Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat einen bedeutenden Meilenstein in der zahnmedizinischen Ausbildung gesetzt: Mit der offiziellen Eröffnung eines hochmodernen Ausbildungsbereichs erweitert die Medizinische Fakultät ihr Lehrangebot um digitale Technologien und praxisnahe Simulationen. Rund 700.000 Euro investierte die Universität in den Umbau und die Ausstattung des neuen Trainingsraums, der nun Studierenden realitätsnahe Übungen prothetischer Behandlungsverfahren auf neuestem Stand der Technik ermöglicht.
Lernumgebung auf neuestem Stand
Im Zentrum der Modernisierung steht ein vollständig umgebauter Raum mit 24 ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen, ausgestattet mit sogenannten Phantomköpfen der neuesten Generation. Diese verfügen über individuell einsetzbare Kiefermodelle sowie integrierte Flüssigkeitsabsaugungen, um eine möglichst realistische Simulation zahnärztlicher Eingriffe zu gewährleisten. Ergänzt wird das Setup durch didaktisch ausgerichtete Technik: Arbeitsschritte lassen sich live auf große Bildschirme übertragen und so effizient an die gesamte Lerngruppe vermitteln.
„Mit dieser Investition schaffen wir eine hochmoderne Lernumgebung, die sowohl die klassischen als auch die digitalen Verfahren der Prothetik in der Ausbildung vereint“, erklärt Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät. „Die Digitalisierung verändert auch die Zahnmedizin – wir bereiten unsere Studierenden gezielt darauf vor.“
Digitale Verfahren in der Praxis lernen
Ein besonderes Highlight der neuen Ausstattung sind drei mobile Intraoralscanner, mit denen sich digitale Abformungen des Gebisses anfertigen lassen. Diese ersetzen zunehmend die traditionellen Abdruckverfahren mit Abformlöffeln und Gips – Methoden, die laut Experten wie Prof. Dr. Jeremias Hey, Direktor der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Alterszahnmedizin, nicht nur aufwendiger, sondern auch fehleranfälliger sind.
„Der Einsatz von Intraoralscannern macht die Abformung nicht nur präziser und schneller, sondern wird von vielen Patientinnen und Patienten auch als angenehmer empfunden“, so Prof. Hey. Die Scanner generieren exakte 3D-Modelle des Gebisses, auf deren Basis Zahnersatz wie Kronen oder Brücken digital konstruiert und anschließend in externen Fräszentren aus Keramik oder langlebigem Kunststoff gefertigt werden kann.
„Wir vermitteln unseren Studierenden bewusst beide Verfahren“, ergänzt Prof. Hey. „Nur wer sowohl die konventionellen als auch die digitalen Methoden sicher beherrscht, kann flexibel auf die Bedürfnisse der Patient:innen reagieren – besonders in der oft herausfordernden Versorgung ländlicher Regionen.“
Fit für die Zukunft – auch im ländlichen Raum
Die neue Ausstattung ist auch eine strategische Reaktion auf die strukturellen Gegebenheiten in Sachsen-Anhalt, wo Fachkräfte insbesondere außerhalb der Städte dringend gebraucht werden. Durch den Einsatz digitaler Technologien können zahnmedizinische Daten schneller verarbeitet und auch über weite Distanzen hinweg genutzt werden – etwa für die Produktion von Zahnersatz. Diese digitale Infrastruktur trägt zur Sicherstellung einer hochwertigen Versorgung bei, auch wenn Labor und Praxis nicht im selben Ort liegen.
„Wir bilden Zahnmediziner:innen mit einem besonderen Blick auf die Versorgungsrealität in ländlichen Regionen aus“, betont Prof. Kielstein. „Die moderne Technik unterstützt nicht nur eine effektive Ausbildung, sondern schafft auch praxisnahe Voraussetzungen, wie sie später im Berufsalltag auftreten.“
Tradition trifft Innovation
Der Studiengang Zahnmedizin an der MLU ist der einzige in Sachsen-Anhalt – und blickt auf eine lange Tradition zurück. Mit der Modernisierung reagiert die Universität auf die Anforderungen der seit dem Wintersemester 2020/21 geltenden neuen zahnärztlichen Approbationsordnung. Diese legt einen stärkeren Fokus auf praktische Fähigkeiten, interdisziplinäres Lernen und digitale Kompetenzen.
Die jüngste Ausstattung reiht sich in eine Serie von Innovationen ein, die der halleschen Zahnmedizin bundesweit Anerkennung einbringen: Im Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wurde die zahnmedizinische Ausbildung in Halle zuletzt im Jahr 2024 überdurchschnittlich gut bewertet.
„Wir nehmen mit der neuen Ausbildungseinheit eine Vorreiterrolle ein“, fasst Prof. Kielstein zusammen. „Die Studierenden von heute sind die Zahnärztinnen und Zahnärzte von morgen – und wir geben ihnen die besten Werkzeuge mit auf den Weg.“