Staatstheater in Karlsruhe: Neues  Schauspielhaus: Rohbau steht Das Gebäude von der West-Seite im August. Foto: Stefan Jehle

In Karlsruhe passiert, wovon man in Stuttgart derzeit bislang träumt. Das Staatstheater wird saniert und umgebaut und alles läuft nach Plan.

Während in Stuttgart weiter darüber gestritten wird, wann die drängende Sanierung des Opernhauses beginnen kann, ist man dem in Karlsruhe um Jahre voraus. An dem 1975 eröffneten Badischen Staatstheater besteht Sanierungsbedarf – und gleichzeitig soll das Haus erweitert werden. Im März 2020 starteten erste Arbeiten. Derzeit wird angesichts des Haushaltsdefizits der Stadt Karlsruhe wieder über die Baukosten diskutiert – doch der Rohbau des neuen Schauspielhauses ist fertig. Im August starteten Arbeiten am „Modul 2“ des Projekts.

Schwer was los: Das Gebäude von der Ost-Seite. Foto: Stefan Jehle

Startschuss der Bau- und Sanierungsarbeiten war im Sommer 2022 mit dem Abriss des Westflügels und dem so genannten „Mittleren Foyer“, das im Obergeschoss auch die Theatergastronomie des Hauses beherbergte. Das war der eigentliche Baubeginn. Schon zuvor wurde die Einfahrt zur Tiefgarage verlegt und ein neues Kassen-Entrée gebaut. Längst nehmen – schon seit dem Ende der Corona-Zeit – die Schauspiel- und Opernliebhaber im Theateralltag den neuen Eingangsbereich, einen Interimsbau, in Beschlag. Der umbaute Raum des künftigen Theaterbaus wird sich etwa 50 Prozent vergrößern – maßgeblich dafür sind das neue Schauspielhaus und Werkstattbauten.

Derzeit befindet sich der Bauabschnitt bereits im Innenausbau

„Aktuell liegen wir im Zeitplan“, sagt Lucas Bauer, der die Pressearbeit für das Sanierungs- und Erweiterungsvorhaben des Staatstheaters verantwortet. Der Rohbau von „Modul 1“, das in Zukunft unter anderem das neue „Kleine Haus“ sowie eine Studio Bühne umfassen werde, sei fertig gestellt, sagt er. Seit einigen Monaten befindet sich der Bauabschnitt nun im Innenausbau. Die Kubatur des bis zu drei Stockwerke hohen Bauteils ist deutlich sichtbar im Stadtraum und begrenzt das Areal hin zur benachbarten Baumeisterstraße. Die Fassade besteht aus grauem Fertigbeton.

Noch im Februar dieses Jahres hatte es Auseinandersetzungen um Platanen auf der Ostseite des Theaterbaus, entlang der Meidingerstraße, gegeben. Wochenlang hatten Umweltschützer protestiert – und waren als Baumbesetzer bei Wind und Wetter in luftiger Höhe in Hängematten zugegen. Einige der Bäume wurden inzwischen gefällt. Nach vorbereitenden Erdarbeiten begannen im August auch die Arbeiten zum Bau der Fundamente für „Modul 2“. Bei dem Bauabschnitt geht es um (zusätzliche) Chor- und Orchesterprobenräume, sowie entsprechende Bühnen für das Ballett, Büros und Funktionsräume. Der Rohbau des „Modul 2“ unterliege dabei besonderen Anforderungen, etwa im Hinblick auf Schallschutz, Raumakustik und Schwingungsverhalten der Bauteile, sagt Theatersprecher Bauer.

Frühestens ab 2027 soll es eine Opern-Interims-Bühne geben

Bei idealem Bauverlauf soll das im Rohbau fertige „Modul 1“ mit dem neuen Schauspielhaus („Kleines Haus“) und der Studiobühne im Verlauf des Jahres 2027 fertiggestellt werden. Erst danach kann und wird es an die Sanierung der Opernbühne („Großes Haus“) im Bestandsbau mit ihren rund 1000 Plätzen gehen. Um eine Ersatz-Bühne für die Oper wird man sich frühestens ab dem Jahr 2027/28 kümmern müssen. Im Gespräch ist die Nutzung des bestehenden Konzerthauses. Das liegt wenige hundert Meter entfernt und diente schon in der Nachkriegszeit als Interimsspielstätte. Notwendige Kosten hierfür sind noch nicht konkretisiert.

Die geschätzten Kosten für die Erweiterung und Sanierung des Theaterbaus sind immens. Der Kostenrahmen für die drei Module inklusive der erforderlichen Vorwegmaßnahmen und einer Vorsorge für Risiken und Baupreissteigerungen wurde 2020 mit 508 Millionen Euro ermittelt. Neuere Berechnungen, in einer aktuell durchaus heiklen zeitlichen Phase, nennt der Theatersprecher nicht. Weitere Kostensteigerungen kämen derzeit nicht gut an. Im Frühjahr hatte die Stadt Karlsruhe eine Haushaltssperre erlassen. Künftig werden pro Jahr im neuen Doppelhaushalt jeweils 80 Millionen Euro eingespart werden müssen. Die Stadt finanziert das Staatstheater, den Bau und den Betrieb, je zur Hälfte mit dem Land Baden-Württemberg.