In den vergangenen Jahren hat sich im Neuköllner Körnerkiez eine offene Drogenszene etabliert. Besonders betroffen ist der Anita-Berber-Park zwischen Hermannstraße und Tempelhofer Feld. Dazu kommen illegale Müllablagerungen. In einem Einwohnerantrag an die lokale Bezirksverordnetenversammlung fordern Anwohnende nun strukturelle und Sofort-Maßnahmen, um die Lage in ihrem Kiez zu verbessern.

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Konkret geht es den Anwohnenden um „Sauberkeit, Sicherheit und Suchthilfe“. In den vergangenen Monaten habe sich die Initiative unter anderem mit der BSR, Suchthilfeeinrichtungen, dem Grünflächenamt und Stadtteilkoordinator:innen getroffen, berichtet eine Beteiligte. Nun will die Initiative bis Mitte September 1000 Unterschriften sammeln, um einen Antrag an die Bezirkspolitik richten zu können.

Gegründet hat sich die Initiative erst im April: Im Frühjahr waren mehrere Fälle publik geworden, bei denen Kita-Kinder in Kontakt mit benutzten Drogenspritzen kamen. Einige der Mitstreiter:innen seien schon länger aktiv in der Gruppe „Kiezputz Thomashöhe“, die vierteljährlich rund um die gleichnamige Grünanlage Müll sammelt.

Der Einwohnerantrag

Wenn Sie Anwohner:in sind und für den Antrag unterschreiben wollen, finden Sie die Unterschriftenlisten bis 10. September in den folgenden Geschäften: ⁠Ilse Eins Eisladen (Ilsestraße 1), Kleines Weingut Weinhandlung (Emser Straße 129), ⁠Robin Hood Biomarkt (Altenbraker Straße 15), ⁠Dr. Pogo Veganladen-Kollektiv (Karl-Marx-Platz 24), ⁠Die gute Seite Buchhandlung (Richardplatz 16) sowie ⁠Mara Lou Babyboutique (Richardplatz 2a).

„Wir wollen diese Situation nicht länger hinnehmen, daher richten wir unsere Forderungen an die Stadtreinigung und die zuständigen Behörden in Form unseres BVV Antrags“, sagte eine der Initiatorinnen. Mittlerweile würden selbst Kitagruppen selbst den Müll von Spielplätzen wegräumen. „Unsere Kinder sollten wirklich nicht hinter uns Erwachsenen ‘her putzen’, schon gar nicht den Müll auf den Straßen Neuköllns“, sagt sie.

In dem Antrag fordern die Anwohnenden unter anderem, dass Spielplätze, Grünflächen und Wohnumfelder „wieder für alle sicher und nutzbar“ gemacht werden sollen. Dafür schlagen sie eine häufigere Reinigung im Körnerkiez vor, mehr Mülleimer, eine effektive Abholung von Sperrmüll und mehr Gelder für Grünpflege und Reinigungsdienste.

Unsere Kinder sollten wirklich nicht hinter uns Erwachsenen ‘her putzen’, schon gar nicht den Müll auf den Straßen Neuköllns.

Eine der Initiatorinnen der Gruppe über die Lage im Körnerkiez.

Zudem sollen weitere mobile und stationäre Drogenkonsumräume, vor allem am Anita-Berber-Park, eingerichtet werden. Generell fordern die Anwohnenden eine bessere finanzielle Ausstattung der Suchthilfe und Straßensozialarbeit sowie eine gesamtstädtische Strategie.

„Wir wollen ein soziales Miteinander, in dem sich niemand von Müll, öffentlichem Drogenkonsum und Unsicherheit überfordert fühlt, aber auch niemand ausgegrenzt oder verdrängt wird, nur weil sich soziale Problemlagen räumlich ballen“, schreiben die Anwohnenden in ihrem Antrag.

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Dazu gehöre die Einhaltung von Ordnung und Sicherheit durch die Stadtreinigung und die zuständigen Behörden ebenso wie die Schaffung menschenwürdiger Räume und Angebote für Menschen ohne Obdach oder mit Suchterkrankung.

Gerade der Körnerkiez steht aus Sicht der Initiative exemplarisch für verschiedene Problemlagen, die auf engstem Raum zusammenkommen: Die Anwohnenden schreiben von einer „sozialen und gesundheitlichen Krise“, die eine konsequente, koordinierte und ressortübergreifende Antwort auf bezirklicher wie landesweiter Ebene erfordere.

Inwiefern der Appell der Anwohnenden Erfolge zeigen wird, ist dabei angesichts der Haushaltslage äußerst ungewiss: So hat der Senat gerade erst sechs Millionen Euro in der eh bereits unterfinanzierten Grünpflege gekürzt.