DruckenTeilen
3 Generationen vereint: Frank, Freya und Martin Dorbritz © Hersfelder Zeitung
Ob Verwaltungs- oder Industriegebäude, Sakralbauten, Bankfilialen, Kindergärten oder Einfamilienhäuser: Allein im Bad Hersfelder Stadtbild finden sich zahlreiche Gebäude, die die Handschrift des heimischen Architekturbüros Dorbritz tragen, das dieser Tage 70-jähriges Bestehen feiert.
Bad Hersfeld – Gegründet wurde es 1955 von Martin Dorbritz, der zunächst als „Einzelkämpfer“ auf bescheidenen 40 Quadratmetern in einem Fachwerkhaus am Kirchplatz an den Start ging und vor allem für private Auftraggeber tätig war. Doch schon bald kamen auch Aufträge der öffentlichen Hand hinzu und man konnte weitere Mitarbeiter einstellen.
1960 zog das Architekturbüro Dorbritz dann ins Souterrain des neu gebauten Wohnhauses an der Gustav-Freytag-Straße um, bevor 1972 schließlich das Erdgeschoss eines im damaligen „Dorbritz-Stil“ entworfenen Gebäudes im Eschenweg auf dem Johannesberg bezogen wurde, wo sich das Büro bis heute befindet.
Dieses „Flammenzelt“ wurde zum Hessentag an der Stiftsruine aufgestellt. © Stefan Marquardt/Dorbritz Architekten
In 70 Jahren hat sich freilich viel getan und verändert. Während in den Anfangsjahren noch mit Tusche und Bleistift gezeichnet wurde, sind heute 3-D-Echtzeitvisualisierungen möglich und auch viele Modelle kommen inzwischen aus dem 3-D-Drucker, wovon sowohl die Bauherren als auch die Planer profitieren. Ebenso haben sich die Art des Bauens und die Ansprüche etwa in Sachen Klimaneutralität gewandelt.
„Stein auf Stein und Ziegel auf Ziegel gibt es natürlich auch heute noch und die haben ihre Berechtigung“, sagt Frank Dorbritz und lacht. Interessant und gefragt sind aktuell aber beispielsweise auch Modul-, und Holzbauweisen. Und nicht immer sei neu bauen sinnvoll, wenn sich eventuell vorhandener Bestand sanieren und umfunktionalisieren lässt. „Da ist der Architekt in Zukunft noch mehr gefragt“, so Frank Dorbritz.
Individuell geplante Einfamilienhäuser werden in der Planung von innovativen Impulsen geprägt sein. © Stefan Marquardt/Dorbritz Architekten
Nachhaltiges Bauen ist auch seiner Tochter Freya Dorbritz ein besonderes Anliegen, die 2019 nach einigen Jahren in Stuttgart und München mit Zwischenstation in Kopenhagen nach Bad Hersfeld zurückkehrte und seit 2023 Mitglied der Geschäftsführung ist, ebenso wie der langjährige Mitarbeiter Thomas Gimpel.
Knapp 20 Mitarbeiter gehören derzeit zum Team Dorbritz – darunter Architekten, Bauingenieure und Bauzeichner, sodass von der Planung über erste Skizzen bis zur Fertigstellung alles aus einer Hand angeboten werden kann. Machbarkeitsstudien und Inneneinrichtung ergänzen die klassischen Architektenleistungen. „Bei uns trifft ein großer Erfahrungsschatz auf innovative Impulse“, freut sich Freya Dorbritz und ist glücklich, das Familienunternehmen weiterführen zu dürfen.
Das Parkhaus mit seiner einzigartigen Holzfassade passt sich gekonnt an die vorhandene Topographie im Schildepark ein. © Stefan Marquardt/Dorbritz Architekten
Abseits der Großstadt schätzen sie den deutlich engeren Kontakt nicht nur zu ihren Auftraggebern, sondern auch zu Partnern wie Behörden und Fachplanern. Schon aus so mancher Geschäftsbeziehung ist im Laufe der Jahre eine echte Freundschaft entstanden.
Campus Erweiterung der Hochschule für die DGUV in Bad Hersfeld mit Studentenwohnheim und Hörsaalgebäude. © Stefan Marquardt/Dorbritz Architekten
Ihr Anspruch sei dabei stets, Funktionalität mit einer optisch ansprechenden Gestaltung zu verbinden, individuell an die Umgebung angepasst und keinesfalls beliebig. „Unser Ziel ist es, in enger Abstimmung mit den Kunden das Beste mit dem Vorhandenen zu erreichen“, betonen Frank und Freya Dorbritz. Denn schön müsse nicht immer teuer bedeuten; schon die bewusste Wahl kleiner Details könne laut Thomas Gimpel „ohne Mehrkosten einen großen Unterschied in der Wirkung machen“.
Frank Dorbritz, Thomas Gimpel und Freya Dorbritz freuten sich über die zahlreich erschienenen Gäste. © Patrick Löffler
Architektur-Preise und Anerkennungen wie die vielmalige Teilnahme am „Tag der Architektur“ bestätigen den Erfolg dieses Ansatzes.
Die Vielfalt ihrer Projekte von der Kindertagesstätte bis zum Feuerwehrhaus sowie von der Sanierung denkmalgeschützter Objekte bis zum Neubau ist es auch, die Vater und Tochter als großes Privileg betrachten.
Mit über 100 geladenen Gästen wurde das 70-jährige Bestehen im Garten neben dem Büro gefeiert. © Patrick Löffler
Das Architekturbüro ist zwar vor allem in der Region tätig, aber nicht nur. In und bei Frankfurt wird an zwei Rechenzentren gearbeitet und in Kronberg sind sie in architektonisch anspruchsvoller Umgebung für den Neubau einer „Mobilitätsdrehscheibe“ inklusive landschaftlich in den Hang gebauter Bike-and-Ride-Station mit Busbahnhof sowie den Neubau einer Kindertagesstätte verantwortlich.
Aber auch innovative Wohnhäuser beispielsweise ganz aus Holz werden gestaltet. In Bad Arolsen bauen die Bad Hersfelder derzeit für Hessen Mobil, am Schliersee in Bayern realisieren sie im Ortskern geförderten Wohnraum.
70 Jahre Dorbritz Architekten – 70 Jahre individuelle Architektur. © Dorbritz-Architekten
Das 70-jährige Jubiläum wurde kürzlich zusammen mit Landrat Torsten Warnecke, Bürgermeisterin Anke Hofmann und über 100 weiteren geladenen Gästen gefeiert. Auch davon hat die Region etwas: Denn statt Geschenken war um Spenden für den Verein Medikids gebeten worden, der sich nun über vom „Geburtstagskind“ aufgerundete 2000 Euro freuen darf. (Nadine Meier-Maaz)