Missbrauch im Bistum Aachen

Zahl der beschuldigen Priester steigt weiter

28.08.2025 – 10:24 UhrLesedauer: 2 Min.

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Schattiger Aachener Dom (Archivbild): Das Bistum Aachen gab neue Zahlen bekannt. (Quelle: Wassilis Aswestopoulos via www.imago-images.de)

Das Bistum zählt weitere Beschuldigte und Betroffene im Missbrauchskandal. Bislang wurden mehr als vier Millionen Euro an Betroffene gezahlt.

Die Zahl der Beschuldigten im Zusammenhang mit sexualisiertem Missbrauch im Bistum Aachen hat sich erhöht. Zum Stichtag 30. Juni waren 149 Täter, mutmaßliche Täter und Beschuldigte namentlich bekannt. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Bistums hervor.

Unter den Beschuldigten befinden sich 135 Geistliche, darunter Pfarrer, Kapläne, Patres und Diakone, außerdem eine Ordensschwester. 13 weitere Beschuldigte stammen aus nicht-klerikalen Bereichen wie Erzieher, Hausmeister, Küster, Organisten, Religionslehrer oder ehrenamtlich Tätige.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser gab im Oktober 2023 die Namen von 53 Priestern – Tätern und mutmaßlichen Tätern – bekannt. Vorausgegangen war die Veröffentlichung erster Namen von der „Aachener Zeitung“, die den Bischof unter Druck gesetzt hatte.

Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der namentlich bekannten Betroffenen. Zum 30. Juni zählte das Bistum 385 Personen. Das sind sieben mehr als noch im ersten Quartal.

Seit 2011 wurden 193 Erstanträge auf Anerkennung des Leids gestellt. 175 davon sind bislang beschieden. Allein im zweiten Quartal 2025 gingen vier neue Anträge ein. Diese wurden an die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen weitergeleitet.

Bis Ende Juni 2025 hat das Bistum Aachen 4,5 Millionen Euro an Anerkennungsleistungen gezahlt. Kosten für Therapien sind darin nicht enthalten. Eine Höchstgrenze für die Zahlungen gibt es nicht.

Das Verfahren zur Anerkennung wurde 2020 von der Deutschen Bischofskonferenz eingeführt, da viele Missbrauchstaten Jahrzehnte zurückliegen und eine juristische Entschädigung oft scheitert. Die Unabhängige Kommission in Bonn bewertet die von den Bistümern geprüften Fälle und legt die Höhe der Zahlungen fest. Kritiker bemängeln seit Beginn mangelnde Transparenz und eine schwer nachvollziehbare Bemessung der Summen.

Im Sommer 2024 waren zwei Schmerzensgeldklagen gegen das Bistum vor dem Aachener Landgericht gescheitert – eine wegen Verjährung, eine wegen fehlender Zuordnung der Taten. Bei dem verjährten Fall handelt es sich um einen heute 60-jährigen Mann, der wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs durch zwei Pfarrer in seiner Zeit als Messdiener ein Schmerzensgeld von 600.000 Euro verlangt hatte. Der Bischof Dieser hatte vor Gericht eine Einrede zur Verjährung gehalten, weitere Mitglieder des Diözesanrates folgten ihm. Beide Betroffenen gingen in Berufung.

Im November 2024 protestierten aus diesem Anlass rund 400 Menschen am Elisenbrunnen gegen Dieser. Er war vor Ort, verzichtete jedoch auf ein geplantes Grußwort des Betroffenenrats.