Ist das bitter!

Am Sonntag begannen die US Open in New York (alle Spiele live bei sporteurope.tv). Ungewöhnlich: Die Deutschen fehlten. Die müssen erst Montag und Dienstag ran. Ein Grund: Es sind nur sechs dabei, je drei Frauen und drei Männer. Die Zeiten, als sich 1995 in Wimbledon je 14 deutsche Frauen und Männer in der 1. Runde tummelten, sind längst vorbei.

Das gab es bei einem Grand-Slam-Turnier seit 1983 nicht mehr! Vor 42 Jahren bei den Australian Open waren es nur derer fünf. Rolf Gehring (69), Steffi Graf (56), Sylvia Hanika (65), Eva Pfaff (64) und Claudia Kohde-Kilsch (61).

Claudia Kohde-Kilsch war eine der vier Aufrechten, die 1983 in New York die deutsche Fahne hochhielten

Claudia Kohde-Kilsch war eine der fünf Aufrechten, die 1983 in Melbourne die deutsche Fahne hochhielten

Foto: picture alliance / Augenklick/Rauchensteiner

Besonders bange muss einem werden, wenn man auf das Alter derer sieht, die dieses Jahr die deutschen Farben vertreten. Tatjana Maria ist 38, Laura Siegemund 37 und Jan-Lennard Struff 35 Jahre alt. Werden es bald noch weniger werden?

Bundestrainer Michael Kohlmann (51): „Es ist schon so, dass Alexander Zverev seit Jahren alles überstrahlt. Mit wenigen Ausnahmen ist er bei den Grand Slams immer lange mit dabei, aber darüber vergisst man, dass dahinter wenig los ist, auch wenn durch Verletzungen das Fehlen einiger Spieler erklärbar ist. Aber insgesamt können wir nichts schönreden.“

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Die einzige Hoffnung ist, dass sich gerade bei den Männern in der nächsten Generation was tut. Gleich fünf aus einer Altersgruppe schicken sich an, die Tennis-Welt zu erobern. Justin Engel (17) war in New York zum ersten Mal in der Qualifikation eines Majors dabei.

Mit Diego Dedura (17) gibt es einen zweiten Jung-Profi, der schon auf der ATP-Tour aktiv ist. Ab Januar will ein Trio dazustoßen. Niels McDonald (17) gewann dieses Jahr die French Open der Junioren im Finale gegen Max Schönhaus (18). Dazu hegt Jamie Mackenzie (17) Ambitionen, bei den Männern zu spielen.

Bundestrainer Michael Kohlmann (r.) mit Alexander Zverev

Bundestrainer Michael Kohlmann (r.) mit Alexander Zverev

Foto: Harald Tittel/dpa

Das Trio wird beim Junioren-Turnier der US Open am Start sein. Doch bis sie bei den Herren die Grand Slams spielen, das kann noch eine Weile dauern.

Die Gründe sind neben der Schule, die sich in Deutschland schwieriger mit dem Sport vereinbaren lässt, für Kohlmann auf die persönliche Einstellung. „Mit Work-Life-Balance und Vier-Tage-Woche wirst du kein Tennis-Profi“, sagt der Ex-Profi.

Bei den Frauen sieht es dagegen richtig finster aus. Hinter den beiden Routiniers ist Eva Lys (23) zwar eine Hoffnung, aber durch ihre Autoimmunerkrankung arg gehandicapt. Ella Seidel (20) ist auf dem Sprung, spielt zumindest regelmäßig die Major-Qualis. Aber sonst?

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Foto: tennis MAGAZIN

Die beiden größten Hoffnungen sind noch (viel) zu jung für das große Tennis-Geschäft. Ida Wobker ist gerade 14 Jahre alt, aber schon fast unter den Top 700. Besser ist in dem Alter keine Spielerin auf der Welt. Mariella Thamm (16) kratzt an den Top 500.

Daran sieht man, welch große Lücke zwischen den aktuellen Spielerinnen und der Zukunft klafft. Ganz sicher ist es auch ein Problem des Geldes. Kohlmann: „Tennis ist eben ein sehr teurer Sport. Das lässt sich nicht abstreiten.“