Das Internationale Gegenwind-Rennen „Racing Aeolus“ findet jedes Jahr Ende August auf einem Deich im niederländischen Den Helder statt. Beim diesjährigen Wettbewerb traten sechs Teams aus fünf Ländern mit ihren Gegenwindfahrzeugen in verschiedenen Kategorien gegeneinander an. Das Kieler Team ging dieses Jahr mit zwei Autos an den Start: dem „Baltic Twin Thunder“ (BTT) und dem BT3. Da der BTT letztes Jahr Probleme bereitete, entschied das Team um Kapitän Erik Semklo, ein weiteres Fahrzeug zu bauen: den BT3. Dieser zeichnet sich durch ein einzigartiges Design und den stark vereinfachten Antriebsstrang aus. Die Idee dafür geht zurück auf einen Entwurf von Prof. Dr.-Ing. Jan-Henrik Weychardt vom Fachbereich Maschinenwesen, der das Team in technischen und konstruktiven Fragen berät.
Das selbstentwickelte und -gebaute Fahrzeug ist etwas Besonderes: Normalerweise richten Gegenwindautos den Rotor in den Wind und die Fahrzeugspitze zeigt in Fahrtrichtung. Der BT3 bricht mit dieser Konvention: Das gesamte Fahrzeug wird in den Wind gedreht, sodass es schräg den Deich entlangfahren kann. Um diesen Ansatz zu realisieren, entwarf das Team eine ebenfalls einzigartige elektronische Lenkung. Auf eine Verkleidung verzichtete Baltic Thunder komplett, stattdessen sitzt der Fahrer auf einem Rohr – liebevoll Donnerbalken genannt – das Rotormast und Hinterrad verbindet. Das Team fertigte das Auto mit Unterstützung von in Kiel ansässigen Sponsoren und den FH-eigenen Werkstätten.
©H. ManskeBTT (links) und BT3
Der BTT startete mit vielen technischen Probleme in den ersten Renntag. Zwar hatte das Team die Mängel des Vorjahres behoben, aber es traten neue auf. Das Team entschied daher, das Fahrzeug aus dem Rennen zu nehmen. Ganz anders sah es beim BT3 aus: Der neue Bolide lief zuverlässig und stabil. Das Gegenwindfahrzeug erreichte dabei bis zu 74% der entgegenkommenden Windgeschwindigkeit und war damit circa 25 km/h schnell. Auch am nächsten Renntag überzeugte der BT3. Die Konkurrenz und die Jury lobten vor allen Dingen die Laufruhe des Rotors und die stabile Fahrzeuglage. Am Abend des zweiten Renntags war klar: der BT3 hatte gute Aussichten, den Innovationspreis zu gewinnen.
Für eine Top-3-Platzierung in der Gesamtwertung, war die Teilnahme des BT3 am „Drag Race“ des letzten Renntags entscheidend. Dabei starten die Konstruktionen aus dem Stand und das schnellste über hundert Meter gewinnt. Das Team stieß auf eine weitere Herausforderung: Beim Start bringen die Fahrer*innen die Rotoren zuerst auf eine bestimmte Startdrehzahl und verbinden ihn dann über eine Kupplung mit den Antriebsrädern. Doch der Rotor des BT3 ist durch eine Kette fest mit den Rädern verknüpft und kann deswegen nicht unabhängig von den Rädern hochdrehen. In einer Nachtschicht improvisierten die Kieler*innen einen Startmechanismus. Dieser bestand aus Teilen eines Rollwagens, Aluprofilen, einem Holzklotz und Seil. Der Feinschliff erfolgte auf dem Deich. Obwohl der BT3 nach zwei Läufen sieglos ausschied, sammelte das Team dennoch wichtige Punkte für den Gesamtsieg.
Am selben Abend fand die Siegerehrung statt. Das Team Baltic Thunder gewann den Innovationspreis und belegte den zweiten Platz in der Gesamtwertung und musste sich nur dem amtierenden Weltrekordhalter aus Amsterdam geschlagen geben. Teamkapitän Erik Semklo sagt: „Wir sind mit der Performance des BT3 sehr zufrieden. Die Auszeichnung mit dem Innovationspreis und dem zweiten Platz in der Gesamtwertung ist eine großartige Würdigung der Arbeit, die das Team in der vergangenen Saison geleistet hat.“
Auf der Website www.baltic-thunder.de informiert das Team über das Projekt. Interessierte sind eingeladen bei den Teamtreffen vorbeizuschauen und mitzumachen.