Interview

Standdatum: 27. August 2025.

Autorinnen und Autoren:
Alexander Schnackenburg

Eine Transportdrohne fliegt während eines Linienflugs für Laborproben über ein Krankenhausgelände.

Für das Militär spielen Drohnen längst eine wichtige Rolle. Bei den Drone Days geht es aber vorrangig um die zivile Nutzung.

Bild: dpa

Bei den Drone Days geht es um Einsatzgebiete für Drohnen. Menschen sollen sie aber nicht durch die Luft fliegen. Zumindest noch nicht, sagt Luftfahrt-Koordinator Rolf Henke.

Im vergangenen Jahr waren die Drone Days (Drohnen-Tage) noch eine regionale Veranstaltung auf dem Flugplatz Oldenburg-Hatten. Dieses Mal, bei ihrer zweiten Ausgabe, soll die Veranstaltung der Bremer Aerospace GmbH deutlich größer ausfallen, einen „nationalen Anstrich“ bekommen, sagt Rolf Henke, Koordinator für Luftfahrt der Freien Hansestadt Bremen.

Entsprechend beginnen die Drone Days diesmal auf keinem Flugplatz in der Provinz, sondern am Internationalen Flughafen Bremen. Eine Reihe hochrangiger Gäste haben sich angemeldet, um vom 27. bis 29. August über die technischen Möglichkeiten und über den Einsatz von Drohnen zu sprechen. Rolf Henke wird in diesem Zusammenhang über die Luftfahrt der Zukunft referieren. buten un binnen hat ihn gefragt, wie er sich diese Zukunft vorstellt und welche Rolle Drohnen dabei spielen könnten.

Älterer Herr mit Brille und Krawatte guckt für Portrait in Kamera

Rolf Henke hofft, dass sich die Drone Days dauerhaft etablieren.

Bild: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Herr Henke, was werden die wichtigsten Themen bei den Drone Days sein?

Es gibt drei große Themen. Eines davon ist die Hardware – also die Drohne selbst, die Bodenstation und die Verbindung zwischen Bodenstation und Drohne. Das zweite große Thema sind Nutzlasten: Was wird überhaupt mit Drohnen transportiert? Da wären beispielsweise Sensoren, Laborproben oder medizinische Güter. Und das dritte große Thema ist der Betrieb: Wie wird eine Drohne betrieben, welche Regeln gelten dabei und welche Testgebiete gibt es?

Ein weiteres wichtiges Thema wird sein: Wie kann man den Drohnen-Luftverkehr und den bemannten Luftverkehr gefahrlos zusammenführen? Da reden wir nicht von der kleinen, privaten Drohne, mit der man die Dachziegel überm Haus fotografieren kann. Es geht um viele Aktivitäten insbesondere in der medizinischen Versorgung, bei denen Drohnen Organe und Blutspenden transportieren können. Da fliegt die Drohne von A nach B und dazwischen will ein Rettungshubschrauber landen.

Dazu brauchen wir nicht nur Instrumente an Bord beider Fluggeräte, die miteinander kommunizieren. Wir müssen auch ein gutes Regelwerk schaffen. Das entsteht gerade. Man muss dabei unterscheiden zwischen hoheitlichen Missionen und privaten oder kommerziellen Missionen.

Rolf Henke, Koordinator für Luftfahrt der Freien Hansestadt Bremen

Was glauben Sie: Wie lange wird es dauern, bis Drohnen nicht mehr „nur“ einzelne Organe und Blutproben, sondern ganze Menschen befördern werden?

Das wird noch sehr lange dauern. Nicht nur aus technischen Gründen, sondern auch aus rechtlichen. Die Zulassungsbehörden in Europa und Amerika betrachten heute gar nicht in erster Linie, wie sicher die Drohne selbst ist, sondern: Wie sicher ist die Mission?

