Sie ist eine Weinprinzessin und kommt aus dem heiligen Korntal. Alleine das ist schon ein Widerspruch in sich. Doch Ines Pfeiffer mit drei f bringt gerne Welten zusammen. Gut, mit der Mathematik hatte es sie auch nicht so. Beim Abi wettete sie mit ihrem Lehrer, wenn sie mehr als einen Punkt schreibe, bekomme sie einen Kasten Bier. Es wurden zwei. Dieser Erfolg brachte sie aber der Mathematik nicht näher, erzählte sie beim Weindorftreff des SWR und von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten auf der Bühne der Kulturlaube beim Weindorf.
Weinprinzessin Ines Pfeiffer Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Was auch kein Wunder ist, sagte der Experte in der Runde. Timm Sigg ist Professor für Mathematik in Stuttgart und Träger des Württemberger Kleinkunstpreises. Er kennt so viele Witze und Anekdoten über seine Zunft, dass er daraus ein Bühnenprogramm gemacht hat. Er gesteht, dass es für die Beschäftigung mit Problemen der „reinen Mathematik“, also Dingen, „die man ganz sich für gar nichts im Leben brauchen kann“ , einen gewissen Grad an Masochismus brauche. Aber wenn man es in sich fühle, dann mache das großen Spaß. Ob das als Ausrede im Unterricht durchgeht, dem Lehrer zu sagen, man fühle Mathe nun mal nicht in sich, sei mithin also gar nicht verantwortlich für die schlechte Note; nun, das bleibt abzuwarten. Immerhin, ein Prof hat das gesagt!
Therapie auf dem Weindorf
Doch wer ein T-Shirt trägt, auf dem steht: „Come to the other side, we have Pi“, der hat zumindest den Humor auf seiner Seite. An der Uni sitze er ja immer mit anderen Mathematikern zusammen, „und ist umzingelt von seinesgleichen“. Man darf wohl von Nerds sprechen in diesem Zusammenhang, in jedem Falle betrachte er sein Publikum als eine Art Therapeut: Huch, da sind ja normale Menschen. Denn Unterhaltungen endeten gemeinhin abrupt nachdem er erzählt hat, was er so macht: „Ich bin Mathematikprofessor!“ Schweigen.
Als Smalltalk eignet sich die Riemannsche Vermutung ja auch schwer. Da geht es ganz verkürzt um die Verteilung der Primzahlen, ein Gedankenkonstrukt, das seit 170 Jahren einer Lösung harrt. Auch mit Einsatz von noch so viel Trollinger von Markus Escher schaffte es auch die Runde um VfB-Spielführerin Jana Beuschlein, Chorleiter Patrick Bopp, Pfeiffer und den Moderatoren Diana Hörger und Tom Hörner nicht, das Rätsel zu knacken. schade eigentlich. Es gibt nämlich eine Million Dollar dafür.
Weiß alles über Gerüche: Ja na Beuschlein Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Gut, Beuschleins männliche Kollegen lachen darüber, für sie ist es mehr als sie jemals mit Fußball in ihrer Karriere verdienen wird. Deshalb hat sie BWL studiert, ihre Bachelor-Arbeit über Gerüche im Marketing geschrieben, Events wie Weinverkostungen organisiert. Zwar wünscht sie sich, dass alle Fußballerinnen von diesem Beruf leben können, aber wer sie auf der Bühne erlebt, denkt, vielleicht ist es für die Persönlichkeit auch ganz gut, was anderes zu tun als nur zu kicken. Nicht nur die Klarheit der Gedanken und der Rede scheint ein Unterschied zu sein zwischen fußballspielenden Männern und Frauen.
Auch Wolle Kriwanek ist Thema beim Weindorf
Damit zur Musik, das zweite große Thema an diesem Abend. Natürlich singe man in der Kabine sagt Beuschlein, sehr zur Freude von Patrick Bopp. Und dann auch noch Liedgut vom schwäbischen Barden schlechthin – Wolle Kriwanek. Vor jedem Spiel in der zweiten Liga singen die Frauen „Stuttgart kommt!“, die Vereinshymne. „Wir hören Lieder, die man mitsingen kann“, sagt sie. Bei den Jungs komme eher so „Hip-Hop-Bums“, bei dem man die Hälfte nicht verstehe. Was vermutlich besser so ist. Bling Bling, und ganz viel dicke Hose. Gemeinsam singen, das ist das Metier von Patrick Bopp.
Die Runde beim Weindorf-Treff: Diana Hörger, Ines Pfeiffer, Jana Beuschlein, Timm Sigg, Patrick Bopp, Tom Hörner (von links) Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
„Der Stellvertreter von Gotthilf Fischer auf Erden“, wie Hörner ihn nennt“, bringt in der ganzen Region die Menschen zum Singen. Nach dem Ende seiner Karriere als Fünftel bei die „Füenf“, konzentriert er sich auf das Leiten von Chören und das Anleiten zum Singen. Sei es in Steinenbronn, beim Weihnachtssingen im Gazi-Stadion, mit dem Chor der Vesperkirche, mit wildfremden Menschen, demnächst in der Johanneskirche am Feuersee. „Jeder kann singen“, sagt er und tritt gleich den Beweis an mit den gut 100 Zuschauern. „Schlimm Schlamm Schlamm“, singt er vor in allerlei Variationen und „Troll Troll Trollinger“. Und tatsächlich singen auch einige mit. Auch der Herr Professor.
Beim Weindorf lernt man Life-Hacks
Der Musik sehr mag, „denn es hat ja mit Mathematik zu tun“. Zum Entspannen vor seinen Auftritten aber spielt er tatsächlich – Schach. Wie gut er darin ist, muss er nicht vorführen. Aber Hörner hat sich eine Aufgabe für ihn ausgedacht: Wurzel ziehen vor Publikum. Dafür hat er einen Basilikumstrauch besorgt, und Sigg muss nun eine Wurzel ziehen. Stimmt, das bewegt sich auf dem Niveau des kürzesten Musiker-Witzes, den Bopp kennt: „Gehen drei Musiker an einer Kneipe vorbei!“ Aber gut, Sigg meistert die Aufgabe mit Perfektion, die Basilikumwurzel liegt frei.
Mit leib und Seele dabei: Patrick Bopp Foto: Lichtgut/Leif Piechowski
Wurzelziehen ist also nicht nur beim Zahnarzt schmerzhaft. Doch dafür wird das Publikum noch mit einem Trick beschert, einem Life-Hack, wie man das neudeutsch nennt. Wer seinen Wein kühl mag, der solle ja bloß nicht Eiswürfel reinkippen, sagt Weinprinzessin Pfeiffer, „dann hat man ja eine Schorle.“ Sie friert Trauben ein und gibt diese ins Glas. „Da verwässert nix!“ Im Gegensatz zur Mathematik hat das nun wirklich praktischen Nutzen. Wohl bekomm’s!
Weindorf-Treff
Gäste
Am Mittwoch, 27. August, sind um 17 Uhr in der Kulturlaube auf dem Weindorf die Foodbloggerin Yules zu Gast, sowie First Lady Gerlinde Kretschmann, Schauspieler Helmut Zierl und Weinkönigin Kim Weißflog.