Großbritannien hat eine neue Bestellung für Luftverteidigungssysteme des Typs Sky Sabre angekündigt, um die Luftverteidigungsfähigkeiten des Landes sowohl für den nationalen Luftraum als auch für Einsätze im Ausland zu stärken.
„Wir stehen seit Jahren an der Westgrenze Europas und haben das Gefühl, dass der Rest des Kontinents zwischen uns und dem Feind steht … Die Ukraine hat uns alle wachgerüttelt, und das hat einen Teil unserer Arbeit im Kriegsführungszentrum vorangetrieben, um herauszufinden, wie wir ein solches Problem lösen könnten, wenn sich ein ähnliches Szenario gegen Großbritannien abzeichnen würde“, referierte Air Commodore Blythe Crawford, ehemaliger Kommandant des britischen Luft- und Weltraumkriegsführungszentrums, während der RUSI-Konferenz zum Thema integrierte Luftverteidigung und Raketenabwehr (IAMD) Anfang dieses Jahres.
Er erklärte, dass der Raketenangriff, den Russland in der ersten Nacht seiner Invasion auf die Ukraine gestartet hatte, in den Gladiator-Simulator des Luft- und Weltraumkriegsführungszentrums geladen und beobachtet wurde, wie er sich gegen Großbritannien ausgewirkt hätte. Er fuhr fort, dass das Ergebnis „kein schönes Bild“ gewesen sei – eine wenig überraschende Schlussfolgerung für diejenigen, die mit den Luftverteidigungsfähigkeiten Großbritanniens vertraut sind. Bei der ersten Invasion Russlands wurden Hunderte von Marschflugkörpern und ballistische Raketen auf über 70 verschiedene Ziele in der Ukraine abgefeuert, wobei die ukrainische Flugabwehr relativ erfolgreich unterdrückt werden konnte.
Zu diesem Zeitpunkt waren die Luftverteidigungsfähigkeiten Großbritanniens begrenzt. Sie bestanden in erster Linie aus sechs Zerstörern des Typs 45, einer Flotte von 137 Kampfflugzeugen Typhoos und dem Luftverteidigungssystem mittlerer Reichweite Sky Sabre. Es besteht einige Unklarheit über die Anzahl der Abschussvorrichtungen, über die das Vereinigte Königreich zu diesem Zeitpunkt verfügte. Quellen sprachen von sieben Sky-Sabre-Systemen, was normalerweise sieben komplette Sätze von Radargeräten, Kommandofahrzeugen und Land-Ceptor-Abschussvorrichtungen bedeuten würde.
Einige Quellen geben jedoch an, dass das Vereinigte Königreich nur 12 Abschussvorrichtungen bestellt hat, die jeweils acht Raketen tragen können. Wenn dies zutrifft, könnte das Vereinigte Königreich gemäß dem Design des polnischen Systems, das auf dem gleichen Common Anti-Air Modular Missile (CAMM) basiert, vier Feuereinheiten mit jeweils drei Abschussvorrichtungen einsetzen.
Alternativ wird in Mitteilungen des Verteidigungsministeriums zu diesem Thema häufig behauptet, dass Sky Sabre 24 Flugkörper gleichzeitig lenken kann, was einer vollständigen Raketenausstattung von drei Abschussvorrichtungen entsprechen würde. Das deutet darauf hin, dass Großbritannien über drei Abschussvorrichtungen pro Batterie und in Summe somit über vier Batterien verfügt. Das britische Heer gibt an, dass eine einzelne Land-Ceptor-Abschussvorrichtung mit ihrer Common Anti-Air Modular Missile (CAMM) acht Ziele gleichzeitig in einer Reichweite von bis zu 25 km bekämpfen kann.
So oder so würde diese Kombination bedeuten, dass es für Großbritannien schwierig wäre, sich gegen den Angriff, den Russland in der ersten Nacht der Invasion durchgeführt hat, angemessen zu verteidigen, ganz zu schweigen von einigen der jüngsten massiven Angriffe mit Langstrecken-Strike-Drohnen und Raketen.
All dies ist wichtig, da das britische Verteidigungsministerium, DE&S und MBDA am 22. August bekanntgegeben haben, dass Großbritannien sechs Land-Ceptor-Abschussvorrichtungen im Wert von 118 Millionen Pfund bestellt hat.
„Der Dreijahresvertrag umfasst nicht nur die Lieferung von sechs MRAD (Medium Range Air Defence) Land-Ceptor-Abschussvorrichtungen, sondern auch eine Reihe von Zusatzausrüstung, darunter 12 Feuerunterstützungsfahrzeuge für Munition, acht Transportfahrzeuge und acht Systeme zur Bedrohungsbewertung und Waffenzuweisung“, heißt es in der Pressemitteilung von DE&S, der Beschaffungsabteilung des britischen Verteidigungsministeriums.
Mit den sechs zusätzlichen Land-Ceptor-Abschussvorrichtungen könnte das britische Heer zwei weitere Flugabwehrbatterien aufstellen, was eine bedeutendere Verstärkung darstellen würde, als es zunächst erscheinen mag. Denn ein Sky-Sabre-System ist permanent auf den Falklandinseln stationiert und ein weiteres wird für Ausbildungszwecke vorgehalten. Bis vor kurzem war ein weiteres System in Polen stationiert, sodass nominell nur eines für die Verteidigung des britischen Luftraums zur Verfügung stand. Zwei zusätzliche Batterien würden daher den Luftraum, den das Vereinigte Königreich vom Boden aus verteidigen kann, erheblich erweitern.
Das Vereinigte Königreich konnte außerdem endlich bekannt geben, dass seine Sky-Sabre-Systeme erstmals an einer Luftverteidigungsübung auf britischem Boden teilgenommen haben. Soldaten des 16. Regiments der Royal Artillery bekämpften Zieldrohnen von QinetiQ und arbeiteten mit anderen Einheiten der britischen Streitkräfte zusammen. Im Rahmen einer umfassenderen Initiative untersucht das Vereinigte Königreich die Vorteile einer Vernetzung aller seiner Luftverteidigungssysteme in einem einzigen digitalen „Kill-Web“.
Autor: Sam Cranny-Evans. Der Beitrag erschien erstmalig am 22.08.2025 in englischer Sprache auf der hartpunkt-Partnerseite Calibre Defence.