Kiel. Am Mittwoch ist der Gesetzentwurf zur Einführung eines neuen Wehrdienstes durch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Kabinett eingebracht worden. Ab 2026 sollen demnach alle jungen Männer und Frauen, die 18 Jahre alt werden, einen Online-Fragebogen erhalten. Mit diesem wird das Interesse am Dienst in der Bundeswehr abgefragt.
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Pistorius bezeichnete das Gesetz als „Riesenschritt nach vorne“. Doch wie sehen das eigentlich die Betroffenen? Wir haben mit jungen Kielerinnen und Kielern über Wehrdienst, Wehrpflicht und Bundeswehr gesprochen.
Liv (25), Studentin aus Kiel
„Ich finde eine Gesellschaft gut, die auf Freiwilligkeit basiert, und habe selber einen Freiwilligendienst gemacht. Früher hatte ich immer so eine Utopie im Kopf, eigentlich dürfte es Kriege, Militär und Aufrüstung gar nicht geben. Aber es gibt aktuell einige Konflikte, wo man sieht, dass Diplomatie alleine bis jetzt nicht die Lösung gebracht hat.
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Ich bin deswegen schon offener geworden. Trotzdem könnte ich niemals einen Menschen umbringen. Mich schreckt auch das ganze System Bundeswehr ab, die starken Hierarchien, von denen ich auch kein Fan bin. Im Kriegsfall würde ich mich natürlich trotzdem engagieren auf eine Art und Weise, aber nicht, indem ich auf Menschen schieße.“
Rico (20), Student aus Kiel
„Ich glaube, dass ein Wehrdienst nicht zu mir passen würde. Ich möchte nicht in den Krieg ziehen und für das Land kämpfen oder sterben müssen. Früher hätte ich gesagt, dass ich sehr pazifistisch eingestellt bin und gegen Aufrüstung. Aber jetzt gerade mit der steigenden Bedrohung durch Russland und der Ungewissheit, wenn man Richtung USA schaut, glaube ich, dass wir eine gewisse Stärke zeigen müssen.
Statt einer Wehrpflicht bin ich aber dafür, stärker auf die Interessen der jungen Leute einzugehen, sei es Klimaschutz, Bildungspolitik oder die wachsende Ungleichheit. Dann würden auch junge Leute verstehen, warum sie im Extremfall in einen Krieg für dieses Land ziehen sollten.“
Minyu (18), Abiturientin und angehende Studentin aus Kiel
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„Ich würde jetzt nicht zur Bundeswehr gehen, weil ich schon andere konkrete Pläne habe. Aber ich habe mit 16 schon einen Brief bekommen und habe ernsthaft darüber nachgedacht, das zu machen. Es klingt interessant, jeden Tag Sport zu machen und eine Struktur im Leben zu haben. Sicherheit ist mir schon wichtig, und die außenpolitische Lage ist schwierig. Eine Pflicht und Leute in den Krieg zu zwingen, das finde ich trotzdem nicht gut.“
Maileen (18), Abiturientin aus Kiel, fängt ein freiwilliges ökologisches Jahr an
„Ich würde nicht hingehen, weil ich mich sehr auf das freiwillige Jahr freue und ein Wehrdienst in meinen Plan nicht reinpasst. Das Gefühl, in der Bundeswehr zu sein, da festgehalten zu werden und nicht mehr aus diesem Konstrukt rauszukommen, ist abschreckend. Was passieren müsste, damit ich meine Meinung dazu ändere, ist eine wahnsinnig schwierige Frage. Ich sehe mich schon in der Verantwortung für die Demokratie, aber kämpfen ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.“
Ben (20), Student aus Kiel
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„Wenn ich diesen Fragebogen bekommen würde, wäre meine Antwort wahrscheinlich Nein. Deswegen finde ich auch gut, dass das Ganze auf Freiwilligkeit basiert. Ich finde schon, dass man so etwas wie ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr einführen könnte, aber ob das immer Wehrdienst sein muss, da bin ich noch etwas kritisch.“
Svea (18), Abiturientin und angehende Studentin aus Kiel
„Wäre ich noch nicht an der Uni eingeschrieben, wäre ich nicht abgeneigt und würde es mir mal anschauen. Weil ich Asthmatikerin bin, würde ich aber wahrscheinlich ohnehin nicht genommen. Wir haben momentan keine große Armee, und da ist der Gedanke berechtigt, jetzt schon eine Wehrpflicht einzuführen. Wenn Putin irgendwann in Berlin stehen sollte, ist es zu spät dafür. Dann haben wir keine Zeit mehr, die Soldaten richtig auszubilden.“
KN