Es mangelt Frankfurtern in diesen Wochen beileibe nicht an Feiergelegenheiten unter freiem Himmel. In die Riege aus Main-, Apfelwein- oder Goe­theturmfest reiht sich seit je das Museumsuferfest am letzten Augustwochenende ein. Dieses ist dabei gerade auch für Kulturbegeisterte ergiebig, die sich am umfassenden Programm der Museen vermutlich im Besonderen erfreuen.

Für Besucher stehen auf der rund fünf Kilometer langen Feierzone mehr als 400 Stände mit dem klassischen Budenzauber eines Volksfests parat. Jeweils gut zweieinhalb Kilometer geht es auf der einen Mainseite in die eine und auf der gegenüberliegenden Seite in die andere Richtung. Laut Veranstalter nahmen im letzten Jahr rund eine Million Gäste teil. An den beiden Ufern des Mains wird es demnach wohl auch dieses mal gesellig.

F.A.Z.

Den Stand-Parcours könnten Besucher womöglich an einem der drei Festtage schaffen – gebe es da nicht auch noch das Bühnenprogramm. Dem großen Ganzen wird abermals ein umfassendes gastronomisches Angebot beigestellt. Für Vorausplanende ist das Programm im Detail auf der Homepage www.museumsferfest.de geführt.

Auf 14 Bühnen Kultur erleben

Doch bringen Spontaneität und ein offener Geist für Besucher eines Stadtfests ohnehin die meiste Freude. Für plötzliche Lust auf den Museumsgang in eines der 28 teilnehmenden Häuser lohnt sich deshalb der sogenannte Museumsuferfest-Button, kurz MUF-Button. Dieser kann für sieben Euro in den Museen vor Ort sowie in der Tourist-Information im Römer erstanden werden.

Damit einher geht auch die Berechtigung, an zahlreichen Sonderschauen und Führungen teilzunehmen. Und die sind freilich auch für all jene zugänglich, die wenig vertraut mit dem Angebot in den jeweiligen Einrichtungen sind. Erfreulich Unerwartetes kann den Besuchern des Fests von Freitag, 15 Uhr, bis Sonntag um Mitternacht ebenso vor den insgesamt 14 Freiluftbühnen begegnen.

Ein Halt ist vermutlich bei den zwei Feinstaub-Bühnen angeraten. Am Sachsenhäuser Ufer sind diese nicht weit entfernt vom Eisernen Steg gelegen. Bei Punkrock, Ska und Heavy Metal bieten mehr als 40 zumeist regionale Bands ein Minifestival gitarrenlastiger Musik.

Wer es ruhiger angehen lassen will, sollte dem Festival „Klang im Kloster“ einen Besuch abstatten. Wie schon im Vorjahr bietet dieses Kurzkonzerte von jeweils einer halben Stunde im Refektorium des Karmeliterklosters. Am Samstag führt das Violinenduo „The Twiolins“ aus Mannheim niedrigschwellig in bekannte Operntitel ein. Am Sonntag singt bei zwei Auftritten wiederum das Mannheimer Vokalquintett Q5 Sakrales und Weltliches aus allen Epochen.

Zwischen Drachenbootrennen und „Orgelmeile“

Ähnlich gesittet geht es für gewöhnlich auch bei der Orgel- und Chormeile zu. Bereits seit 1998 ist diese beim Museumsuferfest vertreten: Das Programm reicht in diesem Jahr von der sogenannten Belle Époque der siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts bis hin zu elektronischen Sounds. In den Kirchen der Innenstadt finden bei der „Orgelmeile“ von Samstag um 15 Uhr an jeweils dreißigminütige Konzerte statt. Im Anschluss haben Zuhörer abermals eine halbe Stunde Zeit, um zur nächsten teilnehmenden Kirche zu spazieren. Am Sonntag steht das gleiche Spiel mit Chorkonzerten an. Diese beginnen allerdings etwas später – um 16 Uhr. Als Austragungsorte sind unter anderem die Dreikönigs-, die Heiliggeist- und die Deutschordenskirche dabei.

Am Ende knallt’s: Um 22 Uhr findet am Sonntag das große Abschlussfeuerwerk statt.Am Ende knallt’s: Um 22 Uhr findet am Sonntag das große Abschlussfeuerwerk statt.dpa

Ganz anders geht es bei der erstmaligen Kooperation der Stadt Frankfurt mit dem Bierbrauer Binding und der Frankfurter Eintracht auf deren Bühne zu. Zwar spielt unweit der Untermainbrücke etwa am Samstag auch die lokale Frankfurter Band Revolte Tanzbein entspannte Reggaemusik. Doch kommt auch Armin Kraaz, einer der Vizepräsidenten der Eintracht, im Laufe des Tages vorbei. Dass es da um Fußball gehen wird, steht außer Frage. Ob es der Mannschaft beim ersten Auswärtsspiel der noch jungen Bundesligasaison in Hoffenheim hilft, weiß man spätestens nach dem Abpfiff gegen 17.30 Uhr.

Wer statt Fußball-Talk eher eine außergewöhnliche Randsportart sehen will, sollte unbedingt das Sportwelt-Drachenbootrennen anschauen. Die Läufe finden am Samstag und Sonntag jeweils von zehn Uhr an statt. Die Rennstrecke verläuft von der Untermainbrücke bis zum Holbeinsteg. Die „Finals“ werden an den beiden Nachmittagen ausgetragen.

Vom Museumsdach auf die Skyline schauen

Damit Besucher, die sich stundenlang um andere Besucher schlängeln, nicht den Humor verlieren, findet auch in diesem Jahr wieder das Festival der Komik des Caricatura Museums Frankfurt am Weckmarkt statt: Hier lesen Redakteure des Satire-Magazins „Titanic“ am Samstag um 14 Uhr für anderthalb Stunden aus ihren Werken vor.

Am Sonntag leitet das Feuerwerk um 22 Uhr das Ende der Festlichkeiten ein. Neu ist dabei, dass die pyrotechnische Show mit Musik aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unterlegt wird. Denn der Schwerpunkt des diesjährigen Museumsuferfests liegt auf dem hundertjährigen Jubiläum des Neuen Frankfurt.

Im Zuge dessen finden etwa im Deutschen Architekturmuseum (DAM) wie auch dem Museum Angewandte Kunst Ausstellungen zum Thema ihren Platz. Das DAM blickt dabei mit der Schau „Stadt Bauen Heute?“ auf Stadtquartiere in ganz Deutschland – und kontrastiert diese zu Ernst Mays Musterbeispiel des sozialen Wohnungsbaus. Das Museum Angewandte Kunst arbeitet in vier Ausstellungen dezidiert die Facetten erfolgreicher Stadtgestaltung auf.

Etwas allgemeiner lädt mitunter das Städel zum Erkunden seines mehr als 700 Jahre umfassenden Kunstbestandes ein. Zum Ausklang ließe sich von dessen Dach aus noch gemütlich auf die Skyline und das Ufertreiben blicken. Denn bei all dem Trubel darf es eben auch einmal ein Moment der Ruhe sein.