Peter Kieferle (li.) hat ein neues Standardwerk über Bad Cannstatt geschrieben, unterstützt vom Verein Pro Alt-Cannstatt. Mit im Bild: Vorsitzender Olaf Schulze. Foto: Iris Frey
Peter Kieferle, Jahrgang 1944, ist studierter Bauingenieur. In seinem Ruhestand hat er in zehnjähriger Recherche ein neues Standardwerk über Bad Cannstatt verfasst. Um was geht es?
Der in der Cannstatter Neckarvorstadt aufgewachsene Bauingenieur und Autor Peter Kieferle hat ein Machwerk vorgelegt, das staunen lässt, und zwar nicht nur den Vorsitzenden Olaf Schulze vom Verein Pro Alt-Cannstatt, dem Förderer des Mammut-Projekts. Denn: Kieferle hat in den vergangenen zehn Jahren recherchiert und die Geschichte jedes Hauses ab 1300 bis ins 19. Jahrhundert dargestellt, welches es in der Cannstatter Altstadt hinter der Stadtmauer gab – also im Bereich zwischen Badstraße, Wilhelmstraße und bis hin zum Neckar.
Grundlage der Arbeit von Peter Kieferle: die Urkarte von 1823 von Cannstatt. Sie ist auch im Buch abgebildet. Foto: Iris Frey
Grundlage für ihn war die Urkarte von 1823 des Landesvermessungsamts. Dort sind alle Parzellen dargestellt. Sie tragen die Nummern von 1 bis 329. Dazwischen fehlen welche. Somit hat Kieferle nun mehr als 300 Häuser in der historischen Zeit beschrieben. Orientiert hat er sich bei seiner Auflistung an den Nummern. Die Karte ist im Buch gleich vorne abgebildet und hilft somit auch dem Leser, sich zurecht zu finden, wenn er ein bestimmtes Haus sucht.
Mammutaufgabe: Forschung zur Altstadt Bad Cannstatt
Die Mammutaufgabe war auch deshalb schwierig, weil die Nummern vielfach geändert worden sind. Zu jeder der Zahl gab es schriftliche Überlieferungen. Die hat Kieferle gesammelt und zugeordnet. Die älteste Schrift über die Altstadt Bad Cannstatts, die er fand, war von 1283 und bezog sich auf das Klösterle und den Bereich drumherum.
Die älteste Schrift, die Autor Peter Kieferle fand, bezog sich auf das Cannstatter Klösterle. Foto: Iris Frey
Beim Klösterle ist heute das Stadtmuseum verankert, in dem auch Pro Alt-Cannstatt regelmäßig über die Cannstatter Historie informiert. Deshalb gibt es das neue Cannstatt-Buch auch nur dort. Der Verein hat zudem das Projekt finanziell unterstützt, erklärt der Vorsitzende Olaf Schulze, der den Fleiß und das Durchhaltevermögen in der Erstellung des einmaligen Buches bewundert. „Das passiert einmal in 100 Jahren“, so Schulze, „dass sich einer so viel Mühe macht.“
Häuserforschung über die Zeit von 1283 bis 1823 in Bad Cannstatt
Kieferle kann nun durch seine Forschungen über die Zeit zwischen 1283 bis 1823 mit Einträgen bis 1850 feststellen, dass der genannte Bereich früher nicht dicht bebaut war und es dort auch keine hohen Häuser gab. Hier war vor allem das Handwerk und die Landwirtschaft in kombinierter Form vertreten. „Cannstatt war damals wie ein großer Bauernhof“, formuliert es Matthias Busch von Pro Alt-Cannstatt. Bezogen auf die heutige Altstadt.
Äcker gab es außerhalb der Altstadt. Und als Berufe waren Schneider, Weber, Weingärtner, Fischer, Gerber, Hutmacher vertreten. Die Beschreibungen, die Kieferle gefunden hat, geben auch noch Hinweise auf Tiere. Es gibt Hausbeschreibungen zu Stallungen für Kleinvieh oder Schweine.
Buch ist interessant für Cannstatter Hausbesitzer und Namensforscher
Interessant sei das Buch insbesondere für Menschen, die die Häuser heute besitzen oder bewohnen, so Schulze. Auch Familien- und Namensforscher finden hier eine Fundgrube: Es gebe im Buch rund 70 Seiten Namensregister, so Kieferle. Gängige Cannstatter Namen, die eine weit zurückliegende Geschichte haben, sind zu lesen, wie etwa Aldinger, Bader, Barth, Bauer, Maier (alle Schreibungen), Kärcher, Fischer, Zaiß und Reichert. Einige ältere Häuser gibt es noch heute in der Marktstraße. Manche Häuser waren lange in einer Hand, andere nicht. Das lässt sich auch im Buch herauslesen und finden.
Das Buch „Häuser von Alt-Cannstatt“ von Peter Kieferle gibt es im Stadtmuseum Bad Cannstatt, Marktstraße 71/1, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr und per E-Mail unter info@proaltcannstatt.de. Das Buch hat 424 Seiten mit rund 140 Abbildungen und kostet 37 Euro.
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