Lausanne (Schweiz) – Brennende Barrikaden, Molotowcocktails, ein zerstörter Bus: Sobald die Sonne untergeht, verwandelt sich die malerische Stadt am Genfer See in ein Schlachtfeld.
In der Nacht zu Dienstag eskalierte die Gewalt erneut. Rund 200 Jugendliche randalierten zum zweiten Mal in Folge – und griffen die Polizei an. Steine, Brandbomben und Feuerwerkskörper flogen. Container und Mülltonnen gingen in Flammen auf. Auch ein Bus der Verkehrsbetriebe wurde schwer beschädigt.
Mit Schilden und Schlagstöcken bewaffnete Polizisten werden mit Pyrotechnik beschossen
Foto: FABRICE COFFRINI/AFP
Die Polizei rückte mit 140 Beamten an. Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse kamen zum Einsatz. Sieben Menschen wurden festgenommen. Erst nach Mitternacht beruhigte sich die Lage.
Auslöser der Randale: Tod von Marvin M. (17)
Hintergrund der Krawalle: der Tod eines Jugendlichen. Laut „Blick“ handelte es sich um den 17-jährigen Marvin M. Er fuhr am Sonntag mit überhöhter Geschwindigkeit durch eine 30er-Zone. Nach Polizeiangaben war der Roller bereits am Samstag als gestohlen gemeldet worden. Als eine Streife ihn stoppen wollte, beschleunigte er – es kam zum Unfall. Marvin M. wurde schwer verletzt und starb wenig später.
Randalierer posieren für die Kamera, schießen Pyrotechnik ab
Foto: Jean-Christophe Bott/KEYSTONE/dpa
Schon in der Nacht von Sonntag auf Montag kam es zu Krawallen und Angriffen auf die Polizei. Die Wut auf die Behörden schürte auch ein weiterer Fall: Bereits im Juni starb eine 14-Jährige nach einem Motorradunfall – ebenfalls auf der Flucht vor der Polizei. „Wir wollen die Wahrheit über die Unfälle wissen“, sagte ein Jugendlicher dem SRF.
An der Stelle, an der es zu dem Unfall kam, wurden Blumen und Fotos niedergelegt
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Familie verteidigt Jugendlichen
In „24Heures“ stellte sich die Mutter von Marvin M. schützend vor ihren Sohn: Er sei kein Rollerdieb gewesen, sagte sie. Sein Bruder schrieb auf Instagram: „Du solltest bei mir sein, zu Hause, in unserem Zimmer, das wir immer geteilt haben. Wir haben alles zusammen erlebt.“
Zu den Krawallen kam es vor allem im Stadtteil Boveresses/Praz-Séchaud
Foto: FABRICE COFFRINI/AFP
Auch seine Freunde melden sich zu Wort. Marvin träumte von einer Karriere als Rapper, gründete mit ihnen die Gruppierung 2SeptG. Auf deren TikTok-Account sagt ein Freund: „Ich akzeptiere, dass man auf seine Art trauert, aber es gibt bessere Wege. Dieses Verhalten entspricht Marvin nicht. Er war kein gewalttätiger Mensch, er war kein Abschaum.“