Berlin – Drei Ex-Elite-Soldaten vom Wachbataillon der Bundeswehr haben die Vergewaltigung eines Kameraden gestanden. Der Prozess in Berlin ist ein Blick durchs Schlüsselloch hinter die Wagenburg-Mentalität, auf das, was oft verborgen bleibt.

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DIE ANKLAGE: Tatort Stube 233 im Gebäude 47 in der Julius-Leber-Kaserne (Berlin-Reinickendorf) im Frühjahr 2021. Ein Soldat (20) wird festgehalten, während ihn ein Oberstabsgefreiter vergewaltigt. Das Wachbataillon (1000 Soldaten) ist bei jedem Staatsbesuch dabei. Oktober 2021 beginnen dort Ermittlungen gegen ein rechtsextremes „Wolfsrudel“, das auch widerliche Rituale an Kameraden verüben soll. Dabei kommt die Vergewaltigung ans Licht, als Feldjäger bei Durchsuchungen in der Kaserne Audiodateien sicherstellen.

ERSTES GESTÄNDNIS: Robby B. (35) war damals der Oberstabsgefreite. Er räumt den Vorwurf ein. „Ich war bei der Tat nicht sexuell erregt. Das war eine ritualisierte Form von: Den Anfängern zeigen, wie es geht“, erklärt er. „Diese Form ist bei der Bundeswehr nicht ungewöhnlich.“ Die Bundeswehr sei sein Lebenstraum gewesen, sagt er. Heute ist er Müllfahrer.

Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr bei einem Empfang in Berlin

Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr bei einem Empfang in Berlin

Foto: IMAGO/

ZWEITES GESTÄNDNIS: Benjamin K. (31) lässt seinen Anwalt vortragen. Sein Disziplinarverfahren läuft zwar noch, aber beim Bund ist er raus. Heute arbeitet er auf dem Bau.

DRITTES GESTÄNDNIS: Tino K. (36) ist nur für unterlassene Hilfeleistung angeklagt. „Ich blieb untätig, als es zu dem Übergriff auf den Kameraden kam“, erklärt er und spricht von „Herumgehocke in der Kaserne, Langeweile, Alkohol“. Heute ist er Rettungssanitäter.

Opfer blieb zunächst bei der Bundeswehr

DAS OPFER: Am 1. Juli 2020 begann der heute 24-Jährige seinen Bundeswehr-Dienst. „Ich weiß, was mir angetan wurde. Mir wurde eingetrichtert: Ist ein ganz normales Ritual, wurde mit uns auch gemacht. Mir ging es nicht gut danach“, sagt er.

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Trotzdem blieb er bei der Bundeswehr, es war auch sein Lebenstraum. „Ich habe nie was gesagt. Eltern und Freundin spürten, da stimmt was nicht. Ich wollte das alleine mit mir ausmachen. Doch der Irrsinn hat mich verändert. Ich habe Flashbacks. Erst sehr spät suchte ich therapeutische Hilfe.“ Ein Kripo-Mann nahm am 9. Juni 2022 seine Strafanzeige auf.

Februar 2025 stieg er aus bei der Bundeswehr: „Ich möchte nur noch Gerechtigkeit und die Anerkennung als Wehrdienstbeschädigung erreichen.“ Heute kümmert er sich auf dem Land um schwer erziehbare Jugendliche.

Urteil am 2. September.