Endspurt auf Etappe drei im Ocean Race Europe! Die Teams kämpfen gruppenweise in Sichtweite miteinander. Während “Biotherm” sich an der Spitze des Feldes ein kleines Polster auf “Holcim-PRB” erarbeitet hat, geht es in der Gruppe mit Allagrande Mapei Racing, Team Malizia und “Paprec Arkéa” oft Bug an Bug zur Sache. Boris Herrmann hat Spaß am Kampf.

“Es macht ziemlich viel Spaß, mit zwei, drei Konkurrenten so eng beieinander zu segeln. Gewinne und Verluste. Es ist wie ein langes Inshore-Rennen mit gutem Spinnaker-Wind. Wir halsen in einem schmalen Korridor entlang der Nordküste Mallorcas”, vermeldete Boris Herrmann mitten in der Nacht von See. Am Donnerstagmorgen hatte sich am Dreikampf nicht viel geändert. Hier geht es zum Live-Tracker.

Ocean Race Europe: kniffliger Endspurt voraus

Immer noch ringen auf den Rängen drei bis fünf Allagrande Mapei Racing, Team Malizia und Team Paprec Arkéa bei marginalen Gewinnen oder Verlusten um Anschluss an die rund zehn Seemeilen voraus segelnde “Holcim-PRB” mit Skipperin Rosalin Kuiper. Deren Team wiederum hatte zuletzt nur noch rund sieben Seemeilen Rückstand auf die wieder einmal leicht enteilte “Biotherm” angesammelt, die am Donnerstagmorgen dem nächsten Etappenhafen Nizza mit fast 25 Knoten Geschwindigkeit entgegenbrauste.

Nachdem sie Ibiza und dann Mallorca passiert haben, steuert die Flotte nun einen Wegpunkt vor Porquerolles an, der als „Waypoint Charlie” bekannt ist. Der Wind wird voraussichtlich zunehmend stärker werden, mit unbeständigen Bedingungen, die es der Verfolgergruppe ermöglichen könnten, wieder aufzuholen. Da das Ziel in Nizza nur noch einen Tag entfernt ist, ist noch alles offen.

Seit sie Cartagena am Dienstag verlassen haben, segeln die Imoca-Crews an sonnenverwöhnten Urlaubszielen vorbei – der Costa Blanca, Ibiza, Mallorca –, aber das Leben an Bord ist alles andere als entspannt. „Wir haben nicht wirklich viel Zeit für einen Apéro oder ein Barbecue auf dem Achterdeck”, scherzte Nicolas Lunven von Holcim-PRB. „Seit Beginn werden wir jedes Mal, wenn wir versuchen zu schlafen, nach fünfzehn Minuten für Manöver geweckt.“

Heiße Schlussphase, Manöver auf Manöver

“Malizia – Seaexplorers”-Etappennavigator Loïs Berrehar stimmt zu: „Es gab so viele Segelwechsel, Kurskorrekturen, Wenden und Halsen – wir waren in den letzten 24 Stunden wirklich sehr beschäftigt.” Auch Ambrogio Beccaria bestätigte: “Wir reihen Manöver aneinander und fühlen uns langsam ziemlich erschöpft.” Dazu tragen auch die Wetterbedingunegn im Mittelmeer bei, die Beccaria als “sehr heiß und anstrengend“ beschrieb. Er erzählte: „Wir trinken vier bis fünf Liter Wasser pro Tag, das ist nicht gerade angenehm!“

Dass es auf Kurs Nizza so eng zugeht, bringt den Crews Herausforderung und Wettkampffieber zugleich. Loïs Berrehar beschrieb das Szenario: “Wir segeln schon seit langer Zeit in Sichtweite voneinander, es ist wirklich sehr intensiv. Das setzt uns unter Druck, aber es macht Spaß – ein echtes Kleinraumrennen.“ Beccaria stimmte zu: „Wir sind froh, dass wir Paprec Arkéa und Team Malizia einholen konnten. Wir haben einen guten Schachzug gemacht, der uns wieder zusammengebracht hat. Hoffentlich können wir die beiden Spitzenreiter bei Porquerolles einholen!“

Die spannende Schlussphase ist angelaufen. Weniger als 24 Stunden vor dem Ziel ist noch nichts entschieden. „Hier kann sich alles sehr schnell ändern“, sagte Beccaria. Die Flotte steht vor einem langen Abschnitt nach Porquerolles, bevor es zum Endspurt vorbei an der Giraglia, vor der Nordostspitze Korsikas, und weiter nach Nizza geht.

Neues Bedingungen, neues Glück?

„Heute ändern sich die Bedingungen“, kündigte Nico Lunven an. „Der Wind wird deutlich zunehmen, es geht mit 25 bis 30 Knoten gegen den Wind.“ Beccaria sieht es ebenso: „Es wird windig werden, die Ruhe wird einer starken Brise weichen. Aber das Mittelmeer kann uns immer wieder überraschen. In der Nähe von Porquerolles könnte es wieder ruhig werden – oder auch nicht. Das Tiefdruckgebiet, hinter dem wir segeln, beeinflusst sowohl die Richtung als auch die Stärke des Windes. Hier kann sich alles sehr schnell ändern!“

Loïs Berrehar war überzeugt, dass das Verfolger-Trio auch noch ganz vorne angreifen kann. Die Jäger bleiben mit Blick auf die voraussegelnden “Biotherm” und “Holcim-PRB” optimistisch. „Es wird wahrscheinlich zu einer Neuordnung kommen, mit Optionen, die man nutzen kann, und Chancen, die man ergreifen kann“, sagte Berrehar. Lunven stimmte zu: „Das Wetter ist sehr tückisch, kompliziert und wechselhaft bis zum Ziel. Wir müssen konzentriert bleiben und Fehler vermeiden. Die Etappe ist noch lange nicht vorbei.“

“Wir kämpfen mit Paprec” – Szenen von Bord “Malizia – Seaexplorer”, die das enge Rennen zeigen. Dazu starke Aufnahmen von Anbordreporterin Flore Hartout: