1. Startseite
  2. Frankfurt

DruckenTeilen

Mehrfamilienhäuser im Herzen Frankfurts wechseln den Besitzer. Die Immobilien am Oeder Weg werden abgerissen und neu gebaut.

Frankfurt – Für das Ensemble am Oeder Weg ist ein Käufer gefunden worden. Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) veräußert die Mehrfamilienhäuser an die in Frankfurt ansässige Aberdeen (Abrdn) Investments Deutschland. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Nach Aussage der VBL ist der Gebäudekomplex nicht Teil des Portfolios von 15 Objekten, den die Zusatzversorgungskasse derzeit im Rhein-Main-Gebiet zu verkaufen plant.

Das VBL-Ensemble Oeder Weg, Adlerflycht- und Hermannstraße ist an Aberdeen Investments Deutschland verkauft worden. Teile werden abgerissen.Das Ensemble Oeder Weg, Adlerflycht- und Hermannstraße ist verkauft worden. Teile werden abgerissen. © Christoph Boeckheler

Das Ensemble im Nordend umfasst Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 116 Wohneinheiten am Oeder Weg sowie in der Adlerflycht- und Hermannstraße. Die drei Häuser Oeder Weg 74-78 stehen seit Mitte 2018 leer. Die 31 Wohnungen musste die VBL wegen statischer Mängel räumen. Eine Abrissgenehmigung lag zuletzt vor. Wie berichtet gibt es auch eine Baugenehmigung für den Entwurf eines Frankfurter Architekturbüros, nach dem 34 neue Wohnungen entstehen sollen.

Baustart für Neubau im Herzen Frankfurts für kommendes Jahr geplant

Die VBL werde die Liegenschaft in Kürze an ein Wohnimmobilien-Sondervermögen der Aberdeen übertragen, teilt der Investor mit. Für die Mietparteien „bleibt alles wie es ist“, so ein Sprecher. Geplant sei, die Wohnanlage „langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln, während zugleich die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner gewahrt werden“. Vorgesehen sei etwa eine Mieter-Infoveranstaltung im Herbst.

Den leerstehenden Gebäuderiegel Oeder Weg 74-78 will Aberdeen abreißen und durch einen Neubau ersetzt lassen. Noch in diesem Jahr sollen vorbereitende Maßnahmen beginnen. Der eigentliche Baustart werde voraussichtlich 2026 folgen. Ob das Unternehmen die vorhandenen Pläne des Architekturbüros übernimmt, konnte der Sprecher nicht sagen. Der Neubau werde sich daran jedoch orientieren. 

Der Investor

In Frankfurt verwaltet Aberdeen Investments Deutschland nach eigenen Angaben derzeit treuhänderisch etwa 2000 Wohnungen „für sicherheitsorientierte, deutsche institutionelle Investoren mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont“.

Am Sommerhoffpark im Gutleut hat das Unternehmen etwa die beiden Wohntürme entwickelt.

Aberdeen Deutschland verwaltet und betreut als Teil einer internationalen Unternehmensgruppe in Deutschland rund 14 300 Wohnungen.

Noch offen ist, wie es mit den Wohngebäuden in der Adlerflycht- und Hermannstraße weitergeht, in denen etwa 115 Personen leben. In einzelnen Wohnungen hatte die VBL im vergangenen Jahr Probebohrungen in den Zwischendecken vorgenommen. Die Ergebnisse hatte sie weder veröffentlicht noch den Mietparteien mitgeteilt. Für die Gebäude seien nun „weitere Untersuchungen nötig“, sagt der Aberdeen-Sprecher. Ob die Mehrfamilienhäuser dann saniert oder ebenfalls abgerissen werden müssten, könne er nicht sagen. Die nächsten Schritte sollten in Abstimmung mit den Mieterinnen und Mietern sowie der Stadt erfolgen.

Mietparteien der betroffenen Häuser, die in den vergangenen Monaten in Sorge waren, dass sie Opfer von Verdrängung, Mietsteigerungen und Luxussanierungen werden, sind von der Ankündigung „überhaupt nicht beruhigt“, sagt eine Mieterin. Einerseits sei Aberdeen als Investor kein gemeinwohlorientiertes Unternehmen. Auch sei besorgniserregend, dass nach wie vor offen ist, was mit ihren Wohnungen geschehen soll.

Befürchtungen bei Mietern zu Plänen im Frankfurter Oeder Weg

Die Mieterinnen und Mieter befürchten, dass der Investor zunächst am Oeder Weg neu baut, um die Wohnungen für hohe Mieten den Bewohner:innen der Häuser der Adlerflycht- und Hermannstraße anzubieten, deren Gebäude dann ebenfalls weichen müssten. Positiv sei dagegen, dass Aberdeen eine Infoveranstaltung angekündigt hat.

Von derartigen Zusagen sind Mietparteien in den 15 Objekten – elf davon in Frankfurt -, die die VBL im Rhein-Main-Gebiet verkaufen will, weit entfernt. Derzeit liefen Gespräche mit einer Wohnungsbaugesellschaft, sagt ein Sprecher der Versorgungsanstalt. Details nannte er wegen einer „Vertraulichkeitserklärung“ nicht. Wie das Planungsdezernat jedoch auf Anfrage bestätigt, hat die ABG Frankfurt Holding ein Angebot für das gesamte Portfolio gemacht.

Das umfasst in Frankfurt etwa Wohngebäude im Ostend, Nordend und Bornheim. Viele der betroffenen Mietparteien hatten von den Verkaufsgesprächen nur über die Medien oder durch eigene Recherchen erfahren.