Kein Tag ist wie der andere

Anführer, Ausbilder, Erzieher – Chef von über 200 Leuten. Eine Herausforderung. „Das macht unseren Beruf besonders. Kein Tag ist wie der andere. Mit den verschiedenen Charakteren arbeiten. Ein Beruf mit Höhen und Tiefen. Für meine Rekruten ist der Start bei der Bundeswehr sicher auch nicht leicht. Mir ist es wichtig, dass jeder Befehl erklärt wird. Etwa, warum die ihr Bett machen müssen. Das ist die erste Aufgabe, die am Tag erfüllt wurde – da habe ich einen guten Start in den Tag. Wenn ich nach einem langen Tag zurückkomme, ist wenigstens schon das Bett gemacht.“

Dem Kompaniechef ist wichtig, die Familien der Rekruten mit ins Boot zu holen, um die jungen Leute zu unterstützen. Er lädt die Eltern ein, um die „Black Box Bundeswehr“ erlebbar und verständlich zu machen. Mit Erfolg: Die Abbrecherquote in Gera liegt bei unter zehn Prozent. „Schließlich haben wir doch alle selbst die Grundausbildung miterlebt und wissen, was da schief laufen kann.“

 Kompaniechef lobt: „Rekruten sind nicht blauäugig“

Abquälen bei der Bundeswehr – ist dafür die „Gen Z“ nicht zu faul? Der Kompaniechef schüttelt energisch den Kopf. „Vor allem die weiblichen Soldaten sind leistungsfähig und leistungswillig. Die Rekruten sind nicht blauäugig. Ich glaube schon, dass das in den Köpfen der Generation Z angekommen ist, dass wir als Gesellschaft etwas zurückgeben wollen und müssen.“

Als Schulkind war mir schon klar, dass ich mal Flecktarn tragen werde. 

 Major Nick

Mein Vater ist bei der Bundespolizei. Daher war für mich klar, zur Bundeswehr zu gehen – oder zu einer Blaulichtorganisation. Also alles einfach, eitel Sonnenschein? „Auf keinen Fall“, lacht Nick. „Das Betreten der Kaserne in Hammelburg war schon ein Kulturschock. Der Ton war rau, die Ausbildung herausfordernd. Da habe ich mich schon gefragt: Was mach ich hier eigentlich?“, schmunzelt er. „Aber man wächst mit seinen Aufgaben. Ich hatte keine Zweifel, dass es das Richtige war.“

Die Wand in seinem Dienstzimmer hängt voller Auszeichnungen. „Ich bin von Natur aus sehr ehrgeizig: Was ich mache, will ich gut machen. Aber immer im Sinne der Kameradschaft. Ellenbogenmentalität ist hier falsch.“

Wir kommen noch einmal auf den Litauen-Einsatz zu sprechen. Auch Major Nick hat ein mulmiges Gefühl. „Kein einziger Soldat wird jubilierend nach Litauen stürmen. Aber am Ende des Tages sind wir im System der kollektiven Sicherheit integriert und es ist unser Auftrag. Und den gilt es durchzusetzen.“

„Es ist mein Beruf und auch meine Berufung“

Druckreife Sätze, die wie aus einem Bundeswehrprospekt klingen. Doch ich nehme es ihm ab, die Leidenschaft für seinen Beruf, seine Berufung. Vielleicht ungewöhnlich für uns Zivilisten. Nick erklärt es mir so: „Jasmin (seine Ehefrau) sagt auch immer: Ich bin ein freiheitsliebender Mensch. Und dann sag ich: Ja genau. Die Freiheit kannst Du nur genießen, wenn es Menschen wie uns gibt, wie es mich gibt. Die für die äußere Sicherheit kämpfen. Nur wenn die äußere Sicherheit gewährleistet ist, kann auch jeder Mensch in Deutschland das Leben genießen, was wir hier jeden Tag genießen dürfen. Dafür stehe ich.“