Dortmund. Lang ist‘s her – aber an unsere Einschulung denken wir gerne zurück. Und was steckte in der Schultüte? Unser Redaktions-Team erinnert sich.
Rund 6000 Kinder starten dieses Jahr in Dortmund in die Grundschule. Für sie ist der erste Schultag so aufregend wie für uns damals – wobei sicher heute auch vieles anders ist. Die Feiern rund um die Einschulung werden immer größer, die Eltern immer nervöser und engagierter. Aber die Schultüten waren auch früher schon groß. Was da alles reinpasste! Das WochenDosis-Team erinnert sich.
Wie gelingt der Schulstart? Wie sehr müssen sich Eltern einbringen? Was soll in die Brotdose? Und wie stressig sind die Tage vor der Einschulung? Antworten darauf gibt es geballt in unserem neuen WochenDOsis-Newsletter am Mittwochmorgen:
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Britta Bingmann (Einschulung 1972 in Dortmund-Wellinghofen):
In meiner Schultüte steckte ein Wecker „mit Ohren“, den hatte ich mir gewünscht. Ich fand ihn wunderschön. Zumindest bis das infernalische Klingeln seiner blechernen Doppelglocken mich am nächsten Morgen um halb sieben weckte. In einer Gruppe von bestimmt 20 Kindern – die meisten hießen Sabine, Susanne, Thomas und Thorsten — zogen wir an diesem Tag nach der los zur Lieberfeld-Grundschule in Wellinghofen. Es war ein schöner Sommertag im Jahr 1972, die Röcke der Mädchen waren noch kürzer als die Hosen der Jungen. Wir trugen lange Zöpfe und Tornister in orange, rot oder gelb. Die Jungs hatten weniger Auswahl und klebten daher Aufkleber aufs braune Noppenleder. Erwachsene begleiteten uns nicht auf dem Schulweg, obwohl die Preinstraße schon damals recht viel befahren war. Die größte Gefahr war für mich auf dem Rückweg aber der Stopp bei Bäcker Mohr. Denn da gab’s (sehr zum Leidwesen meiner Mutter) eine Tüte Kuchenränder für einen Groschen. Ach ja, auch daran erinnere ich mich: An meinem zweiten Einschulungs-Geschenk hatte ich noch kürzer Freude als am Wecker. Der Drachen, ein windschnittiger Bussard, war schon am Abend der Einschulung auf Nimmerwiedersehen in den Bäumen verschwunden.
Ein schöner Tag im Dortmunder Sommer 1972: Bei der Einschulung in Wellinghofen bestimmten kurze Röcke, lange Zöpfe und Tornister in orange, rot oder gelb das Bild.
Katrin Figge (Einschulung 1986 in Menden):
Ich wollte: Klümpchen und Schokolade. Ich kriegte: Fruchtschnitten und Mais-Lollis aus dem „Kernhäuschen“, einem Mendener Bioladen der ersten Stunde. Ich weiß noch, wie es im Kernhäuschen roch. Ich wollte nicht, dass meine Schultüte auch so roch. Tat sie aber. Die anderen Kinder packten in unserem ersten Klassenraum in der Albert-Schweitzer-Schule Lendringsen ihre Bonbons und Schokoriegel aus. Ich ließ die Sachen verschämt stecken. Ein blödes Gefühl. Aber in meiner Schultüte steckte noch etwas viel Wichtigeres: Ich erinnere mich an eine Stifte-Aufbewahrung (Massivholz, geölt, unlackiert) und eine Schere mit rotem Griff. Und auf die war ich extrem stolz: Alle anderen Kinder hatten Kinderscheren – aber meine Eltern trauten mir eine echte Erwachsenenschere zu. Spitz und scharf und bestimmt saugefährlich. Als die Schere irgendwann im Studium verschwand, war ich sehr traurig. Sie war für mich eins der wichtigsten Symbole meines Lebens und prägt meine Erziehung bis heute: Dein Kind schafft das schon, du musst es nur lassen. Danke für das Vertrauen, Papa und Mama! In der 2017er Schultüte meiner Tochter waren übrigens echte Süßigkeiten. Meine Eltern fanden das gut.
Immer im Doppelpack: Meine Kindergartenfreundin Anika (links) und ich. Sie inspirierte mich zum einzigen rosa Gegenstand meines Schullebens: einen Amigo-Tornister.
