Der Sexismus-Skandal betrifft zahlreiche bekannte Persönlichkeiten in Italien.Bild: AP / Francisco Seco
International
Auf einer italienischen Porno-Plattform tauchen Fotos von Politikerinnen wie Giorgia Meloni und Elly Schlein auf – teils bearbeitet, teils mit sexistischen Kommentaren versehen. Nun wächst der Druck auf die Betreiber.
28.08.2025, 18:0628.08.2025, 18:06
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In Zeiten von KI-generierten Bildern und Deepfakes sind Politiker:innen besonders von Rufschädigungen und Shitstorms bedroht. Denn fragwürdige Inhalte können sich auch dann schnell verbreiten, wenn sie gefälscht sind. Frauen sind zudem regelmäßig von unangemessener Sexualisierung betroffen.
Aktuell erschüttert in diesem Zusammenhang ein Sexismus-Skandal die italienische Polit-Landschaft.
Auf dem Forum Phica.eu sind ohne Zustimmung Fotos von Frauen gesammelt worden – von Unbekannten bis hin zu Stars wie der Mode-Ikone Chiara Ferragni. Darunter finden sich auch Aufnahmen von Politikerinnen wie Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, ihrer Schwester Arianna und Elly Schlein, Vorsitzende der oppositionellen Partito Democratico (PD).
Viele Bilder stammen aus Social-Media-Profilen, teils finden sich dort auch nachträglich manipulierte Bilder, die in pornografische Zusammenhänge montiert wurden. Diese sind häufig mit obszönen Kommentaren versehen. Das wollen die Frauen nicht auf sich sitzen lassen.
Italien: Politikerinnen kritisieren Porno-Portal
„Heute bin ich schockiert, wütend, enttäuscht. Aber ich darf nicht schweigen, weil diese Sache nicht nur mich betrifft“, erklärte hierzu die stellvertretende PD-Sekretärin im Latium, Valeria Campagna, gegenüber dem „Corriere della Sera„. Sie war die Erste, die die Plattform öffentlich anprangerte.
Phica.eu existiert seit 2005 und zählt laut italienischen Medienberichten über 200.000 registrierte User:innen.
Die Politikerin zeigte sich entsetzt über die Systematik des Forums: „Es gibt eigene Rubriken für Frauen aus Gemeinden wie Latina oder Aprilia, aus ganz Italien.“ Besonders verstörend sei eine eigene Rubrik über sie selbst. „Einige Kommentare sprechen über meinen Körper live. Das bedeutet, es sind Menschen, die mich kennen, aus meiner Stadt, die sich berechtigt fühlen, über mich zu reden, als wäre ich ihr Eigentum.“
Sexismus-Skandal in Italien: Fotos von Meloni und vielen weiteren Frauen
Auf der Webseite kursieren Bilder zahlreicher Politikerinnen verschiedener Parteien: neben jenen von Giorgia Meloni etwa auch von Mara Carfagna und Mariastella Gelmini (Noi moderati), Maria Elena Boschi (Italia Viva), Chiara Appendino (Fünf-Sterne-Bewegung, M5S) sowie der Ministerinnen Anna Maria Bernini (Universität und Forschung) und Daniela Santanché (Tourismus).
Campagna berichtet, was für Bilder sie von sich auf der Seite entdeckte: „Nicht nur Bilder im Badeanzug, sondern auch Momente meines öffentlichen und privaten Lebens.“ Unter den Fotos fanden sich Kommentare wie: „Ich würde gerne ihre Beine sehen, aber obenrum scheint sie gut ausgestattet zu sein“ oder „Sehr sexy hier, ganz eng angezogen, mmm…“
Auch andere Politikerinnen meldeten sich zu Wort. Die Europaabgeordnete Alessandra Moretti (PD) erklärte, dass das Forum seit Jahren ihre Fotos und TV-Ausschnitte entwendet und verfremdet habe. Parteikollegin Lia Quartapelle sprach von einem „Porno-Forum“, das ihre Bilder ohne Erlaubnis veröffentlicht habe.
Die ehemalige Abgeordnete Alessia Morani kündigte rechtliche Schritte an: „Phica.eu“ habe Fotos aus ihren Social-Media-Seiten kopiert. Unter den Aufnahmen seien darunter „obszöne und inakzeptable Kommentare, die meine Würde als Frau verletzen“.
Auf der Website von Phica.eu erscheint inzwischen ein kurzer Hinweis. Dort heißt es, man entferne alle Inhalte nach „DMCA“ – also nach dem US-Urheberrechtsgesetz Digital Millennium Copyright Act. Menschen, deren Rechte verletzt wurden, sollen eine Mail mit dem entsprechenden Link schicken, dann werde das Bild gelöscht. Die italienische Postpolizei hat inzwischen Ermittlungen aufgenommen.
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