20 Menschen wurden beim Angriff auf die Klinik in Gaza getötet, international ist die Empörung groß. Einen Tag später versucht die israelische Armee zu erklären, warum sie sich für den Angriff entschieden hat.
Nach scharfer internationaler Kritik am Angriff auf das Nasser-Krankenhaus hat die israelische Armee Ergebnisse einer ersten Untersuchung vorgelegt. Als Hauptgrund für den Angriff wird eine Überwachungskamera genannt, die von der Terrororganisation Hamas im Bereich des Krankenhauses aufgestellt worden sei. Im Abschlussbericht der Armee heißt es, die Hamas habe mit der Kamera offenbar israelische Truppen beobachtet, um terroristische Aktivitäten gegen sie zu lenken.
Zudem vermute Israel seit Langem, dass Extremistengruppen in Krankenhäusern aktiv seien, so dass man die Entscheidung zum Angriff getroffen habe. Die zwei Luftangriffe auf das Nasser-Krankenhaus hatten 20 Menschen das Leben gekostet, unter ihnen fünf Journalisten. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hat die Angriffe als „tragisches Missgeschick“ bezeichnet.
Armee: Sechs Terroristen bei Angriff getötet
Der Generalstabschef der Armee, Eyal Zamir, erklärte nun, bei sechs der 20 Getöteten habe es sich um Terroristen gehandelt. Er bedauere zugleich jeglichen Schaden, der Zivilisten zugefügt worden sei. Das Militär räumte ein, dass der erste Bericht noch lückenhaft sei. Eine weitere Untersuchung soll unter anderem klären, wie genau die Entscheidung zum Angriff zustande gekommen ist.
Die Angriffe hatten international für Proteste gesorgt, etwa von Journalistenverbänden, Nachrichtenagenturen und Medien, deren Mitarbeiter getötet wurden. Der Auslandspresseverband in Israel und den palästinensischen Gebieten beklagte einen der tödlichsten israelischen Angriffe auf Journalisten seit Beginn des Gaza-Kriegs.
Scharfe Kritik auch von Kanzler Merz
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz hat den Angriff scharf kritisiert. Was die israelische Armee tue, sei nicht akzeptabel, sagte der CDU-Politiker. „Dieses Ereignis von gestern wirft einen schweren Schatten auf die ansonsten ja in jeder Hinsicht berechtigte Vorgehensweise gegen die Hamas“, so der Kanzler.
An einen gezielten Angriff auf Journalisten glaube er aber nicht. Vor einem abschließenden Urteil wolle er die Untersuchung des Vorgangs abwarten, sagte Merz kurz vor der Veröffentlichung des ersten Armeeberichts.