Stand: 27.08.2025 09:54 Uhr
Zwei Streifenpolizisten sollen über Jahre in Hannover Geld von Drogendealern genommen haben. Der jüngere Angeklagte äußerte sich am Montag vor dem Landgericht erstmals zur Rolle seines Kollegen.
Der 34-Jährige sagte vor Gericht, dass er die Taten nicht alleine begangen haben soll. Er und sein 50-jähriger Kollege aus dem Kommissariat Hannover-Mitte seien zu zweit vorgegangen. Der 34-jährige Angeklagte hatte im Prozess bereits gestanden, von Kokainhändlern Geld kassiert zu haben. In seinem Auto hatten die Ermittler eine größere Summe Bargeld gefunden. Der 34-Jährige sitzt im Gegensatz zu seinem Kollegen seit Prozessbeginn wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.
Jüngerer Angeklagter zeigt Reue vor Gericht
Die Verteidiger des 34-Jährigen sprachen sich in ihrem Plädoyer für eine Bewährungsstrafe für ihren Mandanten aus. Er sei geständig, habe das Geld zum Teil Obdachlosen gegeben und freiwillig um seine Entlassung aus dem Polizeidienst gebeten. Der 34-Jährige sagte am Montag selbst vor Gericht, dass er sich schäme und nicht wisse, wie es so weit kommen konnte.
Zwei Polizisten sollen Kontrollen vorgetäuscht, Drogendealern Geld abgenommen und es selbst eingesteckt haben.
Staatsanwaltschaft fordert höhere Strafe für 34-Jährigen
Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer am Montag für den 34-Jährigen fünf Jahre Haft ohne Bewährung und eine Geldstrafe von mehr als 7.100 Euro. Für den 50-jährigen Angeklagten verlangte sie zwei Jahre auf Bewährung bei drei Jahren Bewährungszeit – sollte der Angeklagte sich nach einem solchen Urteil also in den kommenden drei Jahren etwas zu Schulden kommen lassen, müsste er zwei Jahre ins Gefängnis. Der Staatsanwalt betonte, dass so ein Amtsmissbrauch extrem hohe kriminelle Energie erfordere. Der Staat habe ein Gewaltmonopol, Bürgerinnen und Bürger seien Polizistinnen und Polizisten schutzlos ausgeliefert.
50-jähriger Polizist beteuert Unschuld
Sein 50-jähriger Kollege hingegen bestreitet bis heute die Vorwürfe – dazu gehören Erpressung, Bestechlichkeit, Diebstahl und Strafvereitelung. Er sagte, er habe nicht mitbekommen, wie sein Kollege das Geld eingesteckt hat. Bei ihm selbst fanden die Ermittler kein Bargeld. Der Angeklagte warf vor Gericht erneut die Frage auf, warum er für bis zu 6.000 Euro seinen Job hätte riskieren sollen. Sein Verteidiger sagte in seinem Plädoyer, dass nun ein Wort gegen das andere stehe. Der Anwalt des 50-Jährigen hatte zuletzt eine Reihe von Anträgen gestellt, um dessen Unschuld zu beweisen. Er warf dem 34-jährigen Mitangeklagten Taktik vor, um den Prozess abzukürzen und selber besser dazustehen zu wollen. Der Anwalt forderte für seinen Mandanten höchstens eine Geldstrafe. Der 50-Jährige ist bereits vom Dienst suspendiert worden.
Zwei Polizisten sollen Kontrollen vorgetäuscht, Drogendealern Geld abgenommen und es selbst eingesteckt haben.
Urteil in dieser Woche erwartet
Am Mittwoch soll das Urteil fallen. Konkret geht es nach Angaben des Landgerichtes um insgesamt 15 Taten. Die beiden Polizisten sollen die Kontrollen laut Staatsanwaltschaft von Dezember 2022 bis Januar 2025 vorgetäuscht und dabei auch ihre Dienstwaffen bei sich getragen haben. Insgesamt sollen sie jeweils 6.000 Euro erbeutet haben. Über die unechten Kontrollen sollen sie Stillschweigen gehalten haben – sie wurden bei der Polizei nicht dokumentiert. Laut einem Gerichtssprecher liegt der Strafrahmen für einige der Taten, die den Angeklagten vorgeworfen werden, bei bis zu 15 Jahren Haft.
Die beiden Angeklagten sollen Kokainhändlern Geld abgenommen haben. Sie müssen sich vor dem Landgericht Hannover verantworten.
Die beiden Streifenpolizisten sollen die Drogendealer unter anderem nach Kontrollen laufen gelassen haben – gegen Geld.