Ein bereits inhaftierter Berliner Palliativmediziner soll mindestens 15 Menschen getötet haben. Das teilte die Staatsanwaltschaft Berlin mit und erhob Anklage wegen Mordes. Die Behörde sieht demnach die Mordmerkmale niedere Beweggründe und Heimtücke als gegeben an.
Der beschuldigte Arzt sitzt seit August 2024 in Untersuchungshaft. Damals war die Staatsanwaltschaft von vier Opfern ausgegangen. Im Laufe der Ermittlungen, bei denen auch Leichen exhumiert und von Rechtsmedizinern untersucht wurden, stieg die Zahl der mutmaßlichen Opfer: erst auf acht, dann auf zehn – nun gehen die Ermittler von 15 aus. Die Zahl könnte sich weiter erhöhen, weil die Ermittlungen andauern. Parallel zu der Verhandlung vor dem Landgericht Berlin wertet eine eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt weitere Unterlagen von Patienten des Mediziners aus.
Der Mann soll die Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase.
Arzt soll Patientinnen „tödliches Gemisch“ verabreicht haben
Die bislang bekannten Todesfälle reichen bis ins Jahr 2021 zurück. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft soll der heute 40-Jährige im September 2021 einer 25-Jährigen „ohne medizinische Indikation ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente“ verabreicht haben, um sie zu töten. So soll es auch bei späteren Fällen gewesen sein.
In den Fokus der Ermittler geriet der Arzt, der in mehreren Bundesländern tätig war, zunächst wegen vier Fällen im Juni und Juli 2024. In dieser Zeit soll er vier Menschen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen in Berlin getötet haben. Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötungen zu verdecken.