Wo bislang eine alte Ziegelmauer an der Moerser Römerstraße unansehnlich war, leuchtet jetzt ein 50 Meter langes, farbenfrohes Graffiti. Die Kunstaktion ist Teil des Demokratieprojekts MACHT.mit! Hintergrund: „Wir haben seit Anfang des Jahres Stadtteilbewohnende gesprochen, Gruppen besucht und Feste erlebt und dabei erfahren, dass die Menschen vieles benennen, was besser werden sollte“, erklärt Frederik Göke, Koordinator des Projekts. „Das haben wir auf der Projekthomepage als Podcasts hörbar gemacht. Aber wir haben auch erfahren, dass die Menschen hier gerne leben. Das macht das Graffiti deutlich sichtbar und spiegelt es den Stadtteilbewohnenden zurück.“ Deshalb ist auch das Logo Bestandteil des Wandbildes und der QR-Code, der auf die Projektwebseite verweist.
Vielfalt des Stadtteils
„Wir haben mit Becker Schmitz einen ausgewiesenen Künstler beauftragt. Die Aufgabe bestand darin, die Vielfalt des Stadtteils zu zeigen, seine Lebendigkeit und seinen stetigen Wandel“, erklärt Petra Kurek, Mitarbeiterin des Projekts und Leiterin des Bildungswerkes FRIEDA im Kirchenkreis Moers. „Mit seinem Entwurf waren wir sehr zufrieden und ebenfalls alle beteiligten städtischen Stellen sowie die Eigentümer der Mauer.“
50m grafische Umsetzung
Umgesetzt hat Becker Schmitz die Idee mit einem Satz, der in einer Gesprächssituation gefallen ist. „Ich liebe Meerbeck und Hochstraß. Hier kann ich sein wie ich bin.“ Nicht nur die Länge des Untergrundes stellten eine Herausforderung dar, sondern auch die grafische Umsetzung. „Das Graffiti soll dem Inhalt des Satzes entsprechen und zugleich mit der Umwelt korrespondieren.
Identifikationsmöglichkeiten
Zudem sollte es beim oftmaligen Ansehen immer wieder etwas Neues zu entdecken geben und nicht zuletzt Freiräume für eigene Gedanken bewahren“, beschreibt der Künstler seine Überlegungen. So nehmen die Buchstaben die Büsche und Bäume hinter der Mauer als Motiv auf. Den zweiten Abschnitt „Hier kann ich sein“ zum Beispiel bilden die Baumstämme entsprechend der Verwurzelung im Stadtteil. Die Figuren sind in unbestimmtem Weiß gehalten, um Identifikationsmöglichkeiten zuzulassen, aber gleichwohl erkennbar als Vater mit Kind, Rollstuhlfahrer, Frau mit Hidschāb etc.
Politisch durch Kritik wirksam sein
„Wir sind begeistert von dem fertigen Graffiti“, sagt auch Rebecca Rübsam vom Projekt MACHT.mit!. „und hoffen, dass es langfristig die Erfahrung wachhält, dass man politisch durch Kritik wirksam sein kann und die Demokratie mitträgt.“
Weitere Informationen:
Das Graffitiprojekt wurde mit Mitteln des Verfügungsfonds des Bund-Länder-Förderprogramms „Sozialer Zusammenhalt“ realisiert.
Das Projekt MACHT.mit! in Moers-Meerbeck und Essen-Borbeck fördert den Dialog zwischen Stadtteilbewohnenden und Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung. Diese können die anonymisierten Mitschnitte von Wünschen und Kritik im Stadtteil auf der Projekthomepage www.macht-mit-moers.de nachhören und reflektieren ohne unmittelbaren Handlungsdruck.
Das Evangelische Erwachsenenbildungswerk (eeb) Nordrhein ist Projektträger für Moers und Essen Der Innovationsfonds des Landes NRW fördert das Projekt über eine Dauer von einem Jahr und ist eine Kooperation mit dem Stadtteilbüro Neu_ Meerbeck und der TuWas Genossenschaft eG
Am 13. November wird eine Dialogveranstaltung stattfinden, die Kommunalpolitik und interessierte Bürgerinnen und Bürger, die ihre Meinungen geäußert haben, zusammenbringt.
Foto: (von links) Rebecca Rübsam, Petra Kurek, vorne kniend (v.l.) Becker Schmitz, Frederik Göke (Foto: Kirchenkreis Moers)