Koblenz. Anfang 2010 erhielt Gunthard Kissinger aus Koblenz seien erste Krebsdiagnose. Ein Tumor im Rachen. Erst ein kleiner Pickel unter der Zunge brachte die Ärzte dazu, dass mit einer gründlichen Abklärung erkannt wurde, dass hier schon ein größerer Tumor im Unterzungenbereich in den Rachen hinein gewachsen war. Eine große OP, Strahlenbehandlung mit Chemotherapie waren die Schritte der Erstbehandlung, die notwendig waren, um ihn zu retten. Noch immer sterben fast 50 % der Betroffenen in den ersten 5 Jahren.
„Wie mir geht es leider vielen Mitbetroffenen, dass die Tumore im Mund und Halsbereich erst spät entdeckt werden“ sagt Kissinger, der seit 2011 stark in der Selbsthilfe aktiv ist. So führte der ehemalige Sozialarbeiter im Ehrenamt schon sehr viele Gespräch mit ähnlich Betroffenen. Durch sein bundesweites Engagement hat er auch eine gute Übersicht ob und wieweit das Thema Kopf-Hals-Tumore in der Gesellschaft bekannt ist.
Er stellt mit Bedauern fest, dass hier große Unwissenheit vorherrscht und seiner Meinung nach auch nicht genügend für die Aufklärung getan wird. Ein Vorsorgeprogramm fehlt und auch im Bereich der Früherkennung wird nicht allzu viel getan. Obwohl alljährlich ca. 14.500 Menschen , laut Robert-Koch-Institut, in Deutschland neu an Kopf-Hals-Tumoren erkranken, scheint das nicht ausreichend zu sein, damit mehr in Forschung und Entwicklung gesteckt wird.
Den nächsten Schock erlebte Kissinger dann bei seiner Abschlussuntersuchung im Rahmen der regulären Nachsorge. Nach fünf Jahren und vier Monaten stellte sich heraus, dass er beidseits Lungenmetastasen hatte. Der Versuch mit einer weiteren Chemotherapie, im Rahmen der palliativen Versorgung, erneut zu helfen scheiterte. Nach einem Jahr wurde entschieden, dass doch Operationen durchgeführt werden. Bei der pathologischen Begutachtung zeigte sich, ein Lungenflügel hatte vermutlich Metastasen vom Halstumor. Der andere Lungenflügel war jedoch ein eigenständiger neuer Lungenkrebs. Eine dritte OP lehnte Kissinger ab und lebt seitdem im Beobachtungsstadium.
Vor einem Jahr wurden dann in der Speiseröhre Zellen entdeckt, die dort nicht hingehören. Sie gelten als Vorläufer für mögliche Krebsentwicklungen und werden jetzt mit einer endoskopischen Behandlung soweit möglich vernichtet.
Für Kissinger, der auch früher schon sportlich unterwegs war, galt in seiner gesamten Krankheitsphase, so viel wie möglich aktiv zu sein. Fahrrad fahren, Walken und Wandern sind ihm wichtig. Darüber hinaus mit Menschen im Gespräch sein und stets daran arbeiten, dass die Welt ein klein wenig besser wird. Er sieht, dass viele Menschen mit Kopf-Hals-Tumoren sich zurückziehen und sich immer weiter isolieren. „Einsamkeit macht depressiv und das ist bei dieser tückischen Krankheit extrem schlimm“ sagt er und erzählt von seinem Projekt „Uta-unterwegs trotz alledem“, dass er entwickelt hat und über das Selbsthilfenetzwerk Kopf-Hals-Mund-Krebs e.V. jetzt drei Jahre leitete. Ursprünglich wollten wir Ideen entwickeln, damit Betroffene sportlich aktiv werden und gemeinsam mit anderen etwas tun. Das sollte die Gesundheit fördern und der Inklusion dienen. Gleichzeitig wollten wir Nichtbetroffene informieren. Über die Projektphase geht es jetzt kompakt gesagt um: Vermeidung, frühere Erkennung und bessere Bewältigung im Falle der Erkrankung.
Die dreijährige Projektentwicklungsphase läuft Ende des Jahres aus und Kissinger hofft auf Weiterführung des Programms durch das Selbsthilfenetzwerk. Er selbst wird sich zurückziehen da er sich verstärkt um seine kranke Frau kümmern muss. In Koblenz wird er jedoch in der Selbsthilfegruppe Mund-Kiefer Gesichtstumore weiter aktiv sein.
Mit seiner Spenden-Sammel-Aktion „365 km auf dem Moselsteig“ will er seine Leidenschaft Wandern mit seiner Leidenschaft Selbsthilfe verbinden und hofft auf viele Spenden für die Fortführung des Uta-Projektes. Er lädt ein gemeinsam mit ihm unterwegs zu sein auf den Wanderetappen um ins Gespräch zu kommen. Die Abschluss Etappe am 2.11. endet am Deutschen Eck, dort wird ein Info Zelt sein und es gibt zwei Cremesuppen für die Wanderer und interessierten Gäste. Diese Suppen sind ein gutes Beispiel für die bleibenden Essprobleme die viel Menschen mit Kopf-Hals-Tumoren lebenslang haben.
Gerne kommt Kissinger auch in die Gemeinden auf dem Weg, um bei Veranstaltungen zu Kopf-Hals-Tumoren zu informieren. Und er kann Infomaterial gegen Erstattung der Portokosten und gerne darüber hinaus eine kleine Spende zusenden. Er ist per E-Mail unter info@unterwegs-trotz-alledem.de erreichbar. Weitere Informationen stehen auf der Homepage www.unterwegs-trotz-alledem.de. Spenden bitte über www.betterplace.org/p158438
Um auch künftig einen Monat mit Betroffenen in einem Bundesland zu informieren benötigt das Projekt ca. 50.000 Euro pro Jahr. Teile werden über Stiftungen und sonstige Geldgeber geleistet. Dennoch muss ein großer Anteil zwischen 20 und 40% über Spenden gesammelt werden.