Drohnen sind für die Hubschrauber eine vollkommen neue Bedrohung. Laut „The War Zone“ waren schultergestützte Raketen, sogenannten Manpads, lange Zeit die größte Bedrohung für Helikopter. Diese Waffen brachten für die Angreifer allerdings einen klaren Nachteil mit sich: Weil sie nur aus der unmittelbaren Nähe abgefeuert werden können, machen sich Schützen angreifbar.
Mit der größeren Verbreitung von Drohnen kippt dieses Machtverhältnis: Die Piloten der unbemannten Flugkörper können in den meisten Fällen unbemerkt bleiben, zusätzlich sind sie in der Lage, schneller auf die Bewegungen der Hubschrauber zu reagieren. Aber vor allem in puncto Anschaffungskosten sind die Drohnen mit Preisen ab etwa 200 Euro den bisherigen Raketen klar überlegen.
Die US-amerikanischen „Stinger“-Raketen kosteten die Bundesregierung im vergangenen Jahr wohl circa 780.000 Euro pro Stück. Auch wenn die Preise für die USA deutlich niedriger sind, bleibt die generelle Tendenz gleich.
Noch klarer wird das Bild im Vergleich mit Hubschraubern: Das österreichische Militär hat im vergangenen Jahr wohl UH-60 Black-Hawk-Hubschrauber – das Modell aus den Videos aus Kolumbien – für etwa 60 Millionen Euro pro Stück gekauft. Die im Ukraine-Krieg eingesetzten Drohnen kosten im Vergleich dazu zwischen 200 und 500 Euro in der Basisversion. Zusätzlich haben die Drohnen im Vergleich mit den bisher genutzten Raketen auch noch einen weiteren Vorteil: Wenn sie ihr Ziel verfehlen, können sie trotzdem weiter genutzt werden.
Die Abwehrsysteme der Hubschrauber sind auf die neue Bedrohung noch nicht angepasst. Wie „The War Zone“ schreibt, könnten zukünftige Entwicklungen bei Drohnen diese Differenz sogar noch vergrößern. Während Raketen von den meisten Hubschraubern durch ein Warnsystem erkannt werden, sind Drohnen deutlich schwerer zu registrieren und treffen die Hubschrauber so quasi aus dem Nichts. Bei über Glasfaser gesteuerten Drohnenmodellen, wie sie im Ukraine-Krieg genutzt werden, verstärkt sich dieser Effekt weiter. Sie sind nicht einmal über eine Funkfrequenz aufzuspüren.
Neueste Entwicklungen im Bereich der KI könnten die Drohnen noch gefährlicher machen. Die Drohnen werden so für die Hubschrauber nicht nur eine Herausforderung, weil sie sie zum Absturz bringen können. Auch Überwachungsaufgaben, die normalerweise von Hubschraubern erledigt wurden, übernehmen jetzt oft Drohnen.
Doch das heißt nicht, dass Hubschrauber an der Front keine Rolle mehr spielen. Generalmajor Pierre Meyer, Kommandeur der Heeresfliegertruppe Frankreichs, erklärte laut dem Portal „Defense News“: „Je nach Konflikt hat der Kampfhubschrauber seinen rechtmäßigen Platz und seine Rolle zu spielen – sein Einsatz muss sich möglicherweise in Richtung Fernkampfwaffen entwickeln, die es dem Flugzeug ermöglichen, aus größerer Entfernung einzugreifen.“
All diese Überlegungen sollten auch bei der Bundeswehr eine Rolle spielen: Die Hubschrauberbestände der Bundeswehr gelten als veraltet, die Bundesregierung will deswegen aktiv werden. Ende 2023 genehmigte die Ampelregierung noch Investments in leichte Kampfhubschrauber.