Da geht es zwar auch um die Frage, wie schwer eine Drohne ist. Vor allem aber fragen die Behörden: Fliegt sie über ein unkritisches Gebiet? Oder fliegt sie zum Beispiel über Städte oder Wasserwege? Wie weit bleibt sie von Menschen und bestimmten Gebäuden entfernt? Davon hängt ab, wie es geregelt wird. Dass eine Drohne aber gar Menschen von A nach B bringen wird – das sehe ich für die nahe Zukunft nicht.

Drohnen formen den Schriftzug "Tschüss Bremerhaven" über der hell erleuchteten Marina Bremerhavens.

Auch dazu sind Drohnen in der Lage: Bei der Sail in Bremerhaven formten sie den Schriftzug „Tschüss Bremerhaven“.

Bild: Radio Bremen | Boris Hellmers

Dennoch scheinen Flugzeuge ohne Piloten vorstellbar zu sein. Auch Airbus testet bereits autonome Flugsysteme…

Betrachten wir es mal historisch. Wenn Sie sich ein altes Flugzeug aus den Fünfziger- oder Sechzigerjahren ansehen: Da waren meist sieben Leute im Cockpit, mindestens der Kapitän, ein Erster und ein Zweiter Offizier, ein Navigator, ein Flugingenieur und ein Funker. Da war richtig was los im Cockpit.

Seitdem hat sich einiges entwickelt. Zurzeit wird zwar am Single-Cockpit gearbeitet, in dem dann nur eine Person sitzen wird. Das wird aber nicht einfach. Der muss ja auf langen Strecken auch Ruhezeiten haben. Da sind viele Dinge zu klären.

Ich würde mit den einfachen Dingen anfangen, beispielsweise mit einer autonom fahrenden Bahn. Dann könnte man sich dem Straßenverkehr zuwenden – und danach dem dreidimensionalen Raum. Der Luftraum ist sehr sicher, der Luftverkehr sehr zuverlässig. Das dürfen wir nicht durch irgendwelche Abenteuer leichtfertig gefährden.

Sie werden bei den Drone Days unter anderem zur Luftfahrt der Zukunft referieren. Wie wird diese Zukunft aussehen?

In der großen Passagierluftfahrt mit Fliegern ab 40 bis 60 Sitzen wird sich in den nächsten Jahrzehnten sehr viel tun bei den Materialien, der Aerodynamik und den Antrieben. Das ist eine kontinuierliche, evolutionäre Entwicklung. Auch bei der Verkehrsführung wird sich etwas tun. Es wird uns hoffentlich gelingen, den Schiffs-, Bahn- und Flugverkehr intelligenter miteinander zu verbinden. Aber ich glaube nicht, dass sich etwas Drastisches tun wird.

Wo mehr passieren wird, das ist die unbemannte Luftfahrt und das ist beim Thema Antriebe. Ich glaube, dass wir bald viele batteriebetriebene Flieger sehen werden, vor allem bei den Inselhüpfern, also bei kleinen Fliegern für relativ kurze Strecken. Und diese Entwicklung werden wir irgendwann auch bei der großen Luftfahrt sehen. Aber: Das dauert länger. Da reden wir über Jahrzehnte.

Information zum Thema
Zur Person: Rolf Henke

Der 69-jährige Ingenieur hat lange bei Airbus gearbeitet und ist seit Februar 2021 Koordinator für Luftfahrt der Freien Hansestadt Bremen. Zuvor leitete er das Institut für Luft- und Raumfahrt (ILR) an der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen. Von 2010 bis 2020 war er zudem Mitglied im Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Luft und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth (DGLR).

Als Bremens Koordinator für Luftfahrt versucht er in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsressort, bremische Luftfahrtthemen voranzubringen. Dazu zählt er insbesondere alles, was den Flughafen betrifft sowie die Deutsche Luftsicherung und Airbus mitsamt seiner Entwicklung und Produktion. Hinzu kommen die vielen Zulieferer aus der Region.

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Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 18. August 2025, 19:30 Uhr