Berlin – Um 16.08 Uhr war es am Mittwoch so weit. Nach 12 Jahren Bauzeit rollten die ersten Autos und Motorräder über den glatten Asphalt des nagelneuen Teilstücks der Stadtautobahn in Berlin.
Der Abschnitt ist 3,2 Kilometer lang, verbindet das Autobahndreieck Neukölln mit der Anschlussstelle Treptow – und ist mit Baukosten von mehr als 720 Millionen Euro der teuerste Autobahnabschnitt Deutschlands. Pro Kilometer sind das 225 Millionen Euro. „Die A100 ist die Hauptschlagader unserer Stadt – dieser Abschnitt wird die Wohngebiete entlasten“, sagte Berlins regierender Bürgermeister Kai Wegner (52, CDU). Die nun eröffnete Verlängerung verbindet das Autobahndreieck Neukölln mit dem Treptower Park und verläuft teils im Tunnel.
Endlich vollbracht: Der 16. Bauabschnitt der A100 ist offiziell eröffnet. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (2. v. r.) erwartet Entlastung der Innenstadt
Foto: Olaf Selchow
Das Ziel: den Osten Berlins besser anzubinden und zugleich die Innenstadtstraßen zu entlasten. Dafür wurden 25 neue Brücken gebaut, moderne Lärmschutzwände aufgestellt und Regenrückhaltebecken angelegt. Auch Solartechnik kommt zum Einsatz und spart laut Autobahn GmbH rund 84 Tonnen CO₂ pro Jahr. Bis zu 180.000 Fahrzeuge täglich sollen künftig über den neuen Abschnitt rollen.
Auch Protest gegen A100-Verlängerung
Schon am Vormittag zogen Gegner der A100 am Treptower Park los und protestierten gegen den Weiterbau der Autobahn.
Gegner der A100 demonstrieren vorm Hotel Estrel gegen den Weiterbau der Stadtautobahn
Foto: Olaf Selchow
Mit Megafon, Trillerpfeifen und Plakaten zeigten die Demonstranten, dass die Autobahn für sie keine Zukunft hat. „Das Projekt ist vollkommen aus der Zeit gefallen – in anderen Städten werden Autobahnen abgerissen statt neu gebaut“, kritisierte Verena Graichen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
Weiter heißt es, dass Berlin Investitionen in Radwege und Straßenbahnstrecken stecken müsse, um echte Alternativen zum Autoverkehr zu schaffen. Nur so lasse sich die Stadt klimafreundlich entwickeln – während der milliardenteure Autobahnausbau nach Ansicht der Gegner bloß neue Probleme bringt.
Wegner hingegen: „Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere Kritiker von dieser Verlängerung überzeugt sein wird und sieht, wie wichtig diese leistungsfähige Infrastruktur ist, wenn er sie erst einmal nutzt.“ Und: „Der 16. Bauabschnitt macht nur richtig Sinn, wenn auch der 17. kommt. Nur dann kann die A100 ihren vollen verkehrlichen Nutzen entfalten.“
Der 17. Bauabschnitt soll die Autobahn vom Treptower Park über Friedrichshain nach Lichtenberg verlängern. Die Planungen laufen bereits, die Kosten werden auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt.