Nach dem mutigen Start in Etappe drei, dessen gute Idee nicht ganz aufging, hat Boris Herrmanns Team Malizia über Nacht auf Kurs Nizza Boden gutgemacht. “Malizia – Seaexplorer” war am Mittwochmorgen auf Rang drei vorgerückt, doch die Imocas lagen so eng beisammen, dass die Positionen teilweise im Minutentakt wechselten. Spitzenreiterin blieb zunächst “Biotherm”.
Nach dem spektakulären Start in Cartagena bleibt die Imoca-Flotte auf Etappe drei im Ocean Race Europe eng beisammen und damit unter Druck. Auch nach der ersten Nacht auf See trennten die “Ocean’s Seven” am Mittwochvormittag bei ständigen Positionswechseln nur rund neun Seemeilen.
Die Parole für sein Team Malizia hatte Boris Herrmann vor dem Etappenstart in Cartagena vorgegeben: “Dieses Renen scheint schwierig zu werden, daher müssen wir gute Laune bewahren, im Flow bleiben und bis zum Ende kämpfen. Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Und am Ziel könnte es Überraschungen geben.”
“Biotherm” vorne, Team Malizia kämpft
Gekämpft hat Team Malizia über Nacht gut. Während die Spitzenreiterin “Biotherm” und ihre erste Verfolgerin “Holcim–PRB” am Morgen keine eine Seemeile trennte, war “Malizia – Seaexplorer” bei zuletzt rund acht Seemeilen Rückstand auf “Biotherm” zunächst auf Rang drei vorgerückt, dann wieder auf Platz fünf zurückgefallen. Boris Herrmann, Cole Brauer, Francesca Clapcich und Loïs Berrhar machten weiter Druck, hatten dabei Sichtkontakt zur Konkurrenz. Das zeigten einige Schnappschüsse, die Boris Herrmann am Morgen von See schickte.
Bereits an Ibiza vorbeigezogen, richtete sich die Aufmerksamkeit der Crews zur Wochenmitte auf ein herannahendes Tiefdruckgebiet, das sich von Algerien aus in Richtung der Balearen bewegt. Die aufziehende Wetterwende könnte die Etappe stark beeinflussen. Mit Blick auf den möglichen Stress voraus, erinnerte sich “Biotherm”-Skipper Paul Meilhat zunächst aber auch an den gut gemeisterten Stress beim Start dieser dritten Etappe, die von Cartagena nach Nizza führt.
Paul Meilhat sagte: „Es war ein stressiger Start. Direkt an der Startlinie befand sich eine Zuschauerzone, die uns zwang, sofort zu wenden.“ Auch “Holcim-PRB”-Antreiber Franck Cammas beschrieb den Rennauftakt als unerbittlich: „Wir hatten viele Manöver, viele Wenden, viele Übergangspassagen. Es ging sehr aktiv zur Sache – aber es war auch sehr schön mit der Küste als Kulisse.“ Die Bilder der Fotografen und Anbordreporter hatten die Imocas vor der imposanten spanischen Felsenkulisse gut gezeigt.
Bug an Bug im Ocean Race Europe
Als die Flotte dann nördlich an Alicante und Kap Nao vorbeifuhr, blieb das Feld zunächst weiter sehr dicht beieinander. Als die Imocas dann in den frühen Morgenstunden nach Osten in Richtung Balearen abbogen, hatten sich “Biotherm” und “Holcim-PRB” ihren kleinen, aber wertvollen Vorsprung erarbeitet und passierten am Mittwochmorgen Ibiza im Westen. Da befanden sich aber weiter alle sieben Imoca-Crews in Schlagdistanz.
Schwierig ist nun das kommende Wetterszenario abzusehen. Was als Nächstes im Revier vor der Costa de Azahar und der Costa Daurada im Dreieck zwischen Valencia, Barcelona und Mallorca passiert, hängt stark vom schwer zu prognostizierenden Wetter im Mittelmeer ab. „Wir treten in eine Übergangsphase mit sehr unbeständigen Winden ein“, erklärte Franck Cammas. „Das Ziel ist es, uns gut für Porquerolles zu positionieren.” Die französische Inselgruppe liegt vor Hyères und wird schon den Endspurt auf Etappe drei einläuten.
Wir streben die Mitte eines Tiefs an, wissen aber nicht, wie es sich entwickeln wird.“ Franck Cammas
Für Meilhat ist klar, worum es geht: „Es wird ein entscheidender Tag werden. Das Tiefdruckgebiet bildet sich vor Algerien und bewegt sich in Richtung der Balearen. Danach gibt es so viele mögliche Szenarien: Es könnte vor uns vorbeiziehen, wir könnten vorbeiziehen, wir könnten im Westen oder Osten landen…” Was den Kampf um die Führung noch wichtiger mache, so Meilhat: „Je weiter man vorne liegt, desto mehr Optionen hat man bei der Wahl der Route.”
Ständige Positionswechsel charakterisieren Etappe drei
Wie eng es am Mittwochvormittag draußen zwischen Ibiza und Mallorca bei den Positionskämpfen weiter zugeht, zeigt der Live-Tracker erbarmungslos: Die Positionen wechseln weiter im Minutentakt. Zuletzt hatte sich kurz vor 10 Uhr sogar das Team Canada Ocean Racing – Be Water Positive an Position drei schieben können, während Team Malizia – wie auch Team Paprec Arkéa – seinem Kurs einen Schlag in Richtung spanischer Küste hinzufügte. Es wird also ein spannendes Segelschauspiel bleiben auf dieser Halbzeitetappe im Ocean Race Europe.
Rückblick! Team Malizias Erinnerungen an den Start zur dritten Etappe: