Nizza – Es sind Worte, die unter die Haut gehen. Raphaël Graven (†46), auch als Jean Pormanove bekannt, starb während eines Livestreams auf der Plattform Kick. Zuvor hatte er sich vor der Kamera immer wieder extremen Belastungen ausgesetzt. Nun meldet sich seine Familie erstmals öffentlich zu Wort.

Anfangs übertrug Raphaël lediglich seine Computerspiele live, später schloss er sich mit anderen Influencern zusammen, um auf Kick sogenannte „Trashstreams“ zu veranstalten. Bei dieser Form von Livestreams wird ein Teilnehmer von anderen bewusst erniedrigt oder gequält.

Zwölf Tage vor seinem Tod startete Raphaël gemeinsam weiteren Männern eine mehrtägige Live-Übertragung. Dort fügten ihm die Anwesenden Gewalt zu, entzogen ihm den Schlaf und demütigten ihn. Er verstarb noch im selben Livestream.

Im Rahmen einer vorherigen polizeilichen Ermittlung betonten er selbst sowie alle Beteiligten, dass Graven sich freiwillig den demütigenden Situationen aussetze

Im Rahmen einer vorherigen polizeilichen Ermittlung betonten er selbst sowie alle Beteiligten, dass Graven sich freiwillig den demütigenden Situationen aussetze

Foto: jeanpormanove/Instagram

Letzte Nachricht an seine Mutter

Kurz zuvor soll er sich in einer letzten Nachricht an seine Mutter gewandt haben. „Hallo Mama, wie geht es dir? Ich hänge schon seit einer Weile in einem Todesspiel fest“, schrieb er laut dem Sender BFMTV. Er soll über Erschöpfung und den psychischen Druck seiner Mitstreiter geklagt haben: „Ich habe die Nase voll, ich will raus. Der andere will nicht, er hält mich gefangen“.

Raphaël Graven wurde nur 46 Jahre alt

Raphaël Graven wurde nur 46 Jahre alt

Foto: jeanpormanove/Instagram

Jetzt äußerte sich seine erschütterte Mutter gegenüber RTL: „Er war ein Familienmensch, wurde überall eingeladen.“ Ihr Sohn sei ein Mensch mit einem „großen Herzen“ gewesen. Auch Gravens Schwester meldete sich zu Wort: „Ich denke, er hätte nicht so sterben dürfen. Er ist an Erschöpfung gestorben. Was er durchgemacht hat, ist inakzeptabel.“

Todesursache unklar

Die Obduktion ergab bislang, dass Graven „nicht an traumatischen Verletzungen“ gestorben sei. Es gebe weder innere noch äußere Verletzungen, die auf direkte Gewalt hindeuten. Die vorläufige Einschätzung der Gerichtsmedizin: Der Tod könnte medizinische oder toxikologische Ursachen gehabt haben.

Trotzdem steht die Frage im Raum, ob die extremen Bedingungen während des Livestreams zu seinem Tod beigetragen haben könnten.

International löste der Fall Entsetzen aus. Rap-Star Drake kündigte bereits an, für die Beerdigung des Streamers aufzukommen.

Um die Livestreams von „Jean Pormanove“ zu sehen, musste man zahlen. Fast 40.000 Euro waren im letzten Livestream Pormanoves zusammengekommen, bevor er starb

Um die Livestreams von „Jean Pormanove“ zu sehen, musste man zahlen. Fast 40.000 Euro waren im letzten Livestream Pormanoves zusammengekommen, bevor er starb

Foto: jeanpormanove/Instagram

Die Streamingplattform Kick äußerte sich in einer Stellungnahme betroffen über den Tod von Pormanove. „Die Community-Richtlinien von Kick dienen dem Schutz der Medienschaffenden, und wir sind weiterhin bestrebt, diese Standards auf unserer gesamten Plattform aufrechtzuerhalten“, so das Unternehmen.

Pormanoves Account auf der Plattform existiert nach wie vor. Die schlimmen Folter-Videos sind teilweise noch zu sehen.