Deutlich über Zielmarke
Analysten hatten für Juli im Schnitt lediglich mit einer Jahresrate von 3,7 Prozent gerechnet. Zu den stärksten Preistreibern zählten die Statistiker die Kosten für Flugreisen, Hotels und Kraftstoffe.
Die Inflation in der zweitgrößten Volkswirtschaft in Europa liegt damit deutlich über der Marke von 2 Prozent, die von der britischen Notenbank angestrebt wird. Die Bank of England (BoE) wird Mitte September über ihren geldpolitischen Kurs entscheiden. Beobachtern zufolge erhöhen die Daten den Druck auf die Währungshüter, das Tempo ihrer Zinssenkungen zu überdenken. Besonders die für die britische Notenbank (BoE) wichtige Teuerung im Dienstleistungssektor zog auf 5 Prozent an, nach einem Plus von 4,7 Prozent im Vormonat.
Die Daten dürften die Notenbank jedenfalls in ihrem vorsichtigen Kurs bestärken. Die Bank of England hatte in diesem Monat – in einer sehr knappen Entscheidung – die Zinsen gesenkt, jedoch angesichts der hartnäckigen Inflation eine Verlangsamung des Tempos bei weiteren Zinssenkungen angedeutet. „Die heutigen Inflationsdaten werden den vorsichtigen Ansatz des geldpolitischen Ausschusses bei künftigen Zinssenkungen bestärken“, sagte Martin Sartorius, Chefökonom beim Industrieverband CBI. Obwohl für das nächste Jahr ein Rückgang der Inflation erwartet werde, bedeute das Risiko von Zweitrundeneffekten, dass der Ausschuss der BoE die Geldpolitik kurzfristig nicht überstürzt lockern werde.
Rückgang gegenüber Vormonat
Im Monatsvergleich ging die Inflation von 0,3 auf 0,1 Prozent zurück. Hier hatten Analysten damit gerechnet, dass sich die Preise nicht verändern.
Die Kernrate der britischen Inflation, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, stieg im Juli auf 3,8 Prozent, nach 3,7 Prozent im Vormonat. Bei dieser Kennziffer hatten Analysten im Schnitt mit 3,7 Prozent gerechnet. Am Devisenmarkt legte das britische Pfund nach den Daten gegenüber dem US-Dollar und dem Euro etwas zu.
Die Teuerung in Großbritannien liegt deutlich über jener in den USA, wo sie im Juli bei 2,7 Prozent verharrte, und jener in der Eurozone. Hier bewegt sich die Inflation um die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Als Gründe für die hohe Rate im Vereinigten Königreich gelten unter anderem die Regulierung der Energiepreise, ein nach dem Brexit angespannter Arbeitsmarkt sowie ein Lohnwachstum von rund fünf Prozent. Den größten Beitrag zum Anstieg im Juli leistete der Verkehrssektor, insbesondere die Flugpreise. Die Preise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke lagen 4,9 Prozent über dem Vorjahr.