Sie sind die Lieblinge vieler Familien – doch sie vermehren sich in Stuttgart auch unkontrolliert: Katzen, die nicht kastriert sind, haben reichlich Nachwuchs. Tierheim und Katzenhilfe schlagen deshalb Alarm. Nachdem in der Vergangenheit immer wieder Anträge aus dem Gemeinderat zu einer Katzenschutzverordnung inklusive Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen abgelehnt worden waren, will die Verwaltung jetzt tätig werden.

„Die Stuttgarter Stadtverwaltung bereitet aktuell einen entsprechenden Vorschlag zur Einführung einer Kastrationspflicht für Katzen vor. Geplant ist, diesen Entwurf Ende 2025 im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats einzubringen“, sagt Sprecher Oliver Hillinger. Wie genau er aussehen wird, steht noch nicht endgültig fest.

Gehört werden aber zahlreiche Experten. „Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Tierschutzverbänden, der Katzenhilfe und der Tierschutzbehörde beim Amt für öffentliche Ordnung wird die tierschutzkonforme Umsetzung aus Sicht des Amtes gewährleistet“, heißt es bei der Stadt. Man werde Veterinäre in den Vorschlag, welcher den Gremien zur Entscheidung vorgelegt wird, einbinden. „Ebenso werden wir bei den Städten nachfragen, in denen die Pflicht schon besteht, welche rechtliche Hürden zu beachten sind.“

Im Stuttgarter Tierheim hat es zuletzt geradezu eine Katzenschwemme gegeben. Teils kamen Dutzende Tiere auf einmal, wenn das Ordnungsamt auf Fälle von Animal Hoarding gestoßen war – also das Sammeln von Tieren bis hin zur Überforderung und Vernachlässigung. Andere Katzen wurden einfach ausgesetzt, teils unter für sie lebensbedrohenden Umständen. Immer wieder befanden sich so in den vergangenen Wochen über 100 Katzen im Tierheim, das gerade im Sommer ohnehin aus allen Nähten platzt.

Die Fachleute dort fordern deshalb vehement ein offizielles Einschreiten. „Wir benötigen dringend eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigänger- und Hofkatzen – zum Schutz der Tiere und um Tierheime zu entlasten“, sagt Petra Veiel, Sprecherin des Tierheims. „Man könnte viel Leid verhindern“, sagt sie. Auch die Katzenhilfe Stuttgart, die Hunderte Tiere betreut, setzt sich seit Jahren für eine Katzenschutzverordnung in der Landeshauptstadt ein. Fast 200 andere Kommunen in Baden-Württemberg haben eine solche bereits eingeführt. Darin wird normalerweise unter anderem vorgegeben, dass alle Freigänger-Katzen kastriert und mittels Tätowierung oder Mikrochip gekennzeichnet werden müssen.

Wie viele Katzen es in Stuttgart gibt und wie viele von einer solchen Verordnung betroffen wären, kann man bei der Stadt nicht sagen. Die Katze gilt jedoch als beliebtestes Haustier in Deutschland. Rund 15,9 Millionen Katzen leben in 25 Prozent der Haushalte. Wenn man auch in Stuttgart von jedem vierten Haushalt ausgeht, dürfte es sich um Zehntausende Tiere handeln.