50-Meter-Straßenbahn
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Die lange Tram der BVG lässt länger auf sich warten
Mi 27.08.25 | 11:40 Uhr | Von Mark Perdoni
Bild: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka
„Ganz laaaaangen Fahrspaß“ hat die BVG versprochen, als sie vor mehr als einem Jahr das extra lange Tram-Modell „Urbanliner“ vorstellte. Auf diesen Spaß warten Fahrgäste von Berlins meistgenutzer Tram-Linie aber schon extra lange. Von Mark Perdoni
Der Fahrgastbetrieb des neuen Tram-Modells „Urbanliner“ der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) verzögert sich weiter. Ursprünglich hieß es bei der Vorstellung des Modells im Juli 2024, dass Fahrgäste im ersten Quartal dieses Jahres erstmals mit der neuen langen Straßenbahn fahren können. Dann teilte die BVG auf rbb-Nachfrage im Mai mit, dass es im Sommer so weit sein sollte. Nun hieß es am Montag von der BVG nur noch, dass sie davon ausgehe, „dass der erste Fahrgasteinsatz noch in diesem Jahr stattfinden wird“.
Demnach laufen die Tests der 50 Meter langen, 2,40 Meter breiten Trams weiterhin. Diese seien wichtig, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. „Daher geht selbstverständlicherweise Sorgfalt vor Geschwindigkeit“, hieß es von der BVG.
Seit April ist bereits ein zweites Fahrzeug mit Messtechnik testweise unterwegs. Dabei geht es unter anderem um die Haltbarkeit des Wagenkastens und der Fahrwerke. Diese Messwerte sind nötig für die Zulassung, wie es hieß. Parallel dazu würden die Fahrer und Fahrerinnen geschult, um die lange Tram zu fahren.
Viel Platz bieten die neuen BVG-Trams, noch können ihn Fahrgäste nicht nutzen.Bild: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka
Einsatz zunächst auf Linie M4 – später auch M2, M8 und M10
Geplant ist der Einsatz der mit einer Kapazität von 312 Passagieren bislang größten Berliner Tram zunächst auf der Linie M4 von Hohenschönhausen bis Mitte, laut BVG die meistgenutzte Straßenbahn-Linie der Stadt. Hier sind demnach täglich rund 100.000 Menschen mit der Tram unterwegs. Dort sollen die bisher genutzten Züge des Modells GT6 in Doppeltraktion, die zusammengekoppelt etwa 54 Meter lang sind und 300 Passagiere fassen, ersetzt werden. Die GT6-Züge sollen nach Angaben der BVG sukzessive ausgemustert werden.
Perspektivisch sollen die mit LED-Streifen an den Türen ausgestatteten „Urbanliner“ auch auf den Linien M2, M8 und M10 zum Einsatz kommen.
Längere Haltestellen oder eine technische Anpassung der Lichtsignale braucht es nicht, wie der Senat bereits im November vergangenen Jahres schriftlich auf eine Anfrage im Verkehrsausschuss mitteilte [pardok.parlament-berlin.de]. Demnach sind weite Teile des Streckennetzes – abgesehen von Köpenick – bereits auf Trams mit einer Länge von 60 Metern ausgelegt.
Genau so lang sollten die neuen Trams aus Sicht der Linke-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus auch sein. In einem Antrag forderte die Fraktion im Dezember vergangenen Jahres für die nächste Ausschreibung 60- statt den jetzigen 50-Meter-Trams. Die Urbanliner „nutzen das vorhandene Potential für das weiter wachsende Streckennetz nicht optimal aus“, hieß es darin [pardok.parlament-berlin.de]. „Längere Züge sind ein Baustein, um dem Fahrpersonalmangel auch im Bereich der Straßenbahn zu begegnen.“
Bislang 65 „Urbanliner“ bestellt
Für die vom französischen Unternehmen Alstom gebauten „Urbanliner“ kommt dieser Wunsch freilich zu spät. Der Rahmenvertrag zwischen der BVG und Alstom sieht den Verkehrsbetrieben zufolge eine maximale Bestellmenge von 117 Trams vor. In der ersten Bestellung hat die BVG 20 „Urbanliner“ geordert.
Im Januar hieß es von der BVG, dass weitere 45 Fahrzeuge dieses Typs bestellt wurden. Die komplette Auslieferung ist ab 2026 vorgesehen. Dann – davon geht die BVG derzeit jedenfalls aus – können auch Fahrgäste mit den extra langen Trams fahren.