Es war wohl einer der längsten Sprints, den Marius Wolf in seiner Karriere als Bundesliga-Profi mit dem Ball am Fuß durchgezogen hat. Es lief die zweite Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte in der Partie seines FC Augsburg beim SC Freiburg. Wolf fing kurz vor dem eigenen Strafraum einen Pass von Eren Dinkci ab und machte sich auf den Weg Richtung Freiburger Tor. Mutterseelenallein.

Der Sprint von Marius Wolf zum 3:0 dauert acht Sekunden

Egal, ob 60 oder 70 Meter – Wolf war sich bewusst, dass er mit dem 3:0 die Vorentscheidung in der Auftaktpartie der Bundesliga-Saison auf dem Fuß hatte. „Dinkci ist ja kein langsamer Spieler. Ich habe nur gehofft, dass ich nicht eingeholt werde und ich das Tor mache“, erzählte Wolf später über seinen langen, schnellen Weg. Acht Sekunden dauerte es von der Balleroberung bis zum erfolgreichen Torabschluss. Wolf blickte immer wieder links und rechts, doch es kam niemand. Dann lief er gewollt ein wenig nach rechts, um Freiburgs Torhüter Noah Atubolu etwas herauszulocken, um dann den Ball flach ins lange Eck zu schieben. „Atubolu ist spät rausgekommen, hat sich breit gemacht. Ich bin nur glücklich, dass er reingegangen ist.“

Erster Auftaktsieg in der Bundesliga des FC Augsburg nach fünf Jahren

Der Jubel nach seinem ersten Saisontreffer war riesengroß. Genauso wie nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer. Mit 3:1 hatte der FCA nicht nur erstmals seit elf Jahren in Freiburg gewonnen. Es war auch der erste Bundesliga-Auftaktsieg nach fünf Jahren und ein gelungenes Bundesliga-Debüt für Trainer Sandro Wagner.

Dem stellte Wolf nach der geglückten Feuertaufe fast ein Einser-Zeugnis aus: „Jeder Trainer ist speziell. Er ist extrem akribisch in den Details.“ So waren die Augsburger auf jede Aktion der Freiburger vorbereitet. „Das hilft“, sagte Wolf. Aber auch individuell geht Wagner auf jeden Spieler ein. „Er will jeden von uns extrem weiter bringen.“ Und Wagner pusht die Spieler an der Seitenlinie auf der emotionalen Ebene ganz anders als Thorup. Der blieb stoisch ruhig, egal was passierte. Wagner ist hingegen ein explodierender Vulkan. Fordert seine Spieler auch mal zum längeren Liegenbleiben nach einem Foul auf, liefert sich auch Wortgefechte mit seinem Kollegen. Vielleicht ist er derzeit genau der richtige Gegenpol zum Gentleman Thorup. Wolf mag diesen Adrenalin-Schub von außen. „Er ist ein Motivator. Ich habe ja noch gegen ihn gespielt, da gab es auch das eine oder andere hitzige Wortgefecht. Ich finde, er tut uns gut.“

Marius Wolf liegt die Offensive mehr als die Defensive

Er selbst könnte einer der großen Gewinner des Trainerwechsels sein. Nicht, weil Wagner-Vorgänger Jess Thorup nicht auf den 30-Jährigen gebaut hätte. Wolf absolvierte unter dem Dänen 32 von 34 möglichen Bundesligaspielen, bei zwei war er krank oder verletzt. Doch bei Thorup hatte Wolf mehr Defensivaufgaben zu erledigen, spielte mehr rechter Verteidiger, als dem gebürtigen Coburger lieb war.

Unter Wagner durfte er seine Rolle in Freiburg auf der rechten Außenbahn extrem offensiv interpretieren. Er stand oft auf der letzten Linie der Freiburger Verteidigung, um sie hoch zu binden. Ein Schachzug, der aufging. Auch für Wolf. „Ich komme ja aus der Offensive und wurde auf Rechtsverteidiger umgeschult, aber ich sehe meine Stärken auch eher vorne.“

Auch das Spiel gegen den FC Bayern München beginnt mit 0:0

Jetzt freut sich Wolf auf das erste Heimspiel der Saison am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Dass es in der ausverkauften WWK-Arena gleich gegen den FC Bayern München geht, ist für Wolf kein Problem. Wagners ausgeprägtes Selbstbewusstsein, das er auch als Trainer ausstrahlt, hat sich schon auf die Mannschaft übertragen. Wolf sagt: „Jedes Spiel beginnt bei 0:0. Wir werden alles dagegen setzen. Wir wollen gegen die Bayern genauso gallig in den Zweikämpfen sein wie in Freiburg. Wir wollen das Spiel gewinnen.“

  • Robert Götz

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  • Marius Wolf

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  • Sandro Wagner

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