. Und auch an der lebenslustigen Ivy, wenn die Kinder lieber Zeit mit Papa verbringen als mit Mama. Der Grundkonflikt der beiden rührt aber von woanders her: Beide Partner dürsten nach Anerkennung von außen. Weniger nachvollziehbar ist, warum jemand wegen der Kinder, die nicht mehr so klein sind, zu Hause bleiben muss. Nicht einmal Teilzeit arbeiten? Die wirtschaftsliberalen österreichischen Parteien hätten dazu einiges zu sagen …
Vor allem in den Streitpassagen können Cumberbatch und Colman ihr Potenzial voll ausschöpfen. Doch Schlachten gibt es gar nicht so viele, oft ist es nur bissiges, unernstes Geplänkel, keine wirkliche Auseinandersetzung. Von ihrem Umfeld wird Theo und Ivy aber schnell attestiert, dass sie ein Problem miteinander hätten. Damit wird das Scheitern der Ehe auch zur „self-fulfilling prophecy“.
Comedy-Stars für jeden Geschmack
Prominent besetzt sind auch die Nebenrollen, hier finden sich Comedy-Stars für jeden Geschmack: „Brooklyn Nine-Nine“-Star Andy Samberg für jedermann, Jamie Demetriou mit seiner steinernen Miene ist eher was für Feinschmecker, „Sex Education“-Star Ncuti Gatwa bringt jugendliche Leichtigkeit. In den gemeinsamen Szenen stiehlt ausgerechnet eine Amerikanerin den renommierten Briten in den Hauptrollen die Show: Kate McKinnon (die komische Barbie aus „Barbie“) spielt die zudringliche Amy. Deren plumpe Versuche, bei Theo zu landen, obwohl sie mit seinem besten Freund verheiratet ist, treiben einem Lachtränen in die Augen.
Insgesamt kann die Komödie von „Austin Powers“-Regisseur Jay Roach die in sie gesetzten hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. „Die Rosenschlacht“ ist lustig, aber nichts fürs Langzeitgedächtnis. Denn an die Intensität von Douglas und Turner reichen Cumberbatch und Colman nicht heran. Sie sind zu unernst! Die immens erfolgreiche Komödie aus den Achtzigern, bei der Danny DeVito Regie führte, etablierte den Begriff Rosenkrieg im Deutschen (der sich wiederum auf den blutigen historischen Machtkampf zwischen den Adelshäusern York und Lancaster bezieht). Einen ähnlichen Effekt dürfte „Die Rosenschlacht“ nicht haben.
„Die Rosenschlacht“, ab 28. August im Kino
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