Witten. Der Gips-Esel auf dem Rheinischen Esel in Witten wurde zerstört. Die Künstlerinnen haben der Statue die letzte Ehre erwiesen und wollen sich nicht unterkriegen lassen.
Hals- und Beinbruch: Der Gips-Esel auf der Trasse Rheinischer Esel in Witten steht nicht mehr. Nachdem Unbekannte ihn mehrfach beschädigt hatten, brachte ihn die letzte Attacke zu Fall. Doch die Künstlerinnen hinter dem Werk lassen sich nicht unterkriegen. Mit einer „Beerdigung“ haben sie Abschied vom stehenden Esel genommen und dabei ein neues Kunstwerk geschaffen.
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„Eigentlich bin ich mit dem Begriff ‚Beerdigung‘ nicht einverstanden. Immerhin geht es weiter“, sagt Vivien Knoth, die gemeinsam mit Birgit Wewers den Vorstand des KreativQuartiers Annen bildet. Sie waren es, die Heike Fischer mit der Anfertigung von drei Esels-Skulpturen beauftragt hatten. Ihre Skulpturen – zwei Esel (einer am Bahnhof Annen Süd und der nun zerstörte an der Schleiermacherstraße) und ein Eselstorso – zierten den Rad- und Wanderweg. Lange heil blieben sie nicht. Dennoch kann Knoth der Zerstörungswut noch immer etwas Positives abgewinnen.
Rheinischer Esel in Witten: „Die Beschädigungen sind nichts Neues“
„Wir machen seit über zehn Jahren Kunst im öffentlichen Raum. Die Beschädigungen sind nichts Neues“, stellt sie fest. Sie sieht die wiederkehrenden Attacken und die Reaktion der Künstlerinnen als „Dialog“, also als Gespräch mit den Vandalen. Auch wenn die Kommunikation einseitig verlaufe. „Sie zerstören ein Kunstwerk und wir machen ein neues daraus“, sagt sie. Teilweise steckt in den neuen Werken eine ordentliche Portion Galgenhumor.
Die Vorsitzenden des Kreativquartiers Annen, Vivien Knoth (l.) und Birgit Wewers wollen sich von dem zerstörten Esel auf der Wittener Radtrasse nicht entmutigen lassen.
© WAZ | Florian Peters
Nachdem Unbekannte den Esel geköpft hatten, wurde der kopflose Esel kurzerhand zur Kunst erklärt. Aus einem freundlich dreinblickenden Grautier wurde mit etwas Gips und roter Farbe ein Mahnmal geschaffen. Denn statt dem Tier wieder ein Haupt zu verleihen, hatte Heike Fischer den Hals verschlossen und ließ „Blut“ – besagte Farbe – daran hinabrinnen. Direkt daneben hieß es auf einem Schild: „Achtung: Nicht den Kopf verlieren.“ Heute steht das Schild noch, aber der Esel liegt. Heike Fischer ist sich sicher: „Jemand hat ihn mit brachialer Gewalt umgeschmissen.“
Wittener Künstlerinnen möchten Täter gerne kennenlernen
Sie ist bei der „Trauerfeier“ von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, hat Blumen mitgebracht und spricht mit leiser Stimme. Am Freitag zuvor hat sie, gemeinsam mit den Künstlerinnen vom KreativQuartier Annen, den Esel in Beton eingegossen. Nun ragen seine Überreste aus dem Boden heraus und erinnern an ein Fossil aus vergangener Zeit. „Man hätte ihn auch einzäunen können. Aber ich stelle doch meinen Esel nicht in einen Käfig. Der soll zugänglich sein, für die Menschen, die Spaß und Freude daran haben“, sagt Heike Fischer.
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Für eben diese Menschen wurde aus dem kopflosen „Mahnmal“ jetzt das „Mal Ma(h)l“. Das bedeutet: Kreative Wittener werden aufgerufen, die weißen Überreste des Gips-Esels bunt anzumalen. Auch wenn die Statue nicht mehr steht, geht der „Dialog“ mit den Vandalen am Rheinischen Esel weiter. Von Vivien Knoth heißt es dazu: „Wir würden die Täter gerne kennenlernen.“
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