Verrat am europäischen Fußball?

EU kritisiert Pläne für Spiele in USA und Australien

Die EU-Kommission kritisiert scharf die Pläne, europäische Fußballspiele in den USA und Australien auszutragen. Kippt das Vorhaben in letzter Minute?

Brüssel. Im Streit um die Austragung spanischer und italienischer Fußballspiele in den USA und in Australien statt im Heimatland hat sich nun auch die EU-Kommission eingeschaltet. „Für mich ist klar: Europäische Wettbewerbe müssen in Europa stattfinden. Der europäische Fußball gehört nach Europa“, erklärte EU-Sportkommissar Glenn Micallef. Nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) steht die Kommission im Austausch mit den Fußballverbänden, um eine Verlegung der Spiele auf andere Kontinente in letzter Minute abzuwenden.

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Der spanische und italienische Fußballverband, La Liga und Serie A, hatten angekündigt, das Spiel am 20. Dezember zwischen dem FC Villarreal und dem FC Barcelona in Miami (USA) auszutragen. Der Verkauf der Rechte im Ausland müsse gestärkt werden, begründete Serie-A-Präsident Ezio Simonelli die Entscheidung. „Am liebsten hätte ich den gesamten ersten Spieltag im Ausland spielen lassen“, sagte er der Zeitung Corriere della Sera.

Proteste der Spielergewerkschaft

Die spanische Spielergewerkschaft AFE protestieren vehement gegen die Pläne, ebenso wie die Fanorganisation Football Supporters Europe. „Wir fordern alle Beteiligten auf, dem Wohl des Spiels Vorrang vor kurzfristigen kommerziellen Vorteilen einzuräumen“, heißt es in einer Erklärung von Football Supporters Europe. Die Organisation befürchtet, dass viele Fans die Reise nach Miami nicht antreten werden. „Die Verlegung von Spielen aus ihren Heimatregionen trifft die Beziehung zwischen Fans und ihren Vereinen im Kern“, warnt die Fanorganisation.

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Der spanische Fußball hat schon einmal ein Spiel außerhalb des Heimatlands erlebt. 2019 trafen Real Madrid und FC Barcelona in der saudi-arabischen Wüste aufeinander. Ein weiterer Fall sorgt derzeit für hitzige Diskussionen: Die italienische Serie A plant, die Begegnung zwischen dem AC Mailand und Como 1907 am 6. Februar 2026 im 14.000 Kilometer entfernten Perth (Australien) auszutragen. Der Grund: Das Stadion in Mailand ist an diesem Tag durch die Eröffnung der Olympischen Winterspiele bereits belegt.

„Die Verlagerung von Wettbewerben ins Ausland ist keine Innovation, sondern Verrat“, kritisiert EU-Sportkommissar Micallef. Aus seiner Sicht steht die Vereinsführung vor ihrem ersten großen Stresstest seit den Debatten um die Super League. Er mahnt: „Starke, gemeinschaftsbasierte Vereine sind das Herzstück des europäischen Sportmodells.“