Seit über zehn Jahren war der FC Augsburg trotz dauerhafter Bundesliga-Zugehörigkeit nicht mehr an einem Topspiel um 18.30 Uhr beteiligt. Mit dem neuen Trainer Sandro Wagner (37) ändert sich das gleich in seinem ersten Heimspiel als Chefcoach. Nach dem 3:1 in Freiburg ist der Gegner am Samstag der größtmögliche: sein Ex-Klub FC Bayern.
Mit sieben Jahren wechselte Wagner, der in einer Sozialwohnungssiedlung in München-Sendling aufwuchs, als Sturmtalent an die Säbener Straße. Insgesamt spielte er 14 Jahre für die Münchener. Im Fußball-Podcast „Phrasenmäher“ verrät er…
► Welche Ansage er als Balljunge im Stadion von Uli Hoeneß bekam
Wagner: „Ich war drei, vier Jahre Ballholer im Olympiastadion, das war für mich als Kind das Größte. Ich habe die Champions-League-Duelle mit Real Madrid gesehen. Den Geruch von dem Öl, mit dem sich Roberto Carlos, Raúl und Guti am Kabinengang noch mal eingeschmiert haben, rieche ich heute noch. Uli Hoeneß und Karl Hopfner (Ex-Finanzboss; d. Red.) sind damals auch mal zu uns gekommen und haben gesagt, dass wir die Bälle bei Rückstand schneller und bei einer Bayern-Führung langsamer einwerfen sollen. Beim Abschiedsspiel von Lothar Matthäus war ich auch Ballholer. Wie Diego Maradona sich da aufgewärmt, den Ball in den Himmel gejagt und mit einem Kontakt wieder gestoppt hat, habe ich noch vor Augen. Das sind Bilder meiner Kindheit, die ich nie vergessen werde.“
► Ob er das FC-Bayern-Gen in sich trägt
Wagner: „Ich habe nicht das Bayern-, sondern das Sandro-Wagner-Gen. Ich will immer gewinnen – immer! Ich glaube, dieser Antrieb ist bei vielen Menschen, die in ihrer Kindheit nicht so viel Wertschätzung bekommen haben, so ausgeprägt. Ich hatte früher keinen, der mir Mut zugesprochen hat. Der erste Trainer, der richtig an mich geglaubt hat, war Hermann Hummels, der Vater von Mats. Er hat mir mit 13, 14 Jahren gesagt, dass ich mal ein kopfballstarker Bundesliga-Spieler werde – zu der Zeit war ich Auswechselspieler und hatte nie ein Kopfballtor gemacht.“
Also geht es auch am Samstag nur um einen Sieg, nicht um ein Unentschieden?
„Ja, immer um den Sieg. Egal, gegen wen es geht.“
Wagner verrät: Das passierte nach meinem DFB-Rücktritt
Quelle: BILD26.08.2025
► Welchen Platz er nächste Saison sofort unterschreiben würde
Wagner: „Wenn der FCA mir gesagt hätte, sie möchten Erster werden, hätte ich gesagt: BOAH, GEIL – aber schwierig aus dem Stand. Wenn sie gesagt hätten, für sie reicht Platz 15, wäre es auch nicht der richtige Verein gewesen. In den vergangenen Jahren war der FCA immer in der zweiten Tabellenhälfte, und ich möchte, dass wir uns in allen Dingen ranpirschen an die Top-Teams und uns zwischen der ersten und zweiten Tabellenhälfte bewegen. Wir wollen überraschen, alles attackieren, was sich bewegt.“
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► Ob er sich als Trainer Bayern zutraut
Hasan Salihamidzic (48), der Wagner 2018 als Stürmer zurück zu Bayern holte, fragt, ob er sich auch als Trainer eine Rückkehr zu Bayern vorstellen kann?