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Stephanie Heske (Einschulung 1989 in Maichingen):
Mit Staunen lese ich, wie detailliert meine Kolleginnen und der Kollege teilweise von ihrer Einschulung erzählen können. Bei mir selbst sind die Erinnerungen spärlicher. Eingeprägt hat sich bei mir, wie schick ich mich für die Einschulung machen musste: Schleifchen im langen Haar, weiße Bluse, Rock, Strumpfhose und weiße Lack(!)-Schühchen. Ich, die doch sonst auf jeden Baum klettern musste. Aber fürs offizielle Foto mit der ganzen Klasse und der Lehrerin sollte man ja adrett aussehen. Wir reihten uns dafür auf der großen Treppe der Johannes-Widmann-Grundschule in Maichingen auf (jetzt alle einmal googeln), die Sonne schien. Im Klassenzimmer bastelten wir Namensschilder, ich durfte meinen Vornamen noch abschreiben, weil er laut Lehrerin so lang und schwer war. Von den damals fast hüftlangen Haaren habe ich mich konsequenterweise kurz darauf getrennt, sie waren danach raspelkurz. Auch eine innige Abneigung gegen Lackschuhe ist mir von diesem Tag geblieben. Und das Foto vor der Tür meines Elternhauses, das für alle Ewigkeit meine gewaltige Zahnlücke dokumentiert, die ich zu dem Zeitpunkt hatte.
Für die Einschulung extra schick – sogar mit Lack-Schühchen. Damit konnte ich zwar nicht auf Bäume klettern, aber fürs offizielle Klassenfoto musste ich ja adrett aussehen.
Lisa Goedert (Einschulung 1994 in Luxemburg):
Grau ist wirklich nicht meine Lieblingsfarbe. Bei der Auswahl meines ersten Schulranzens war das aber nebensächlich: Es mussten unbedingt Katzen drauf sein. In den kleinen Läden meines Luxemburger Heimatortes gab es jedoch nur Modelle mit Autos, Pferden und Delfinen. Gefunden und gekauft haben wir den kastenförmigen Katzen-Rucksack der „Herlitz Masters“-Kollektion schlussendlich in Trier. Die rund einstündige Fahrt in die Einkaufsstadt hinter der Landesgrenze etablierte sich daraufhin als spätsommerliches Ritual, bei dem alles Mögliche für das neue Schuljahr besorgt wurde – vom Wasserfarbkasten bis zur Winterjacke. Das Beste daran: wenn meine kleine Schwester und ich den Shopping-Marathon ohne Gequengel mitmachten, dann durften wir uns bei Saturn eine Bibi-Blocksberg-Kassette aussuchen, die wir gleich auf der Rückfahrt im Auto hörten.
Schon als Kind war ich völlig verrückt nach Katzen. Meine Eltern bastelten mir die gewünschte Katzen-Schultüte und für den Miezen-Ranzen fuhren wir extra nach Trier.
© Funke Medien NRW | Montage: Goedert/privat
Anna Quasdorf (Einschulung 2003 in Holzwickede):
Ich bin wenige Wochen zuvor erst nach Holzwickede gezogen und habe mich nicht nur in der Gemeinde neu gefühlt, sondern auch in der neuen Schule. „Howi ist ein Dorf“, sagt man. Die anderen Kinder kannten sich alle schon aus dem Kindergarten. Umso aufgeregter war ich an meinem Einschulungstag in der Dudenrothschule. Die Schultüte hat meine Mutter selber gebastelt – natürlich passend zum wirklich unbequemen lila Cordanzug. Lila mochte ich noch nie. Freunde habe ich am ersten Schultag noch keine gefunden, aber ich war trotzdem glücklich. Das Foto entstand vor dem Haus meiner Großeltern in Unna. Ich erinnere mich nicht viel an meinen ersten Tag in der Grundschule. Aber ich weiß noch, dass meine gesamte Familie vor Ort war, um mich zu begleiten. Das war ein schönes Gefühl.
Howi ist ein Dorf – und alle Kinder kannten sich aus dem Kindergarten. Nur ich kam neu dazu… Aber bei meiner Einschulung war meine ganze Familie da. Das war schön!
Tom Hoops (Einschulung 2005 in Reinbek bei Hamburg):
Ich bin der Jüngste in dieser Runde, aber so richtig gut kann ich mich an meine Einschulung nicht erinnern. Was ich noch weiß: Ich war sehr froh, dass ich die nächsten vier Jahre an der Grundschule Schönningstedt bleibe. Kurz zuvor bin ich zweimal umgezogen, hatte dadurch drei verschiedene Kindergärten hinter mir. Doch als die Schule losging, habe ich mich angekommen gefühlt. Den Pulli auf dem Foto habe ich immer noch – den Haarschnitt jedoch nicht.
Endlich angekommen! Vor meiner Einschulung war ich schon zweimal umgezogen. Jetzt war ich froh, vier Jahre in derselben Schule bleiben zu können.
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