Wie bedrohlich die Lage für den FC Bayern beim Pokalspiel in Wiesbaden zwischenzeitlich war, zeigte nichts besser als jene unheilvolle 76. Minute, in der das Unglaubliche geschah. Harry Kane, Mister 100 Prozent bei Elfmetern, vergab einen Strafstoß. Es war das erste Mal, dass der Engländer in einem Pflichtspiel im Bayern-Trikot vergab. Nach zuvor 14 Treffern in Folge und 31 verwandelten Strafstößen in Folge. Vor drei Wochen hatte Kane zwar im Testspiel gegen Tottenham ebenfalls vergeben, nun folgte die erste Fahrkarte in einem Pflichtspiel.

Sie passte zu einem Spiel, in dem sich der FC Bayern, wie Trainer Vincent Kompany sagte, kurz zuvor einen „Blackout“ geleistet hatte. Innerhalb von sechs Minuten hatte der Drittligist aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht. Fatih Kaya hatte doppelt getroffen (64./70.). Dass Kane in der letzten Sekunde der Nachspielzeit noch das 3:2 für die Bayern erzielte, bewahrte die Münchner vor Schlimmerem. Die Partie zeigte aber einmal mehr die Anfälligkeit der Bayern.

Denn die Probleme, die die Bayern in Wiesbaden hatten, sind alles andere als neu: Wackler in der Defensive verbinden sich mit einer haarsträubenden Fahrlässigkeit bei der Verwertung von Chancen – und schon geraten die wenige Tage zuvor beim 6:0 gegen Leipzig noch so souverän wirkenden Münchner ins Straucheln. Vor allem Neuzugang Luis Diaz tat sich beim Vergeben bester Möglichkeiten hervor. Alleine im ersten Durchgang hätte der Kolumbianer mindestens eines, wenn nicht sogar zwei Treffer nachlegen müssen. „Die Vielzahl der Chancen war schon extrem“, sagte etwa Joshua Kimmich nach Spielende. Dass es aber nicht zur Blamage kam, sei auch ein Zeichen der Reife, so Kimmich: „Wichtig war, dass wir dann ruhig geblieben sind. In der Vergangenheit haben wir hinten raus häufiger die Nerven verloren.

Bayern-Trainer Kompany nahm Luis Diaz in Schutz

Trainer Kompany sprach davon, dass es „keine Ausreden“ geben dürfe, „wenn man ein Spiel nicht entscheiden kann, in dem wir so viele Möglichkeiten bekommen“. Auf Nachfrage nahm er Luis Diaz in Schutz: Dieser habe sich die Gelegenheiten teilweise auch erst selbst erarbeitet – und werde sie auch wieder im Spiel nutzen. „Im Training macht er die Tore“, attestierte der Trainer dem 75-Millionen-Mann. Allerdings habe der FC Bayern auch „im richtigen Moment einfach Charakter gezeigt“, befand Kompany. „Es ist kein Zufall, dass Harry Kane das Tor gemacht hat.“

Allerdings gilt auch: Bayern scheint mittlerweile sehr abhängig zu sein von den meist zahlreichen Toren von Kane und der meist exzellenten Form von Michael Olise. Die beiden hatten auch die Treffer zur vermeintlich beruhigenden 2:0-Führung besorgt. Im auf Kante genähten Bayern-Kader scheint es – vor allem wegen der Vielzahl der Spiele und der äußerst kurzen Pause nach der Klub-WM – durchaus Bedarf für Neuverpflichtungen zu geben.

Der 17-jährige Lennart Karl, der das erste Mal von Beginn an ran durfte, zeigte gute Ansätze und war an der Entstehung des zweiten Treffers durch Olise beteiligt. Kompany sprach dem Talent ein Lob aus: „In den ersten zehn Minuten war es typisch: drei, vier, fünf Ballverluste. Vielleicht war er ein bisschen nervös. Aber dann ist er immer besser ins Spiel gekommen.“ Dennoch wäre es ein Fehler, Karl jetzt mit einer zu hohen Erwartungshaltung zu belasten. „Er kann im Moment nichts falsch machen.“ Die Aufgabe, die Siege zu holen, so Kompany, liege bei den erfahrenen Spielern. „Die Jungen sollen uns helfen. Das macht er.“

Nicolas Jackson soll Thema beim FC Bayern sein.

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Nicolas Jackson soll Thema beim FC Bayern sein.
Foto: Petr David Jose, dpa

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Nicolas Jackson soll Thema beim FC Bayern sein.
Foto: Petr David Jose, dpa

Chelseas Nicolas Jackson scheint mit den Bayern weit zu sein

Es sind Worte, die auch als Bitte an die Klubführung verstanden werden könnten, noch einige erfahrene Spieler ins Boot zu holen. Christopher Nkunku wird wohl kein Bayern-Spieler mehr, den Franzosen zieht es vom FC Chelsea zum AC Mailand. Bei einem anderen Profi in Diensten der Blues sieht das offenbar anders aus. Nicolas Jackson könnte bis zum Transferschluss am Montag kommen. Gerüchte um den 24-Jährigen aus dem Senegal gibt es bereits seit Längerem. Nun scheint es einen Durchbruch zu geben beim Mittelstürmer, der in der vergangenen Saison zehn Treffer in 30 Ligaspielen in England erzielte. Jackson könnte auf Leihbasis kommen, was den Vorgaben des Bayern-Vorstands entspräche.

  • Florian Eisele

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