Sie zupfen virtuos die Saiten, schlagen schnelle Akkorde an, während Herwig Schaffner mal dynamisch, mal zart den Geigenbogen schwingt. Cobario nennt sich das Trio um Schaffner an der Violine sowie Peter Weiss und Georg Aichberger an den Gitarren. Bereits als Straßenmusiker in Barcelona haben die drei mit ihrem schwungvollen Mix aus spanischen, irischen, orientalischen und slawischen Klängen Passanten begeistert. Längst sind sie in internationalen Konzertsälen angekommen. Normalerweise spielt das Wiener Weltmusiktrio Eigenkompositionen, mit seinem neuen Projekt macht es eine Ausnahme: Cobario haben Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ arrangiert und lassen den Klassiker zum groovigen Erlebnis werden, am Samstag, 13. September, um 19.30 Uhr auch in München: in der Kirche St. Markus.
Montag: Vivaldi und WeinDie Weinbar Griabig in der Bräuhausstrasse ist beliebt wegen seiner gemütlichen Atmosphäre und der feinen Weinauswahl. (Foto: Stephan Rumpf)
Ab heute darf ich mal wieder ein paar Arbeitstage mit Kollegen und Freunden in München genießen. Live kann man mich dort nächste Woche am Samstag hören. Mit meinem Wiener Trio Cobario spielen wir ausschließlich eigene Kompositionen. Für Vivaldis „Le quattro stagioni“ haben wir eine Ausnahme gemacht. Zum einen feiert das Werk heuer sein 300-jähriges Bestehen, zum anderen war für mich die Idee, ein Arrangement für Violine und zwei Gitarren – die Besetzung unseres Trios – zu erstellen, sehr verlockend. Einen großen Teil seiner Werke hat Vivaldi für ein Mädchenwaisenhaus in Venedig komponiert, in dem er auch als Lehrer tätig war. Wer sich dem Thema von der literarischen Seite nähern will, dem kann ich Peter Schneiders Historienroman „Vivaldi und seine Töchter“ empfehlen. In meiner Solo-Violin-Stimme der „Vier Jahreszeiten“ findet sich so manche Stelle, die besonderer Zuwendung bedarf. Ich werde heute also noch ein wenig üben. Am Abend treffe ich mich mit Freunden in der Weinbar „Griabig“. In gemütlicher Atmosphäre, mit exzellenter Weinauswahl und sehr feinen, modern interpretierten Brotzeit-Klassikern kann sich das Gelernte am besten verfestigen.
Dienstag: Wie Urlaub im OrientDas Bab Al Yemen in der Landwehrstraße bietet authentische arabische Gerichte mit vielen Küchenklassikern.Das Fladenbrot wird hier selbst gemacht. (Foto: Robert Haas)
In die Orchesterarrangements für unsere Konzerte muss ich noch ein paar letzte Korrekturen einarbeiten. Das dauert meist länger als geplant und macht außerdem hungrig. Ich werde heute mal das „Bab al Yemen“ in der Landwehrstraße ausprobieren, das mir meine Münchner Freunde schon seit einiger Zeit ans Herz legen. In sehr authentischer Atmosphäre gibt es dort köstliche Klassiker wie Lamm- und Hähnchen-Mandi oder Saltah, alle traditionell zubereitet, also langsam gegart, aromatisch gewürzt und geschmacklich sehr intensiv. Außerdem soll das Personal sehr freundlich und das Publikum sehr international sein. Abends geht’s in die Asamkirche in ein Konzert mit Werken für Orgel beziehungsweise Cembalo (Stefan Moser) und Harfe (Sarah Cocco). Diese spannenden Sommerkonzerte finden dort noch bis 5. September täglich statt.
Mittwoch: Musikalischer WettbewerbBeim ARD-Musikwettbewerb misst sich der Klassiknachwuchs in den Fächern Klarinette, Klavier und Trompete. (Foto: ARD-Musikwettbewerb)
Schon um 11 Uhr werde ich heute dem Trompetendurchlauf des weltweit bedeutsamen ARD-Musikwettbewerbs im Studio des BR-Funkhauses lauschen. Die insgesamt vier Auswahlrunden für Klarinette, Klavier und Trompete laufen noch bis 19. September. Vom BR-Studio schlendere ich in die Innenstadt. Ich mag Städte mit einem echten Zentrum. Für mich gehört das zu einer richtigen Stadt und so bin ich es auch aus Wien gewohnt. Vor 18 Jahren haben wir in den Anfangsjahren unseres Trios sehr gern Straßenkonzerte gespielt, auch auf dem Marienplatz. Obligatorisch war das kurze Vorspielen zur Qualitätskontrolle im Rathaus, auch die Sauberkeit der Instrumente wurde bewertet. Über den Marienplatz geht’s weiter in die Heiliggeiststraße ins „Sweet Spot“, um in diesem etwas versteckten Café den von vielen hochgelobten Kaffee zu probieren. Besonderes Augenmerk legt man hier auf hellere Röstungen – dadurch kommen die Eigenheiten des jeweiligen Rohkaffees besser zur Geltung. Als Wiener bin ja quasi im Kaffeehaus sozialisiert worden.
