Der frühe Vogel…

Eine Vorschau von Walter H. Krämer

Wer in der Region Rhein-Main-Neckar beheimatet ist und sich an Theater und Tanz erfreuen kann und will, der kommt am Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen nicht vorbei. Einmal mehr bringt auch der Spielplan für die Spielzeit 2025/2026 viel Sehens- und Hörenswertes nach Ludwigshafen, sodass sich die Reise in die Nachbarstadt von Mannheim mehr als einmal lohnt.

Tilman Gersch – Intendant des Theaters im Pfalzbau

Was das Schauspiel betrifft, so sind Stars und Ensembles aus München, Berlin, Düsseldorf, Zürich, Wien, Hannover und Bochum dabei und zeigen Schauspielkunst auf höchstem Niveau.

Soloauftritt von Mathias Brandt in: „Mein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch, Regie: Oliver Reese /Berliner Ensemble., Foto: Matthias Horn

Nach 20 Jahren holt Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles und Regisseur, den vielfach ausgezeichneten Sprachvirtuosen Mathias Brandt für seine Bearbeitung des Max Frisch Romans „Mein Name sei Gantenbein“ auf die Bühne zurück und der Schauspieler dankt es ihm mit einer bravourösen Vorstellung. Mathias Brandt zeigt mit diesem Solo einen verzweifelt Suchenden und begibt sich nach einer gescheiterten Liebesbeziehung virtuos in die vielfältigen Möglichkeiten des menschlichen Daseins.

 

 GROSSE BÜHNE, Samstag, den 18.10.2025 / 19:30 Uhr

„Johann Holtrop“, in Szene gesetzt von Stefan Bachmann und Lea Goebel Foto: Tommy Hetzel

Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft ist ein Roman von Rainald Goetz. Goetz erweist sich mit diesem Roman einmal mehr als einer der faszinierendsten und auch umstrittensten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Seine Karriere begann mit dem berüchtigten Schnitt in die Stirn, den er sich 1983 vor laufenden Kameras beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb zufügte. Den Preis gewann er zwar nicht, doch er wurde da mit einem Schlag berühmt.

Stefan Bachmann hat diesen Roman zusammen mit Lea Goebel bearbeitet und für die Bühne in Szene gesetzt. Ausgezeichnet mit dem Theaterpreis DER FAUST 2023 erzählt diese Inszenierung vom Aufstieg und Fall eines Managers, von politischen Umbrüchen der Nullerjahre und von der Gier nach Macht.

In der Begründung der Jury heißt es: „Stefan Bachmanns Inszenierung von Rainald Goetz‘ Roman Johann Holtrop. Abriss der Gesellschaft ist Sog, Komposition und Theaterzauber! Sie ist unbequem und unterhaltsam, herausfordernd und mitreißend. Die Geschichte über den Aufstieg und Niedergang des Spitzenmanagers Johann Holtrop ist eine aktuelle und abgründige Weltzustandsbeschreibung der Nullerjahre. (…) Die acht Schauspielerinnen überzeugen durch ihre dringliche und virtuose Erzählweise, sie sprechen mal chorisch, mal solistisch, und spielen mit einer scharf gezeichneten Körperlichkeit. Bachmanns präzise gearbeitete Form bringt den außergewöhnlichen Goetz-Sound zum Erklingen.“

 

GROSSE BÜHNE, Freitag, den 31.10. / 19:30 Uhr + Samstag, den 01.11.2025 / 18:30 Uhr

Szene aus „Der Schnittchenkauf“, Foto: Apollonia, T.Bitzan

Der Aufführung „Der Schnittchenkauf „liegt die gleichnamige Sammlung von Texten René Polleschs aus dem Jahre 2011/12 zugrunde, in der sich der Autor, der 2024 überraschend starb, mit Bertolt Brechts „Der Messingkauf“ auseinander und thematisierte Themen wie die sogenannte vierte Wand, den Umgang mit Bühnenbildern und mit der Rolle des Regisseurs.

Der Abend versteht sich in seiner Musikalität, seinem genussvollen Schwadronieren und auch in der absoluten Lust, das Denken selbst ins Spiel zu bringen als eine Hommage und Erinnerung an René Pollesch, die von einigen seiner Lieblingsschauspieler*innen u.a. Kathrin Angerer, Milan Peschel und Martin Wuttke zelebriert wird.

 

GROSSE BÜHNE, Samstag, den 8.11.2025 / 19:30 Uhr + Sonntag, den 9.11.2025 /18 Uhr

Szene aus: Goethes Faust, Foto: Katrin Ribbe

Barbara Bürk und Clemens Sienknecht haben ein Format erfunden, das sie immer wieder neu und anders mit klassischen Theaterstoffen umsetzen. Diesmal geht es um Goethes Faust – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie. Die Stoffe werden inhaltlich komprimiert, mit Humor dekonstruiert und musikalisch aufgewertet.

Hier geht es nun um Goethes „Faust“ und seinen verhängnisvollen Pakt mit dem Teufel, um die „Gretchenfrage“ und die Suche nach dem absoluten Glück. Was Goethe selbst nicht sagen und erklären konnte („Da kommen sie und fragen, welche Idee ich in meinem Faust zu verkörpern gesucht. Als ob ich wüsste und aussprechen könnte.“)  versuchen Bürk und Sienknecht zusammen mit einem schauspielerisch und musikalisch hervorragenden Ensemble nun mit anderem Text und auch anderer Musik – diesmal mit Musik von Bach bis Technotronic und gefühlt 100 Hits.

