Studie
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Mehr als 20 Milliarden Euro nötig für Trink- und Abwasser in Brandenburg
Di 26.08.25 | 13:36 Uhr | Von Ronja Bachofer
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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 25.08.2025 | Andreas B. Hewel | Bild: Picture Alliance/Caro/Teich
Der Wasserbedarf in Brandenburg steigt. Laut einer Studie werden mehrere Milliarden Euro benötigt, um Trinkwasser- und Abwasserstruktur zu erhalten und zu erneuern. Dafür wird auch Geld vom Bund gefordert. Von Ronja Bachofer
- Studie: Deutschlandweit müssten 800 Milliarden Euro in Trink- und Abwassersysteme investiert werden
- 10 bis 15 Prozent der nötigen Investitionen sind auf die Klimakrise zurückzuführen
- Hürden in der Umsetzung erwartet durch langwierige Genehmigungsverfahren
Was müssen wir künftig in unsere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung investieren? Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der 90 Prozent aller Trinkwasserversorger vertritt, hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben.
Das Ergebnis: Für Brandenburg kommt die Studie [vku.de] auf Investitionen in Höhe von 21,4 Milliarden Euro; zu etwa gleichen Teilen für Trink- und Abwasser. Darin eingepreist sind bereits prognostizierte Kostensteigerungen im Baubereich. Zehn bis 15 Prozent der Kosten entstehen laut der Studie durch die Anpassung an den Klimawandel.
21,4 Milliarden Euro Wasser-Investitionen für Brandenburg
Auf die 4.000 bis 4.500 Kubikmeter Wasser, die in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) täglich verbraucht werden, kämen in Zukunft ungefähr 400 Kubikmeter obendrauf, schätzt Thoralf Uebach, Chef der hiesigen Stadtwerke und Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Berlin/Brandenburg.
Um die Infrastruktur für Trink- und Abwasser zu erhalten und zu erneuern, müsse nicht nur Neuruppin jetzt investieren, sondern ganz Deutschland, sagt Uebach: „Wir haben für Deutschland ein Investitionsvolumen berechnet von über 800 Milliarden Euro. Das soll keine Angst machen, aber wir müssen eine gesicherte Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bereitstellen. Für Neuruppin bedeutet das, dass wir 20 bis 30 Millionen Euro in den nächsten 20 Jahren investieren müssen.“
Brandenburgs Wasserversorger setzen auf Finanzhilfe vom Bund
Die Wasserversorger finanzieren sich durch Gebühren. Auch Investitionen müssen sie aus diesen bezahlen. Angesichts des selbst ermittelten Investitionsbedarfs rechnet Uebach mit höheren Wassergebühren.
Um die Kosten der Investitionen nicht allein über die Verbraucherinnen und Verbraucher reinzuholen, erhofft sich der Verband Unterstützung vom Bund. Die zehn bis 15 Prozent der Kosten, die laut VKU durch die Folgen der Klimakrise entstehen, sollten seiner Meinung nach durch das Sondervermögen des Bundes für Infrastruktur und Klimaneutralität gedeckt werden. In Zahlen heißt das: rund 100 Milliarden Euro. Ob der Verband mit dieser Forderung Erfolg haben wird, ist angesichts des bundesweiten Investitionsbedarfs in anderen Bereichen, fraglich.
Brandenburger Haushalte müssen künftig wohl mehr für Wasser zahlen
Für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung werden Haushalte laut der VKU-Studie in Zukunft voraussichtlich mehr zahlen müssen. Während die Brandenburger Preise für Trinkwasser im bundesweiten Vergleich leicht unterhalb des Durchschnitts liegen, sind die Kosten für Abwasser hier besonders hoch. Eine Statistik des Eigentümerverbands Haus und Grund aus dem Jahr 2023 vergleicht die Abwassergebühren der 100 größten Städte Deutschlands. Mit 958 Euro im Jahr für eine vierköpfige Familie hat Potsdam das zweitteuerste Abwassersystem Deutschlands. Dicht dahinter an vierter Stelle folgt Cottbus mit 878 Euro.
Sechs Jahre für drei Brunnen in Neuruppin
Teure Investitionen sind nicht die einzige Hürde, die Wasserverbände zu überwinden haben. In Neuruppin-Treskow soll es bald drei neue Brunnen geben. Sie sollen vier andere ersetzen, die Ende des Jahres stillgelegt werden. Innerhalb von drei Monaten waren die neuen Brunnen gebohrt, der Bau der Trasse dauerte zwei Monate. Noch im September können die Brunnen an das Wasserwerk angeschlossen werden. Einzig auf die Genehmigung wartet Artur Dzasokhov, technischer Leiter der Stadtwerke Neuruppin, bereits seit sechs Jahren. Das ist im Vergleich kein besonders langer Zeitraum. Teilweise brauche die Genehmigung auch zehn oder 15 Jahre.
Damit die Infrastruktur des Trink- und Abwassers zügig erhalten und erneuert werden kann, müssten diese Prozesse künftig beschleunigt werden, sagt Dzasokhov: „Wir reden hier über ein Gut, das existentiell ist für das Überleben der Menschen. Da brauchen wir Genehmigungszeiträume von einem Jahr maximal. Auch als privatrechtlich organisiertes und gewinnorientiertes Unternehmen ist man bedacht, Investitionen, die man für ein Jahr eingeplant hat, auch in diesem Jahr umzusetzen. Wenn man das nicht hinbekommt, weil die Genehmigung nicht kommt, ist das ärgerlich.“ Rund 1,4 Millionen Euro hat die Stadt in die neuen Brunnen investiert. Dzasokhov sieht Neuruppin auch angesichts der kommenden Investitionen insgesamt auf einem guten Weg.
Sendung: Brandenburg aktuell, 25.08.2025, 19:30 Uhr
Beitrag von Ronja Bachofer