Wagner (lacht): „Der Brazzo ist schon ein Schlawiner, gell? Ich weiß, was daraus gemacht werden würde, wenn ich jetzt einen raushaue, daher: Natürlich ist es für viele Trainer ein Ziel, bei den größten Vereinen zu arbeiten. Diese Denke habe ich gerade aber gar nicht. Ich will mit dem FCA maximal erfolgreich sein, das ist mein einziger Fokus.“
► Ob er Spieler im Kader hat, die das Potenzial für Bayern haben
Wagner: „Ja, wir haben definitiv Spieler, die bei Bayern spielen könnten. Die Namen kann ich jetzt aber nicht nennen – nicht, dass sie mir sonst noch vor dem Transfer-Ende weggeschnappt werden (lacht).“
► Welcher FCA-Profi in keinem Manager-Spiel fehlen sollte
Wagner: „Unser Torwart Finn Dahmen. Er hat es super gemacht die letzten Monate, ist ein toller Typ und in einem richtig geilen Flow. Wir wollen auch mehr Fußball spielen und seine Fähigkeiten mit dem Ball noch viel mehr für uns nutzen.“
FCA-Keeper Finn Dahmen (27)
Foto: Harry Langer/dpa
► Wer war das größte Talent, mit dem er jemals auf dem Platz stand?
Wagner: „Toni Kroos. Als ich ihn beim FC Bayern in der Jugend das erste Mal auf dem Platz gesehen habe, dachte ich nur: Das wird nichts mit mir, er ist einfach 800 000 Stufen besser.“
► In welchem Job er die meisten Vertragsangebote hatte – als Spieler, TV-Experte oder Trainer
Wagner: „Verrückterweise die letzten beiden, als Spieler hatte ich die wenigsten Angebote im Vergleich. Als TV-Experte war es verrückt, da hätte ich zu jedem Sender gehen können, und die rufen immer noch jedes halbe Jahr an. Als Trainer war es ein Prozess über anderthalb Jahre, in denen ich immer mal wieder Kontakt zu Klubs hatte, bevor ich mich entschieden habe. Wobei ich auch sagen muss: Keiner der Vereine wusste, was ich wirklich kann. Sie haben eher der Fantasie des Trainers Sandro Wagner ein Angebot gemacht. Von daher bilde ich mir nichts darauf ein, dass ich die ein oder andere Möglichkeit hatte.“
► Wie ihm der TV-Job mehr Ansehen verschafft hat
Wagner startete beim ZDF, ging dann zu DAZN: „Ich konnte mich als Experte besser zeigen als zuvor als Spieler. Wenn ich mich früher auf dem Platz gesehen habe, habe ich auch gedacht: Was ist denn das für ein Kotzbrocken? Hat der sie noch alle? Was für ein Rotzlöffel! Als Experte hatte ich mehr Zeit, die Dinge zu erklären. Ich wurde dort als Mensch viel mehr gesehen – das freut mich natürlich.“
► Wie wichtig ihm sein Klamotten-Stil ist
Wagner: „Sehr wichtig. Es gefällt mir, gut angezogene Menschen zu sehen und sich mit Klamotten auch ein Stück weit auszudrücken, wobei man da als Trainer auch aufpassen muss, dass man es nicht übertreibt.“
► Ob er seinen König-Ludwig-Bart selbst rasiert
Wagner: „Wenn wir unterwegs sind, schon. Ich bin da aber nicht so gut drin und gehe lieber zu meinem Freund Erdal Abi in München.“ Was kostet der Spaß? Wagner: „Den Einzelpreis weiß ich gar nicht genau. Erdal macht uns für die ganze Familie immer einen guten Gruppenpreis – ich glaube, ich finanziere da mittlerweile 25 Leute mit (lacht).“
► Ob ihn seine grauen Haare stören
Wagner: „Ich habe eine Riesen-Wertschätzung für Basti Schweinsteiger, der von seinem Stil auch ein Vorbild für mich ist – aber ich hoffe, dass es noch ein bisschen dauert, bis ich so grau bin wie Schweini.“
Den „Phrasenmäher“ finden Sie überall, wo es Podcasts gibt, u.a. bei spotify und apple podcasts. Reinhören lohnt sich! Und der Phrasenmäher hat auch einen eigenen Youtube-Kanal. Dort gibt es nicht nur das Gespräch mit Sandro Wagner in voller Länge, sondern auch vorherige Teile. Schauen Sie doch mal vorbei!