Donnerstag: Jazz aus NorwegenDas Trio „Oddgeir Berg Trio“ aus Norwegen spielt sphärischen, melodiösen Jazz im Münchner Jazzclub Unterfahrt. (Foto: Oddgeir Berg)
Ich arbeite mit einem Münchner Kollegen für ein neues Projekt. Wir treffen uns vor der Probe zum Frühstücken im „Poppi Farmer“ oberhalb des Nockherbergs. Schon länger schwärmt er von der Brise australischen Lebensgefühls dort und von den „Toasted Brekky Croissants“ mit pochiertem Ei und (klimaneutraler) Avocado oder dem „Homemade Granola“. So gestärkt können mich auch die schwierigeren Passagen nicht mehr aus der Bahn werfen. Am Abend gönne ich mir etwas musikalische Abwechslung in der Unterfahrt. Dort spielt das „Oddgeir Berg Trio“ aus Norwegen. Sphärisch, melodiös und auch für einen bekennenden Jazz-Laien wie mich eingängig. Perfekt für meinen letzten Abend in München und um sich treiben und die Gedanken schweifen zu lassen.
Freitag: Dialog der Klänge
Heute geht’s wieder Richtung Heimat. Wir eröffnen unsere Konzertreihe „Cobario meets Vivaldi“ in der ausverkauften Stiftskirche in Ranshofen bei Braunau. Aber natürlich spielen wir auch für unser Münchner Publikum, und zwar gleich nächste Woche am Samstag, 13. September, in der Markuskirche. Wir haben den vollständigen Zyklus der „Vier Jahreszeiten“ komplett neu arrangiert: sengende Hitze, klirrende Kälte, brausende Stürme, Donner und Blitz, zirpende Vogelstimmen und rauschende Bäche im Zwiegespräch mit Geige und Gitarren. In der zweiten Hälfte präsentieren wir Eigenkompositionen. Schon heute Abend kann man in der Markuskirche übrigens ab 19.30 Uhr im „Sing mit!-Chor“ mitwirken. Ich finde das eine großartige Idee!
Samstag: Bach und BluegrassDer Bassist und Professor an der Hochschule für Musik und Theater München, Henning Sieverts, leitet das Konzert „Bach and beyond“ aus der Reihe „Jazz meets Cassic“. (Foto: Oliver Hochkeppel)
Ich bin mit Cobario auf Tour. Aber München lockt täglich mit vielen spannenden Konzertangeboten: In der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz zum Beispiel die Reihe „Jazz meets Classic“, heute unter der Leitung des renommierten Jazzmusikers und Professors der Hochschule für Musik und Theater München, Henning Sieverts, das Konzert heißt „Bach and beyond“. In eine ganz andere Richtung geht es im Kleinen Theater Haar, diesem sehr charmanten Kulturhotspot, in dem wir auch immer wieder spielen dürfen. Die Bluegrass-Band Johnny & The Yoahoos, sehr virtuos auf ihren Instrumenten, wird dort heute Abend gute Laune verbreiten.
Sonntag: Vorfreude auf Vorspeisen
Wir spielen heute in Linz und sind jetzt nach drei „Vivaldi“-Konzerten gut eingespielt für kommenden Samstagabend in der Markuskirche. Ebenfalls auf nächste Woche muss ich meinen Besuch in der „Tutu Kitchen Meeze Bar“ in der Steinheilstraße schieben. Ich liebe diese bunten Teller voller köstlicher Speisen wie Falafel, Rote-Beete-Hummus, Erdnusseintopf, Muhammara, Tabouleh und vieles mehr. Und manchmal gibt’s auch spontan Livemusik dort. Auf ganz bald, Minga!
Geiger Herwig Schaffner. (Foto: Stephan Doleschal)
Herwig Schaffner begann im Alter von acht Jahren Geige und Klavier zu lernen und wurde mit 16 an der renommierten Universität Mozarteum Salzburg aufgenommen. Während seiner Jugend spielte er in mehreren Orchestern, darunter im European Youth Orchestra, und hatte das Privileg, unter Dirigenten wie Yehudi Menuhin und Sandor Végh aufzutreten. Seine musikalische Begabung zeigt sich auch in seinen Kompositionen, unter anderem für Streichquartett und Symphonieorchester. 2006 schloss sich Schaffner dem Instrumentaltrio Cobario an, gegründet von den Gitarristen Rio Che und Jakob Lackner in Barcelona. Mit seiner Violine vervollständigte er das Trio. Heute spielen in diesem Trio außer ihm Peter Weiss und Georg Aichberger.