Für jede Menge Diskussionen hatte der 2:0-Sieg des TSV 1860 München bei Alemannia Aachen gesorgt. Der Grund: Einige Entscheidungen von Schiedsrichter Dr. Robert Kampka. Unter anderem geht es dabei um den Platzverweis gegen Aachens Gaudino und einen möglichen Strafstoß gegen die Löwen. Nun stellte Ex-Profi-Schiedsrichter Babak Rafatik auf liga3online klar: Der Platzverweis gegen Aachen war berechtigt.

Torsiello hätte gehen Dähne Gelb sehen müssen

Eine frühe Gelbe Karte hätte laut Rafati Aachens Torsiello sehen müssen, als er Löwen-Keeper Dähne absichtlich auf den Fuß stieg. Rafati schreibt dazu:

Torsiellos Bewegung sieht nicht nach einem normalem Ablauf aus, vielmehr scheint es so, dass er diesen Tritt auf den Fuß von Keeper Dähne in Kauf nimmt. Womöglich wundert es ihn dann doch, dass er ihm so klar auf den Fuß tritt und entschuldigt sich beim Keeper deshalb unmittelbar nach seinem Vergehen. Hierfür hätte es aber die gelbe Karte geben müssen, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, diese nicht zu zeigen.

Platzverweis gegen Aachen war berechtigt

Zur umstrittenen Ampelkarte gegen Aachens Gaudino hat Rafati die gleiche Meinung wie die Mehrzahl der sechzger.de-Redakteure im aktuellen Talk und schreibt sehr ausführlich:

Das Bein von Gaudino geht gegen Jacobsen heraus, auch wenn er ihn nur leicht trifft. Dennoch ist das ein Foulspiel, weil Niederlechner ausweichen muss, dabei ein wenig die Balance verliert und bei der nächsten leichten Berührung durch Richter zu Fall kommt. Dadurch, dass ein guter Angriff unterbunden wird, liegt eine richtige Entscheidung vor, die gelbe Karte zu zeigen. Auch richtig, Gaudino die gelbe Karte zu zeigen und nicht Richter. Hier wurde nur kurz der Vorteil abgewartet, deshalb kommt der Pfiff etwas zeitverzögert.

Gaudino Platzverweis: Hart aber vertretbar

Weiter heißt es in Rafatis wöchentlicher Kolumne:

Bei der zweiten Aktion geht Gaudino mit dem linken Bein in den Zweikampf und trifft Niederlechner nicht mit dem Fuß, vielmehr trifft er ihn mit dem ausgestreckten Bein an dessen Bein, und somit kommt es zu einem unglücklichen Zufallkommen von Niederlechner, weil dieser aus der Balance gerät. Der gesamte Bewegungsablauf sieht sehr spektakulär aus und stellt auch ein Foulspiel dar. Ob dabei aber eine gelbe Karte zwingend vorgeschrieben ist, ist eine andere Frage. Es gibt Argumente dafür und dagegen. Wenn man die Fernsehbilder sieht, dann tendiert man eher dazu, keine gelbe Karte zu geben. Nach dem gesamten Bewegungsablauf auf dem Platz (!) ist aber der Vorgang (das unglückliche Zufallkommen) nicht klar erkennbar, sodass es zumindest nachvollziehbar ist, dass der Schiedsrichter diese Aktion mit der gelben Karte ahndet. Insgesamt ist die gelbe Karte, die zu einer gelb-roten Karte führt, vertretbar, wenngleich auch eine andere Entscheidung auch vertretbar wäre.

Gelb gegen Verlaat und Niederlechner waren falsch

Für absolute Verwirrung sorgte im zweiten Durchgang eine Szene am Strafraum der Löwen, als Verlaat von Torisello einen Tritt gegen das Sprunggelenk abbekam und verletzt liegenblieb. Kampka gab jedoch Freistoß für Aachen, sowie Gelb gegen Verlaat und Niederlechner. Rafati schreibt hierzu:

Bei diesem Zweikampf holt Torsiello kurz vor dem Strafraum zum Torschuss aus, dabei führt Verlaat das Bein in Richtung Ball, sodass der Angreifer statt den Ball Verlaat hinten in die Beine trifft. Somit liegt ein Stürmerfoul vor, sodass es einen Freistoß für 1860 statt für Aachen hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, einen Freistoß für den Angreifer zu geben und zudem Verlaat die gelbe Karte zu zeigen.

Bei der Fragestellung, ob das ausgestreckte Bein von Verlaat zum Ball nicht die entscheidende Aktivität ist und somit ein Foulspiel von ihm vorliegt, ist Folgendes zu beachten. Verlaat streckt den Fuß zum Ball und der Fuß ist am Boden, dabei liegt keine aktive oder strafbare Bewegung in die Beine von Torsiello vor, sondern Torsiello selbst ist es, der die Bewegung mit dem Bein Richtung Ball ausführt und final die Beine von Verlaat trifft. Somit geht die Initiative von Torsiello aus.

Kein Elfmeter gegen Verlaat

In der Schlussphase forderte Aachen dann Elfmeter, als Wriedt gegen Verlaat zu Boden ging. Kein Elfmeter – sagt Rafati:

Bei diesem Zweikampf sind sowohl Wriedt als auch Verlaat am Rangeln, Halten und Ziehen, sodass für mich eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen. Man kann aber auch argumentieren, dass Verlaat mehr hält und Wriedt deshalb zu Fall kommt. Ursächlich für das Zufallkommen ist aber, dass Wriedt einen Schritt nach hinten macht und gegen das Schienbein von Verlaat zu Fall kommt. Auch in dieser Szene gibt es sicherlich unterschiedliche Meinungen, sodass auch Elfmeter möglich gewesen wäre. Ich hätte aber keinen Elfmeter gepfiffen, weil für mich keine klare Aktion vorliegt und beide am “Bearbeiten” sind, auch wenn Verlaat mehr macht. Aber für ein Vergehen reicht mir das einfach nicht aus.


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