 

GROSSE BÜHNE, Freitag, den 21.11.2025 / 19:30 Uhr + Samstag, den 22.11.2025 / 19:30 Uhr

„Changes“ mit Anna Schudt und Jörg Hartmann von Maja Zade,  uraufgeführt an der Berliner Schaubühne, Regie: Thomas Ostermeier

Seit 2012 ist Dortmund der Hauptschauplatz von mehr als 20 Fernsehfilmen, die im Rahmen der Krimireihe „Tatort“ erschienen. Angeführt wird das Hauptfigurenensemble der Dortmunder Tatorte seit Beginn vom Kriminalhauptkommissar Peter Faber, gespielt von Jörg Hartmann und bis 2022 von Martina Bönisch, gespielt von Anna Schudt.

Wer diese beiden Schauspieler*innen mag / mochte und sie gerne live erleben möchte, hat jetzt Gelegenheit dazu. In dem Stück „Changes „von Maja Zade spielen Anna Schudt und Jörg Hartmann 23 Figuren: Nina und Mark sowie 21 andere, die den Ehepartnern auf ihrem Weg durch den Tag begegnen.

Changes“ ist ein Stück über die Schwierigkeit, die Welt zum Besseren zu verändern, und die Anstrengung, sich selbst dabei nicht zu verlieren. Inszeniert von Thomas Ostermeier an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin ist die Aufführung im Dezember 2025 zweimal in Ludwigshafen zu erleben.

 

GROSSE BÜHNE: Samstag, den 6.12.2025 / 19:30 Uhr und Sonntag, den 7.12. 2025/ 18 Uhr

Die kleine Meerjungfrau, Koproduktion mit dem Thalia Theater Hamburg , Foto: Schauspielhaus Zürich, Premiere:2025

„Die kleine Meerjungfrau“ ist ein Kunstmärchen des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen von 1837 und basiert auf der Sage der Undine. Der Regisseur Bastian Kraft liest mit dem Ensemble des Züricher Schauspielhauses und den Stars aus der Schweizer Drag Szene, die Geschichte der kleinen Meerjungfrau neu und führt uns dorthin, wo Märchen und Biografie der Beteiligten ineinanderfließen und zu einer „Show de nixe“ verschwimmen.

Dem von Regisseur Kraft und seinem Ensemble geschaffenen Text (Dramaturgie:) gelingt es, die Vorlage wörtlich weiterzuerzählen und sie doch immer wieder kritisch zu hinterfragen, im eigenen Erleben zu spiegeln, aber auch hoch politisch zu interpretieren. Valeria Heintges teilt auf nachtkritik.de ihre Begeisterung für diese Inszenierung mit den Worten: „Umarmender und großartiger kann Theater nicht sein: Die kleine Meerjungfrau als fluid fairy Fantasy und krachende Dragshow im Zürcher Pfauen. Ein Theaterwunder!“

 

GROSSE BÜHNE:  Samstag, den 13.12.2025 / 19:30 Uhr. Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Feuerwerk statt.

„La belle au bois dormant“ (Dornröschen) mit dem Ballett de l’Operá national de Lyon, Foto: Jean-Louis Fernandez

Der Bereich Tanz beglückt bis Ende Dezember mit dem Flamenco-Tanzabend SER von Sergio Bernal (11.10.2025), dem Tanzstück TURNIGN OF BONES von Akram Khan, getanzt von Gauthier Dance / Dance Company Theaterhaus Stuttgart (14.10.2025), der Choreografie BEETHOVEN 7 von Sasha Waltz (4. + 25.10.2025), der Sao Paulo Dance Company mit Arbeiten von Jiri Kylian (4. + 5. 11.2025), mit dem Tanzstück LES NUITS BARBARES von Hervé Koubi, mit dem Ballett LA BELLE AU BOIS DORMANT (Dornröschen) von Marcos Morau und dem Ballett de l’Operá national de Lyon (28. + 29.11.2025), tanzmainz mit SOUL CHAIN  von Sharon Eyal (2.12.2025) und Hofesh Shechter mit THEATRE OF DREAMS (10.12.2025)

https://www.theater-im-pfalzbau.de/Websites/www.theater-im-pfalzbau.de/Events/Spielzeit_24_25/Pfalzbau_Buehnen_Jahresprogramm.pdf

Der Vorverkauf für alle Vorstellungen beginnt zwar erst am 9. September – jedenfalls für alle Vorstellungen bis Ende des Jahres! Gewitzte Kartenjäger könnenjedoch schon jetzt ihre begehrten Kartenwünsche per Mail äußern, die dann abgearbeitet werden …

 

 

Dieser Eintrag wurde verfasst

am 25. August 2025 um 21:30 und befindet sich in der Kategorie Bildung · Pisa von innen, Kultur regional / Rhein Main, Kultur Reisen, Kultur und Gesellschaft, Reisen & Lebensart, Reisen & Lebensart, Schauspiel.
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