US-Präsident Donald Trump hat Südkoreas neuen Staatschef im Weißen Haus empfangen. Zuvor hatte er sein gutes Verhältnis zu Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hervorgehoben. Viele Leute würden es als „schrecklich“ bewerten, dass er „sehr gute Beziehungen“ zu dem nordkoreanischen Machthaber habe, sagte Trump. Er selbst halte es aber für gut, dass seine Beziehung zu Kim gut sei.
Lee überhäufte den US-Präsidenten bei seinem bei Antrittsbesuch im Weißen Haus mit Lob – Südkoreas Präsident pries die Ausstattung, bat Trump inständig, weiterhin bei den koreanischen Friedensbemühungen zu helfen, und schlug sogar einen Trump Tower in Nordkorea vor. Lee sagte im Anschluss bei dem Treffen mit Trump laut einem Übersetzer, dass die koreanische Halbinsel die einzige „geteilte Nation“ der Welt sei. Er bat den US-Präsidenten, sich für Frieden auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen und betonte, ihn dabei unterstützen zu wollen.
„Wir kennen uns schon länger und haben uns immer sehr gut verstanden“, sagte Trump und stellte Südkoreas neuem Präsidenten ein Entgegenkommen in Handelsfragen in Aussicht. Konkret wurde Trump am Montag zunächst nicht.
Südkoreas Wirtschaft ist stark von den USA abhängig. Die US-Regierung gewährleistet bislang die Sicherheit des Landes durch Truppen und nukleare Abschreckung. Trump hat allerdings die Regierung in Seoul als „Geldmaschine“ bezeichnet, die den militärischen Schutz der USA ausnutze.
Kurz vor dem Empfang bemängelte Trump unter anderem den Umgang mit den Ermittlungen gegen Lees konservativen Vorgänger Yoon Suk Yeol. Diesem wird vorgeworfen, im Dezember versucht zu haben, das Kriegsrecht zu verhängen und damit die Demokratie in dem asiatischen Land zu gefährden. Lee hatte sein Amt im Juni nach einer vorgezogenen Wahl angetreten, die durch die Amtsenthebung von Yoon nötig geworden war.
Atomwaffen aus Pjöngjang – Südkorea schlägt Alarm
Lee warnte bei seinem Washington-Besuch in der Denkfabrik „Center for Strategic and International Studies“ vor möglichen Atomwaffen aus Nordkorea. Pjöngjang könnte bald bis zu 20 Atomwaffen pro Jahr herstellen, so der Staatschef. „Eine Interkontinentalrakete, welche die USA erreichen kann, ist fast fertig entwickelt, und sie bauen weiterhin Kapazitäten, um etwa zehn bis 20 Atombomben pro Jahr zu produzieren“, sagte Lee.
Der Präsident, der dem international isolierten Nachbarland gegenüber eine versöhnlichere Politik betreibt als sein Vorgänger, betonte: „Wir haben uns bemüht, Nordkorea abzuschrecken und Sanktionen zu verhängen, aber das Ergebnis ist, dass Nordkorea sein Atomprogramm weiter vorantreibt.“ Die Zahl der Atomwaffen, über die Nordkorea verfügt, sei „in den letzten drei bis vier Jahren gestiegen“.
Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri hat Nordkorea bereits schätzungsweise 50 Sprengköpfe zusammengebaut und verfügt über spaltbares Material für bis zu 40 weitere. Lee erklärte, Südkorea sei entschlossen, das Nachbarland weiter mit konventionellen Waffen abzuschrecken. Gleichzeitig verwies er auf Bemühungen, Provokationen einzustellen, etwa durch einen Abbau von Propaganda-Lautsprechern an der gemeinsamen Grenze.
Nord- und Südkorea formal betrachtet noch in Kriegszustand
Das Verhältnis zwischen Süd- und Nordkorea ist äußerst angespannt. Zuletzt haben rund 30 nordkoreanische Soldaten nach UN-Angaben kurzzeitig die hochgerüstete Grenze zu Südkorea überschritten und damit Warnschüsse des dortigen Militärs ausgelöst. Das berichtet die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Seit dem Koreakrieg (1950-53) ist die koreanische Halbinsel in einen kommunistischen Norden und demokratischen Süden geteilt. Der Krieg endete zwar mit einem Waffenstillstand, doch bis heute haben beide Staaten keinen Friedensvertrag unterzeichnet.
Während seiner ersten Amtszeit hatte der Republikaner bereits eine unkonventionelle Nordkorea-Politik verfolgt und auch Kim mehrfach getroffen. Eine Einigung über eine atomare Abrüstung Nordkoreas gab es dabei allerdings nicht. Trump will nach früheren Angaben auch in seiner zweiten Amtszeit an dem Ziel festhalten, Nordkorea vollständig nuklear abzurüsten. Nun stellte er ein weiteres Treffen mit Kim in Aussicht, ohne dabei konkrete Details zu nennen. „Ich freue mich darauf, ihn zu sehen“, sagte Trump. Auch Lee betonte, dass er ein solches Treffen zwischen Trump und Kim begrüßen würde.
Nordkorea und die USA unterhalten keine offiziellen diplomatischen Beziehungen. Es gibt keine Botschaften in den jeweiligen Hauptstädten. Diplomatische Angelegenheiten werden stattdessen oft über Vermittler abgewickelt.